Günter Maiß - virgin-jazz-face

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José James „1978“ –  live im domicil Dortmund, 19.10.2024
 
Endlich ist es gelungen, den großartigen Sänger Jose James ins domicil zu holen. In den Jazzpolls vom US -Fachmagazin downbeat rangierte er jahrelang neben Gregory Porter, Kurt Elling und Theo Bleckman auf den vorderen Plätzen der besten Jazz Sänger! In NRW war er in den Vorjahren nur zweimal im Kölner Bahnhof Ehrenfeld zu hören. Trotz seines Renommees und der Kooperation mit dem Veranstalter Karsten Jahnke (Konzerthaustourneen!) tritt er – neben Festivals - in „kleineren“ Locations auf, und das ist gut so. Der Saal war unbestuhlt (wie in Köln auch), obwohl es nicht wirklich ein tanzbarer act war. Das äußerst gemischte Publikum (von 20 – 70!?) goutierte offensichtlich das Setting.
 
Der 1978 geborene Jose James bewegt sich zwischen den Genres Jazz, Pop/Rock, Funk, Soul und HipHop. Und das passt wirklich nicht in strenge Stuhlreihen. Im domicil präsentierte er sein neues – 12. Studio - Album „1978“, allerdings in kleinerer Besetzung als im Studio. Dabei waren keys, bassguitar und drums. Neben Tracks vom aktuellen Album sang er aber auch Stücke aus „No beginings, no end“, „On and On“ sowie aus „Lean on me“ die Bill Withers Hits „Ain’t no sunshine” und „Grandma’s Hand“. Seine Helden wurden in Ansagen und Texten gewürdigt, unter anderem Miles Davis, Marvin Gaye, John & Alice Coltrane, Leon Ware, Quincy Jones, Stevie Wonder, Prince und Michael Jackson, Letztgenannten erlebte er bereits als 10 Jähriger live.
 
Den starken Bezug zum Hiphop stellte er insbesondere in Solo-Einlagen, die er mehrstimmig durch den Einsatz eines Loops gestaltete, heraus. Phrasen „scratchte“ er, durch entsprechende Handbewegungen unterstrichen, - besonders eindrucksvoll mit einem Zitat aus Coltranes „A Love Supreme“.
 
Das neue Album hat Jose James selbst produziert. Nach einigen großartigen Alben auf Impulse und blue note hat James sein eigenes Independent Label RAINBOW BLONDE (Co-founded) gegründet, geleitet von einer schwarzen Frau, wie er herausstellte.
 
Jose James ist Entertainer durch und durch, die Botschaft „Love“ verband er meisterhaft mit gesellschaftskritischen Feel-Good-Vibes – wie es vormals u.a. Marvin Gaye, Prince und Stevie Wonder taten. James bedankte sich beim begeisterten Publikum durch Zugaben und langen After-Show-Talk am Merchstand, trotz Erkältung! Einziges Manko bei diesem Topact: Ein arg mulmiger, unkonturierter Basssound, - das kann das domicil besser.
 
Fotos & Text: Günter Maiß


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53. Moers Festival 2024 - „Nix Berauschendes“ - aber gewohnt überraschend
 
„Nix Berauschendes“ – angelehnt an den Duktus der Moerser Legende Hanns-Dieter Hüsch – Was auch immer die Botschaft ist: Moers ist anders …: Während andere Festivals mit großen Namen, sogenannten Topacts punkten, konzentriert sich das Moes Festival auf vor allem junge, unbekannte experimentelle Acts aus aller Welt. In Summe waren das ca 220 Musikerinnen und Musikern aus 20 verschiedenen Ländern, die in rund 100 Konzerten und Sessions 25.000 BesucherInnen bestens unterhielten.
 
Die Orte:
Wie im Vorjahr waren die Hauptspielstätten die ENNI Halle, der Rodelberg sowie die ANNEX Bühne (Schulhof Filder Benden). Hinzu kamen eine Reihe von weiteren Spielstätten in der Stadt (Börse, Bollwerk, Ev. Stadtkirche, Grafschafter Museum, Schul-Aula Filder Benden …) und im Park.
 
Die Rahmenbedingungen:
Im Programmheft 2023 wurde noch die Baustelle rund um die Halle mit der größten Bauzaun Ausstellung weit und breit augenzwinkernd kommentiert. 2024: Noch immer Baustelle, unfassbar wie lange die Fertigstellung von Parkplätzen dauern kann! Von dem Flair, das noch 2019 vorhanden war mit zahlreichen Ständen, Sitzgelegenheiten und Openair-Bühne, - keine Spur. Vor allem für die BesucherInnen ohne Ticket war die aktuelle Situation ein bedauerlicher Verlust.
 
Trotz der Baustellenmisere an der Halle waren die Festivalmacher bemüht, das Event in der Stadt zu verankern. Dieser Aspekt wurde mit „Moersifizierung“ tituliert, ein Element davon war die mobile Bühne, eine Pritsche auf einem Kleintransporter.
 
Programm- und Rezeptionskonzeption:
Der Künstlerische Leiter Tim Isfort präsentierte wieder einen bunten Strauß an Acts mit einigen (Insider-)bekannten MusikerInnen wie Posaunen-Legende Conny Bauer, Zeena Parkins (Harfe), den Pianisten Nduduzo Makhathini, die Gitarristen Arto Lindsay und Caspar Brötzmann sowie festen Größen der deutschen Jazzszene wie Sebastian Gramss, Christian Lillinger und Jan Klare.
 
Ein inhaltlicher Focus lag 2024 bei den Schwerpunktländern Japan und Namibia.  Für Japan schlug sich das in besonderer Präsenz des Instruments „Koto“ nieder, das in diversen Konstellationen zu hören war. Tim Isfort beabsichtigt generell, sowohl die langjährige Beziehung zu Japan weiterzuführen als auch die seit 2020 eingeführten Einladungen an Musikerinnen und Musikern aus einem afrikanischen Land fortzusetzen. Wie immer gab es auch diesmal ein „Improviser in Residence“: die Saxofonistin Virginia Genta.
 
Bei 100 Konzerten, zum Teil parallel an unterschiedlichen Orten  stattfindend– bastelt sich jede/r BesucherIn ein individuelles Festivalerlebnis! Das ist verbunden mit einigen Fußmärschen/Fahrradtrips: FestivalbesucherInnen mischten sich mit interessierten MoerserInnen, die das Gelände und den Park alljährlich erkunden. Je nach Vorlieben war man ständig unterwegs und aufgrund der Enge auf den Verbindungswegen war das selbst mit dem Fahrrad nicht so schnell/einfach zu bewerkstelligen.
 
Bühnengestaltung:
Der Versuch anders als andere Festivals zu sein, spiegelte sich auch in der jeweiligen Bühnengestaltung nieder: Präsentiert wurde das Moers Festival an diversen Orten (siehe oben), um vielfältige Rezeptionsbedingungen zu schaffen: Openair Bühnen, Nachtkonzert oben auf dem Rodelberg (mit Flügel!), Kirche, LKW-Pritsche, u.a. Selbst die klassische Konzertsituation in der Halle wurde durch eine „Mittenbühne“ (mit Rundungen) aufgebrochen, zum Teil durch eine kleine Küche mit Suppenausgabe kontrastiert.
 
Wirtschaftsfaktor Musikfestival:
Aus Sicht des Musikfans ist das Moers Festival nicht mehr wegzudenken. Gleichwohl ist es für die Veranstalter ein ständiger Kampf um Unterstützung und Akzeptanz,  -das ließ Festivalmacher Tim Isfort mehrfach durchblicken. Zur Etablierung des Events trägt daher durchaus bei, die wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt zu beleuchten und zu kommunizieren. Elementar sind die Zahlen für 2024: geschätzt ca. 25.000 Besucherinnen und Besuchern, 5000 weniger als im Vorjahr. Von diesen Gästen hatten 1250 eine Festivalkarte. Der  Händlermarkt umfasste ca. 60 Stände. Die Hotellerie in Moers und den Nachbargemeinden konnte sich über 640 Übernachtungen von KünstlerInnen freuen. Der Imagegewinn ist auf jeden Fall immens, auch für den Nichtjazzfan!
 
Acts – Eine Auswahl:
Die ANNEX- Bühne im Schulhof des Gymnasiums in den Filder Benden
 
ANNEX steht für “Avantgarde-No-Notation-Experiment-Crossing(X) – eine Hommage an das Avantgarde Festival Schiphorst, hosted by Jean-Hervé Péron”. Bis 2023 war Jan Klare der Kurator, nun hieß es: „Ein unkuratierter Ort, der Künstler*innen einlädt, die Bühne zu annektieren und Platz für das spontane  Zusammensein lässt!“ Zu sehen war hier reichlich frei Improvisiertes von diversen Konstellationen der FestivalmusikerInnen, wie. Conny Bauer, Jan Klare, Virginia Genta, Simon Camatta u.v.v.a.! Immer neu, aber doch irgendwie altbekannt. Vor allem für manche der jüngeren HörerInnen konnte die ANNEX Bühne sicherlich inspirierend sein.
 
Freitag:
CAFÉ OTO: Am Rodelberg war der fantastische Pianist Alexander Hawkins zusammen mit Strings (b/v/vc) zu hören, nach dem Umzug in die Kath. Stadtkirche ein Kontrastprogramm: M. Yagi und H. Tagahashi spielten die japanische Harfe „Koto“, der Sound mal besinnlich, mal sphärisch und arg verfremdet durch gestrichene Saiten, Verzerrung und loops. Nach weiterem Umzug in die Halle wurde man von der Soundwelle der „Amirtha Kidambi’s ELDERS ONES“ überrollt. Die Stimme von A. Kidambi stand im Zentrum, umgarnt von Tenor und Sopransax, hinterlegt mit treibenden Groove. Umzug zum Rodelberg, um den südafrikanischen Pianisten Nduduzo Makhtini zu hören, ein weiterer Topact. Er präsentierte mit seinem festen Trio spirituelle Klänge, am Flügel äußerst flexibel, mal romantisch, mal wie McCoy Tyner oder A. Ibrahim klingend.
 
Samstag:
Die Band AHORA machte am Samstag den Auftakt Openair, ein interessanter Brasil Act a la Arto Lindsay und John Zorn, - mit dabei die brasilianische Schlagzeugerin Bruna Cabral, die insgesamt dreimal zu hören war. Ebenfalls dabei sowie sehr präsent und Soundprägend auf dem Festival war die Cellistin Emily Wittdrodt. Umzug in die Halle um der Projektband SACH MA NIX zu lauschen, die Texte von H.D. Hüsch mit avantgardistische Tönen verwoben, u.a. mit dem Drummer Achim Krämer plus g/sax/electr. . Weiter ging es am Rodelberg mit der fantastischen Band „KIND“. Dahinter steckt der Banderfinder (so hat er sich selbst einmal tituliert!)  Jan Klare. Er selbst an cl, sax plus Shannon Barnett (tb), Shabnam Parvaresh (cl), David Helm (b) und wiederum Bruna Cabral (dr) & Emily Wittbrodt (vc). Die Band hatte bereits Auftritte hinter sich plus 2 Proben, sodass das komplexe Material überzeugend rübergebracht wurde: Die Band ohne Harmonieinstrumente realisierte die oft zitierte perfekte Kombination aus Komposition und Improvisation mit schönen Unisono Passagen und unterschiedlichen Instrumenten-Konstellationen! Ein weiterer Act am Berg, das Trio AKAWA/PHILIPP/LUCACIU (voc/ukulele, as, b) mit filigranem Klangbild und breitem Spektrum, vom japanischen Volkslied bis atonalen, freien Improvisationen. In bester Spiellaue/Form war Posaunenlegende Conny Bauer, zu hören in der Halle im Duo mit der japanischen Pianistin Rieko Okuda. Abschluss des Abends in der Röhre: Jackson Wahengo (voc,g  plus p, as, b, dr)  sorgte mit tanzbaren, karibischen Klängen für Begeisterung.
 
Sonntag:
Entspannt ging es am Sonntag los mit dem Danny Fox Trio, zu hören auf dem Moersmobil/Pianomobil vor dem Cafe Lyzeum: Auf minimalem Raum auf der Pritsche agierte das Trio mit Piano, Bass und Snaredrums, - Drummer und Pianist teilten sich einen Klavierhocker. Das Publikum auf der Cafe-Terrasse genoss den Auftritt. Danny Fox trat nachmittags nochmals in der Halle auf und sorgte mit seinem langjährigen und extrem gut eingespielten Band für nochmalige Begeisterung mit groovendem, melodischen Klaviertrio Jazz ohne ins Kitschige abzudriften. Ein gänzlich anders klingendes „Klaviertrio“ war das Trio „Dietzner Gramss Zoubek“ mit eher experimentellem Ansatz, u.a. durch den Einsatz von Analog-Synthesizern und einem zum Teil mit zwei Bögen traktiertem Kontrabass  … . In der Halle dann der Auftritt des großen Ensembles „Captain Niederrhein im Rausch des Unimoersums“ mit Mitgliedern des „INprogRes Ensembles“ mit Leticia Carrera (Ltg) und Leh Qiao Liao (Dirigat), ambitioniert und hörenswert,  wobei die auch hier eingesetzte Koto nur eine Nebenrolle spielte.
 
Umzug zum Berg, um Michiyo Yagi + Chrstian Lillinger + Takashi Sugawa zu hören. Free & experimentell, mit filigran kreativem Schlagzeugspiel von Christian Lillinger. Dann 2 acts in der Halle mit “Brözzfrau”. Namensgeber ist Caspar Brötzmann (gb), Sohn des 2023 verstorbenen Peter Brötzmann, umgeben von illustren Größen der FreeJazzSzene wie Connie Bauer, Bart Maris (tp), Alex Kruglov (sax) und Achim Krämer (dr).
 
Das Trio VAX war ein weiteres Highlight in der Halle mit Liz Kosack (synth), Patrick Breiner (ts) und Devin Gray (dr). Die amerikanische Keyboarderin (sowie Grafikerin und Wahlberlinerin seit 2013) liebt es offensichtlich kostümiert aufzutreten, - in Moers erzeugten in einer abgedunkelten Halle grüne Laserstrahlen  -ausgesendet vom neckischen Bustier - verstörende Effekte: insgesamt ein schriller, lauter, abenteuerlustiger und überraschender Act - so kann Jazz 3.0 klingen!
 
Montag:
Am letzten Festivaltag ließen es “Colonel Petrov’s Good Judgement“ am Rodelberg so richtig krachen. (Der Name bezieht sich auf den Oberst Stanislaw Petrov, der im Jahre 1983 durch sein Nicht – Befolgen der offiziellen Regeln im Falle eines Raketenalarms, einen vermeintlichen Atomangriff, verhinderte …). Die Band spannte einen stilistischen Bogen vom Jazz über Prog-Metal, No Wave bis hin zu Noise. Auch die augenzwinkernde Performance vom Saxofonisten L. Huhn ließ keinen Zweifel daran, dass man es eher mit einer Metallband als mit einer Mainstream-Jazzband zu tun hatte. Erneut zu hören der umtriebige P. Zoubek an den Keys. Reza Askari, hier am E-Bass, und Thomas Sauerborn sorgten für einen fetten Groove. Mit dem Satoko Fuji Tokyo Trio war ein weiteres, exquisites Klaviertrio zu hören. Virtuos, nuancenreich und kraftvoll.
 
Den Abschluss des Festivals gestaltete Arto Lindsay, einer der sog. Topacts. Programmmacher Tim Isfort wurde von einem seiner Konzerte bereits als 16 Jähriger inspiriert. Ein Grund ihn einzuladen, denn Lindsay ist ein grandioser Komponist und Produzent (z.B. von Marisa Monte und Caetano Veloso!!!). In Moers spielte er Gitarre und sang, vor allem in Portugiesisch im Bossa Nova Duktus mit gelegentlichen „Ausbrüchen“. Nur, und das merkte T. Isfort in der Ansage an,- Gitarre spielen kann er nicht wirklich (oder vermeidet es?):  Mit seiner arg verzerrten 12-Saiter-Gitarre erzeugte er nur Noise; das in der Kombination mit ein wenig Electronic und Loops vom Duo Partner war sehr schnell redundant und mäßig spannend.
 
Anspruch, Fazit und Ausblick?
 
Moers 2024 war wieder anders. Die Diskussion und das Wortspiel „Moers is not a jazz festival“ und „Moers is a jazz festival“ ist durch die Programmgestaltung 2024 erneut beantwortet (bzw. bereits 2023 mit Programmpunkten wie K. Garrett, B. Hart, M. Mazur, G. Ullmann u.v.a.): Das Festival ist AUCH ein Jazzfestival und ein Festival für vieles mehr. Aber ebenso wurde Außermusikalisches transportiert, sowohl – gewohnt verschwurbelt im Programmheft – oder durch Tim Isforts Ansagen sowie durch eingespielte Zitate des „großen Humanisten, Pazifisten, feinen Beobachters und Menschen Hanns Dieter Hüsch als Captain Niederrhein“.
 
Fragt man eine KI (BING) was denn das Moers Festival überhaupt ist, so kommt eine recht plakative, Holzschnittartige Beschreibung als Antwort: „Das Moers Festival ist ein kulturelles Highlight, das Musik, Besinnung, Politik und Gemeinschaft vereint… . Die Veranstaltung bietet ein vielfältiges Line-up und verspricht einzigartige musikalische Erlebnisse. Superheld:innen werden das Böse in Politik, Mainstream und Rüstungsindustrie bekämpfen! Neben der Musik gibt es auch politische Diskussionen, Workshops und Kunstinstallationen. … Das Festival setzt sich aktiv für soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ein. Die Superheld:innen auf der Bühne sind nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich engagiert.“
 
Mit einigen neuen musikalischen Erlebnissen reicher und beseelt durch die Atmosphäre schaue ich mit Freude dem Festival 2025 entgegen.
 
Text & Fotos © Günter Maiß


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„Jards Macalé“ der heimliche Star aus Brasilien am 3.3.2024 im domicil Dortmund
 
Lineup: Jards Macalé - voc, ac guitar
Guilherme Held – el-guitar
Pedro Dantas – bassguitar
Thomas Harres - drums
 
Seinen 81. Geburtstag feierte Jards Macalé - gebürtig Jards Anet da Silva - im Dortmunder domicil, was selbstverständlich mit einem kleinen Ständchen gewürdigt wurde. Seine Europatournee war sicherlich für manch einen Brasil-Fan eine Überraschung: Warum kannte ich „den heimlichen Star“ noch nicht oder wo kommt er nach so langer, gefühlter Abwesenheit nun her ….  Nach etwas Recherche realisiert der interessierte Fan, dass der gebürtige Carioca Jards (d.h. aus Rio) bereits Mitte der 1960er für Gal Costa und Caetanos Schwester Maria Bethania komponierte /arrangierte. Wie Gilberto Gil und Caetano ging auch Jards nach London ins Exil. Dort wurde er Caetanos Bandleader und Gitarrist auf dem fantastischen Album „Transa“ (1972). Im gleichen Jahr nahm er sein Debutalbum auf.
 
Die Musik dieses Album wurde nun wieder auf die Bühne des Dortmunder domicil gebracht, wie 1972 mit 2 Gitarren, Bassgitarre und drums. Heute wie damals vereinigte er Bossa Nova, Samba, Rock und Jazz. Im domicil stand der E-Gitarrist Guilherme Held vorwiegend im Zentrum, die Stimme von Jards war - auch gesundheitlich bedingt - deutlich begrenzter als auf seinem Debut Album. Die Begeisterung der Fans, auch einige Brasilianische, wurde dadurch jedoch kaum geschmälert. Amüsant eine kleine Story, die Jards mittels Übersetzerin vermittelte: Er hatte eine höchst geheime Telefonnummer von Joao Gilberto. Er rief ihn an und sprach sehr, sehr lange auf den (vermeintlichen) Anrufbeantworter von Joao. Später realisierte er, dass Joao schon 5 Jahre tot war …
 
Mit seinem Aufritt in Dortmund feierte Macalé nicht nur seinen 81. Geburtstag, sondern auch die Wiederveröffentlichung seines bedeutsamen Debüt-Albums nach über 50 Jahren, eines Meisterwerks, das 1972 von Philips veröffentlicht wurde. Die Wiederveröffentlichung realisierte das Kölner Label „WeekendRecords“/Jan Lankisch.
 
Text/Fotos © Günter Maiß


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„Alles Jutta!“ - Joe Hertenstein Trio feat. Michael Moore im domicil Dortmund 23.02.2024
 
Lineup: Joe Hertenstein – Schlagzeug
Antonio Borghini – Kontrabass
Michael Moore  - Altsaxofon & Klarinette
 
Mit dem Joe Hertenstein Trio gastierte im domicil Club ein weiteres Mal eine Band, die im Spektrum Modern Jazz / freie Improvisationsmusik agierte, - „klassisch“ besetzt mit reeds/bass/drums. Das Fehlen eines Harmonieinstruments nutzen die drei renommierten Musiker reichlich für höchst bewegliche Improvisationen. Gleichwohl war es kein FreeJazz-Konzert, der Bezug zur Jazztradition war durchweg hörbar, so z.B. in der augenzwinkernden Hommage an Jutta Hipp mit dem Titel „Alles Jutta“! (J. Hipp machte sich in den 50er/60er Jahren als erste dt. Frau in USA einen Namen als virtuose (Hardbop) - Jazzpianistin. PS: Lesenswert ist auch die J. Hipp Biografie von Ilona Haberkamp!).
 
Bestimmt wurde der Bandsound maßgeblich durch den Saxofonisten/Klarinettisten Michael Moore. Moore war bereits im alten domicil mehrfach zu hören, eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist manchem Gast der Auftritt mit dem „Clusone Trio“ (mit Han Bennink und Ernst Reijseger). M. Moore studierte am New England Conservatory of Music, u.a bei Jaki Byard und Gunther Schuller. Der gebürtige Amerikaner ist seit Anfang der 80er Jahre wichtiger Bestandteil der holländischen Szene. Neben dem Clusone Trio war M. Moore u.a. Mitglied des Misha Mengelberg Instant Composers Pool sowie in Georg Gräwe's Grubenklang Orchester. Beim aktuellen Konzert im domicil steuerte er höchst unterschiedliche Sounds bei, - mancher Gast meinte mal einen Jimmy Giuffre (mit sanftem, warmen Klarinettenton), mal einen Jackie McLean (oder einen anderen Vertreter der Hardbop-Ära) vor sich zu haben. Toller Ton, eindrucksvolle Linien!
 
Namensgeber und Leader des Trios ist der seit 2020 wieder in Berlin lebende Schlagzeuger Joe Hertenstein. Er studierte Musik in München, Rotterdam, Berlin und Köln. 2007 ging er nach New York, wo er im Jazzstudiengang des Queens College den Master of Arts absolvierte. Die Liste der Kooperationen ist lang (u.a. Thomas Heberer, Jon Irabagon, Anthony Coleman, Kenny Werner, Mat Manieri). Zu hören war er unlängst auch auf dem Moers Festival. Bevor er sich dem Jazz zuwandte, spielte J. Hertenstein Rock. Inspiriert von Johnny Cash und Tom Waits trat/tritt er unter dem Pseudonym Joe Stone auch als Countrysänger auf.
 
Den Kontrabass spielte der Italiener Antonio Borghini; er ist ebenfalls ein weiterer virtuoser Vertreter des europäischen Jazzszene. A. Borghini wohnt mittlerweile ebenfalls in Berlin, nicht verwunderlich, dass es zu Kooperationen u.a. mit Alexander von Schlippenbach, David Murray, Anthony Braxton, Butch Morris oder Christian Lillinger kam. Vor dem Konzert im domicil war A. Borghini ebenfalls als musikalischer Begleiter im Rahmen der Vernissage zur Ausstellung des Künstlers Henning Bolte zu hören. (domicil · Forum Jazz & Creative Music · Dortmund (domicil-dortmund.de)
 
Wieder einmal ein runder Jazz-Abend: Das Trio begeisterte die Gäste im intimen Club des domicil, zutreffend die domicil Ankündigung: „Das Trio verspricht feinfühligen wie ebenso kraftvollen New Jazz mit Improvisation und Komposition und viel Raum für Interaktionen.“
 
Text & Fotos © Günter Maiß


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Chris Potter Trio im domicil Dortmund_17.02.2024

Line Up:

Chris Potter – tenor & sopransax;
Craig Taborn – keys, piano, fender Rhodes;
Eric Harland - Drums
 
Großartige Musik und Publikumszuspruch fielen beim letzten Auftritt des Chris Potter wieder einmal zusammen. „Ausverkauft“ hieß es im Dortmunder domicil, wo das Allstar Trio für Begeisterung sorgte.
 
Manche halten Chris Potter gar als besten Saxofonisten aller Zeiten. Eine solche Superlative ist im Bereich Kunst allerdings Unfug. Sicher ist allerdings, dass er Innovator auf dem Instrument ist und alles, was John Coltrane und nachfolgend z.B. Michael Brecker und Joe Henderson kreiert haben, verinnerlich und weiterentwickelt hat. In technischer Hinsicht ist er überragend, er pflegt einen klaren scharfen Sound. Die growlende, „dreckige“ Intonation eines Archie Shepp ist nicht sein Ding. Das war dann schon mehr Stilmittel des Pianisten Craig Taborn, der das fender rhodes Piano krachen ließ. Neben dem rhodes spielte Taborn punktuell auch ein keyborad, vor allem aber den großen Yamaha Flügel.  Taborn musste im domicil nicht groß vorgestellt werden. In mehreren Auftritten hat er - u.a. solo -  seine zum Teil sperrig-vertrackte, virtuose Klavierkunst präsentiert. Die Zusammenarbeit mit Potter währt Jahrzehnte, - großen Eindruck hinterließ zum Beispiel das gemeinsame Live Album „Follow The Red Line - Live At The Village Vanguard“ von 2007.
 
Die Besetzung des Trios mit Sax, keys und drums war eher ungewöhnlich wegen des Fehlens des üblicherweise vorhandenen Basses. Der wurde nicht ersetzt durch die keyboards, der Sound blieb luftig und flexibel (mit viel Freiraum für das Sax), die bassdrum immer sehr präsent. Im Ergebnis entstand ein ungewöhnliches, aber stimmiges Klangbild. Das Trio agierte sehr interaktiv, unvermittelt tauchten Themen mit zum Teil hymnischer Anmutung auf.
 
Phänomenal war auch der drummer Eric Harland. Aufmerksame Gäste bemerkten vielleicht das Agieren mit 2 HiHats, die Harland mit dem linken Fuß (Spitze und Hacke) gleichzeitig bediente und so vertrackte Grooves und Sounds produzierte. Eric Harland hat sich in den letzten Jahrzehnten ein großartiges Renomé erspielt.
 
Seine Mitwirkung nahmen u.a. in Anspruch: Charles Lloyd, Greg Osby, Geri Allen, Jason Moran,  Ravi Coltrane, Dave Holland, Terence Blanchard , Aaron Parks . Bei der 65. jährlichen Down Beat Leserumfrage erschien er in der Liste der besten Schlagzeuger zusammen mit Altmeistern wie Roy Haynes und Elvin Jones.
 
Chris Potter wird vor allem auch wegen seiner Vielseitigkeit gerühmt. Diese schlug sich in der Zusammenarbeit mit Musikern wie Pat Metheny, Ray Brown, Jim Hall, Steely Dan und Veröffentlichung von Alben auf Labeln wie Criss Cross (Debut 1994), Concord, Universal, Verve und ECM, nieder. Auf der 2023er Album sind Kompositionen zu finden von C. Parker, Strayhorn, Jobim! Nicht verwunderlich, dass auch junge Menschen den Weg ins domicil fanden, um jazz-at-its-best zu hören!
 
Im Konzert im domicil präsentierte er schöne Spannungsbögen: Mit dem Sopransax schlug er sanftere, lyrische Töne an, die an Wayne Shorter („Native Dancer“) erinnerten, - der erste Sopraneinsatz wurde durch Effekte und loops verdichtet und zu einem druckvollen Track entwickelt. Im letzten Drittel des langen Sets (ohne Pause) kam auch ein oktave pedale für das Tenor zum Einsatz, sodass die virtuosen (horizontalen) Linien nochmal eine andere Klangdimension erhielten.
 
Ein spannender Abend ohne Längen, - das Publikum goutierte das Konzert mit Standing Ovation! Mehr davon!
 
Text/Fotos © Günter Maiß
 


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52. moers festival_
 
Moers is not a jazz festival!
 
Lange ist es her, da war das moers festival ein Jazzfestival. Und es hieß NEW JAZZ FESTIVAL MOERS. 4 Tage Konzerte, Sessions, Zelten. Anspruchsvoll, Avantgarde, auf jeden Fall kein Mainstream, es spielte David Murray und die Elite der FreeJazz_Szene, einige Premieren, exklusive Auftritte! Das war’s. Die aktuelle stilistische Offenheit, um nicht zu sagen Zerrissenheit spiegelt sich wieder im Marketing, ein Profil ist schwerer auszumachen als noch in den 80er Jahren: Nun gibt es Rock, Atonales, FreeJazz, Improvisierte Musik, Neue Musik, Modern Jazz, EthnoBeats und vieles für das es kaum Genreschubladen gibt.
 
Auch das Umfeld wuchs, mehr Zelte, mehr Stände, mehr Party Stimmung, Menschen, die anreisten, nur um zu feiern.
Der Gründer des Festivals, Burghard Hennen, hielt bis 2005 durch, es folgte Reiner Michalke, parallel Programmgestalter im Kölner Stadtgarten.
 
Auch die Locations und das Ambiente haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert: Der Opener fand im Schlosshof statt, dann ging es in den Park (1972 bis 1982 OpenAir), danach folgte die Eissporthallen-Ära 1983-86; lange Zeit wurde ein Zirkuszelt (1987-2013) als Hauptspielort genutzt bis schließlich der „Umzug“  in der renovierten Festivalhalle (ab 2014) erfolgte. Neben den „Mainacts“ in der Halle gab es weitere Acts an anderen Orten, wie zum Beispiel die Musikschule, den Jazzclub „Die Röhre“ und das Schlosstheater.
 
Seit 2017 ist Tim Isfort der künstlerische Leiter: Er und sein Team haben aus das JazzFestival ein umfassendes Event für alle Sinne, verschiedenste Genres, für Jung und Alt, für Besucher:innen und Moerser Bürger:innen gemacht. Die Stadt wird nun bespielt („moersify“), aber das Partygeschehen mit einigen Unannehmlichkeiten (Lärm, Müll) wurde glücklicherweise vor einigen Jahren zurückentwickelt (Zelten nur mit Festivalticket!). In 2023 wurde allerdings ein wenig übertrieben seitens der „Stille-Fraktion“ in der Stadt. So mussten in letzter Minute durch einen Gerichtsbeschluss das Programmende vorgezogen werden, verbunden mit viel Orga-Aufwand durch Anpassung des Programms und der Abläufe.
 
Das 52. moers festival in Zahlen: einhundert Konzert-Acts mit rund 250 Künstler*innen aus über 20 Ländern, in rund 170 Konzerten, Sessions, Uraufführungen, Diskussionen, in Workshops. Inhaltliche Schwerpunkte waren „?Afrika“ (Guinea, Burkina Faso, Senegal), „Kylwiria“ (Ligeti) sowie die abstrakten Aspekte „Wert“ und „Befreiung“.
 
Naheliegend, das jede/r Besucher:in das Festival anders erlebt, da vieles parallel lief und überhaupt in der Masse überforderte, wollte man möglichst viel miterleben.
 
Die nachfolgenden Zeilen sind daher höchst subjektiv, allein schon aufgrund der Auswahl der miterlebten Acts. Aber von vorn …
 
Ankunft an der Halle, alles anders: eine riesige Baustelle umgibt den Hauptveranstaltungsort, die (ENNI Event-) Festivalhalle. Nur relativ wenige Stände konnten dort untergebracht werden, die OpenAir Bühne dort fehlte. Stattdessen gibt es seit 2022 zwei weitere Hauptspielorte, ein paar hundert Meter entfernt: ANNEX, der Innenhof des Gymnasiums, wo auch die morgentlichen Sessions stattfanden, und die Festivalwiese „AmViehTheater“, der Rodelhang im angrenzenden Park. Darüber hinaus gab es „Guerilla“-Konzerte und Performances in der Innenstadt, so z.B. in der Stadtbücherei, im Bürgermeisterbüro, im Jazzclub „ Die Röhre“, Cafe Mondrain. Tickets gab es an der Musikschule …
 
Die Versorgung mit Speisen und Getränke Stände verteilte sich über das Gelände, eine Platzsituation mit Bühne wie noch 2019 gab es leider nicht. Die Session/Annex-Bühne: Der Bitte von Jan Klare, den Bands Aufmerksamkeit zu schenken, wurde erfreulich gefolgt, - trotz der Openair Situation war eine hohe Konzentration bei der Annex-/ Session-Bühne zu verzeichnen!
 
Nervig war allerdings der Trommel-Verkaufsstand direkt am Eingang zum AmViehTheater: Eine gewisse Geräuschkulisse ist Openair normal und hinnehmbar, aber das wäre vermeidbar durch einen anderen Standort und lenkte ab, ebenso wie der völlig überflüssige DJ Set/Weinstand (?) zwischen Halle und Wiese, störend für die Zelter und die OpenAir-Bühne. Gute Hörbedingungen dagegen in der Halle, - sie ermöglichte konzentriertes audio-visuelles Eintauchen in die Musik, besonders gelungen beim Elektronik-Konzert mit dem „Recursion"-Kollektiv mit beeindruckender Lasershow sowie bei den „Mono-No-Aware“ -Acts..
 
Das herrliche Wetter lud ein, viele Acts auf der OpenAir Bühne mitzuerleben: Auftakt am Freitag rockig mit dem US Trio EDITRIX (voc/g-bg-dr), kontrastreich und zum Teil atonal frei ging es weiter mit SAPAT, instrumentiert u.a. mit einer Harfe, einem Instrument, dem sowas wie ein JazzBoom zugeschrieben wird. Rüber zur Halle, - das mit dem Fahrradfahren bewährt sich 2023 nicht so, da der schmale Weg mit zu Fußgehenden „blockiert“ ist.  
 
SAPAT ist neben anderen eine Kooperation Moers Festival mit dem Londoner Cafe Oto mit Aufführungen in London und Moers. Weitere Kooperationen gab es mit Musiker:innen aus dem THE DORF Umfeld, Gitarristin Raissa Mehner und Simon Camatta. Letzter bereicherte mit seinem kreativen Schlagzeugspiel (nicht nur Trommeln streicheln, sondern auch groovend) die Session- und Annex-Bühne. Session-Kurator hierfür ist nach wie vor Jan Klare, diesmal auch selbst zu hören am Alt im Duo mit C.L. Hübsch an der Tuba.
 
In der Halle spielte FYEAR auf, unkonventionaell besetzt mit BassSax, 2 x dr, 2 x violin, 2 x voc. Eine höchst dynamische Klangreise, auch in die minimal music.
 
Einen Schwerpunkt setzte das Leitungsteam mit dem Ligeti-Fokus „KYLWYRIA“. Anlass ist das Jubiläum: der ungarische Komponist György Ligeti wäre Pfingsten 100 Jahre alt geworden. Aber in Moers geht es nicht um eine werktreue Aufführung, sondern um zeitgenössische Interpretation/Umsetzung. Auftritte des Sohnes Lukas Ligeti (drums, vibes, electronics) mit drei verschiedenen Ensembles ergänzten den Schwerpunkt, wenngleich musikalisch völlig anders orientiert, wie z.B. mit dem BURKINA ELECTRIC Ensemble.
 
Ein paar, nicht chronologische  Eindrücke: Ein Highlight war der Auftritt des legendären Saxofonisten GARY BARTZ, bekannt geworden durch seine Zusammenarbeit mit Miles Davis (1971), hier mit der Band SCATTER THE ATOMS THAT REMAIN zu hören. Virtuos und spielfreudig wie eh und je, „Passion & Spirit“ waren spürbar: schön die Legende mit seinen unverwechselbarem Sound und Linien nochmals erleben zu können. Leider war der Klang der Beschallung (wie auch bei K. Garrett!) bescheiden, unausgewogen, die Bässe unkonturiert, Piano zu leise, etc.. Leider, das war schon mal besser in der Halle!
 
Eindruck hinterließen Größen des Jazz, so z.B. DAVID FRIEDMAN (vibes), der mit dem jungen Mallet-Virtuosen JIM HART Erinnerungen an das in Moers vor Jahrzehnten gefeierte Quartet „Double Image“ aufkommen ließ, hier allerdings mit 2 x dr statt b/dr.
 
Ebenso hinreißend war der Auftritt von GÜNTER BABY SOMMER’s BROTHER & SISTERHOOD: Musiziert wurde im Stile des südafrikanischen Musikers Chris McGregor. Besetzt war die BigBand mit festen Größen insbesondere der deutschen Jazzszene: Vor allem die Saxofonisten glänzten, Frank Gratkowski, Matthias Schubert, Silke Eberhard, Gebhard Ullmann, Raymond MacDonald, - letzterer lieferte in einem Song gleich zwei Soli: Eins sehr modern bis atonal, das zweite im Stile eines Dudu Pukwana. Das umriss auch das überzeugende Spannungsfeld des Ensembles: Von FreeJazz bis Folklore – eine passende Würdigung McGregors!
 
GEBHARD ULLMANN trat nochmals auf mit dem seit 14 Jahren aktiven Trio DAS KONDENSAT, allerdings ohne die angekündigte Liz Kosack, was den Erfolg und die Begeisterung nicht schmälerte. Das Rhythmusgespann Oliver Potratz (bg) und Eric Schaefer am Schlagzeug lief wie geschmiert und sorgte nach viel freier Musik für rhythmischen Drive am Rodelberg.
 
BILLY HART - Diese Schlagzeug-Ikone machte sich Anfang der 70er vor allem mit dem Herbie Hancock Sextett einen Namen, es folgte Zusammenarbeit mit Miles Davis, Shirley Horn u.v.m. Neben seinen Aufnahmen als Bandleader ist Hart auf mehr als sechshundert Alben als Sideman zu hören. Der Drummer eröffnet in Moers einige Tracks mit einem rhythmischen Pattern, um das sich das Stück entwickelte. Vor allem Ethan Iverson (Ex „The Bad Plus“) faszinierte mit filigranem Klavierspiel.
 
EVE RISSER - Beeindruckend war auch der Auftritt von Eve Rissers RED DESERT ORCHESTRA. Risser (F), die bereits 2010 im Duo Donkey Monkey beim Moers Festival auftrat, absolvierte einen spannenden Werdegang: sie erhielt zunächst klassischen Flöten- und Klavierunterricht. Über Kammermusik gelangte sie zum Jazz und zur improvisierten Musik. Erfahrungen mit großen Ensembles sammelte sie u.a. im Orchestre National de Jazz und dem Projekt White Desert Orchestra (2015). Thema dort: Klang der Weite, wie er im Grand Canyon in Arizona erlebbar ist. 2023 schuf sie mit dem 12 köpfigen Ensemble fast cineastisch anmutende Klangbilder. Bläsersoli kolorierten einen mit 2 Balafonen und Piano gestalteten Minimal-Musik-Teppich, lange Ostinati versus Soundcollagen.
 
KENNY GARRETT - Den Abschluss in der Halle gestaltete der Altsaxofonist Kenny Garrett. In der eingespielten Ansage wurden sein Werdegang und seine Einflüsse (von Miles, Sly &Family Stone bis Charlie Parker) gewürdigt. Abgesehen vom bescheidenen Sound ging das Konzert vielversprechend los. Virtuose Sax- und Piano- Soli über jazzig groovende Rhythmen. Das beim Soundcheck angespielte „Tutu“ wurde nicht gebracht, stattdessen verlor sich Garrett in einer nicht enden wollenden Mit-Sing-Nummer. Mit dem Ergebnis, dass einige den Act abfeierten und tanzten, andere Besucher:innen verließen entnervt die Halle.
 
MILES & MORE (Programmheft, Marketing, … )
 
Das Programmheft tituliert das Festival als „Jazzfestival für Musik/ Synapsenbildung/Medienkunst und: Zusammensein!“, der Titel des 78 Seiten starken Programmheftes: „Von Schiffen, Lichtblitzen und 52 synaptischen Irrfahrten_Zwischen Mut und Demut“. Höchst anspruchsvoll bis verklausuliert!?! Herauszulesen ist auch der Geist der Gründer, denn man wollte „die Welt 1972 nicht mehr so hinnehmen wie sie war“ (Tim Isfort im Interview, S.5). Wichtig war den Autoren, den Wert und die Wertschätzung von Musik und Kultur herauszuarbeiten. Unterm Strich, Konsens in einigen Diskussionsrunden beim Frühstück, ist es wiederum gelungen, aus dem Programmheft ein eigenständiges Kunstwerk zu machen. Nur wer die Hoffnung hatte, anhand der zum Teil arg verschwurbelten Texte eine Programm-Orientierung zu bekommen, wurde enttäuscht. Da wurde virtuos Architektur getanzt!!! (Zappa oder E. Costello?: „Über Musik zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen“). Humorvoll wurde die bauliche Misere mit dem Text „Willkommen zur internationalen Bauzaunmesse in Moers!“ kommentiert , ebenso der Kampf der Klimaaktivisten. Besucher:innen Idee: Herausgabe einer Kinder- / Leichtleseversion, ggf. in Toiletten und sonstigen stillen Orten auslegen, - dort würden diese sicherlich ausgiebig gewürdigt!
 
Miles Davis: Gleich vier ehemalige Miles-Mitmusiker:innen präsentierte das Moers Festival: Neben Gary Bartz noch Marilyn Mazur, Kenny Garrett und Billy Hart. Und an dem Punkt könnte man sich fragen: Ist das nicht auch Mainstream? Und wenn ja, was ist schlimm daran, denn es waren anspruchsvolle Acts, die mit Begeisterung aufgenommen wurden?
 
Fazit
 
Abschließend wurde seitens des Veranstalters bilanziert, dass die „Synapsenbildung“ geglückt ist. Mit ca 1300 verkauften Karten konnte noch nicht ganz an die Größenordnung vor der Pandemie angeknüpft werden, aber ein Anstieg gab es glücklicherweise dennoch, - der  Kampf der Musikveranstalter, das Publikum wieder vom Sofa zu holen findet noch reichlich hier und auch anderen Ortes statt!  
 
Mein persönliches Fazit: Moers bot ein volles Programm, abwechslungsreich mit einer weiten Spanne unterschiedlichster Genres. Es gäbe noch eine Menge zu den Acts zu sagen, einige sind hier benannt, andere wären sicherlich auch der Erwähnung wert, wie das erstmalig Zusammentreffen von Luc Ex und Nélida Karr mit Limosa , die Trondheim Voices oder die faszinierende Tastenkunst des Finnen Aki Rissanen, das Ligeti Projekt, die Doppelkonzerte „at the same time“, die Guerilla Konzerte in der Stadt, die Kinderbühne und vieles mehr.
 
Kein Mainstream! - Ein Profil ist schwerlich zu erkennen, in der Bewerbung (Postkarte) vernimmt man:  „1) Moers ist nie Mainstream!“ und „5. Moers is not a jazz festival!“ Ein Wortspiel, anknüpfend an 2022: “Moers is not a jazz festival”. Es scheint strittig zu sein, ob Jazz und wenn ja, welcher Jazz denn zu Moers gehört/passt, und was noch! Offensichtlich liegt der Focus weiterhin auf FreeJazz/Improvisierter Musik, - dieser hat nach wie vor den Nimbus des Fortschrittlichen und Wertvollen inne. Warum mehr als Hardbop oder Fusion? Nach MEINEN 50 Jahren Jazzhör-Sozialisation mit vielen Konzerten und reichlich Plattenhören von Brötzmann, Kowald, Art Ensemble of Chicago, Evan Parker, Globe Unity O., Bennink, Christmann, Braxton, Frith, Sharrock (alle in Moers zu hören gewesen) frage ich mich: Ist vieles der sicherlich einmaligen, unvorhersehbar improvisierten Musik letztlich und mittlerweile nicht doch sehr vorhersehbar? Soll heißen, vieles packt mich nicht mehr so wie in den 70er/80er Jahren, damals war es frisch, überraschend, die musikalische Sprache erweiternd. Heute sind eine Gitarre auf den Knien, der Bassbogen am Drumstick oder ein Sax-Mundstück auf dem Gartenschlauch – das mögen andere/Jüngere anders erleben, für mich persönlich - eher Anlass die Bühne zu wechseln, - da wird „ausgelotet“ auf das es schräg und in bekannten Gefilden bleibt  …!
 
Trotz alledem, es gab in meiner Wahrnehmung reichlich spannende Momente, die vor allem dann entstanden, wenn Komposition/Arrangement/Struktur auf Improvisation traf!
Das Gesamtevent incl. Anreise mit dem Rad durchs Ruhrgebiet (Do-Moers), Zelten und Freunde treffen war den Besuch wert! Nr. 7 auf der Postkarte: „Moers ist gefälligst ein Lebensgefühl!“. Stimmt, - 2024 bin ich wohl wieder dabei, - dann hoffentlich ohne Bauzaunausstellung, stattdessen wieder mit Dorf und weiterer Openair - Bühne!
 
Das Festival konnte realisiert werden durch Unterstützung von:
Die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein Westfalen, Stadt Moers, Kunststiftung NRW, Kulturraum Niederrhein e.V., WDR3, ENNI, Volksbank Niederrhein eG sowie weiteren lokalen und regionalen Sponsoren und Unterstützerinnen.
 
Text / Fotos © Günter Maiß


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Monika Roscher Bigband CD/LP Release Tour im domicil in Dortmund am 19.05.2023
 
Das domicil präsentierte nach JAZZRAUSCH im Oktober 2022 die zweite unkonventionelle BigBand aus München. Während JAZZRAUSCH auf durchgehenden Beat und Nähe zu Techno setze, trumpfte die Monika Roscher Bigband (MRBB) durch ein breites Spektrum an Klangfarben und vielfältige Kompositionen auf. Die Bigband ist konventionell besetzt mit 5 Saxofonen/Flöten, 4 Trompeten, 4 Posaunen plus Piano-Bass-Schlagzeug und die Leiterin an Gitarre und Gesang. Allein die Ergänzung um Electronics/keys von Hannes Dieterle weicht vom gewohnten Besetzungs-Standard ab. Aber damit hat es sich schon was Konvention angeht: Inspiriert durch Vogelgesänge, Hexen- und Phantasiewelten kreiert Monika Roscher Klangbilder, die mal rhythmisch mitreißend, mal verträumt wie Filmmusik von der BigBand umgesetzt werden. Eine zentrale Rolle nimmt Monika Roscher nicht nur durch ihre Kompositionen und Lyrics ein, sondern auch auf der Bühne: Sie dirigiert, spielt E-Gitarre und singt in Deutsch und Englisch. Heraus kommt ein origineller Stilmix, so als ob eine Singer/Songwriterin ihre Songs mit viel (Klang-)Farbe und Dynamik coloriert. Im Ergebnis klingt es mehr nach Carla Bley, Mike Westbrook oder Zappa als nach der Clarke-Boland Bigband oder Herbolzheimer RCB, um nur zwei herausragende Bigbands zu nennen, - wobei auch die MRBB es glänzend versteht zu swingen, aber das dann nur für eine Sequenz. Im Konzert im gut gefüllten domicil Saal gab es neben reichlich arrangierten, ausnotierten Passagen genügend Raum für die Solisten. Vor allem die virtuosen Bläsersoli machten bei all dem Stilmix und genreübergreifenden Sound klar, dass es sich bei der MRBB um eine Jazzband handelt, die die Zuhörer*innen von einem spannenden Sound ins nächste, überraschende Hörerlebnis riss. Es gab auch ein visuelles Highlight:  Im völlig verdunkelten Saal zog Monika Roscher nochmals alle Blicke auf sich bzw. ihren futuristisch illuminierten Anzug.
 
Die Band gibt es seit 2011. Eindrucksvollen Live-Auftritte sorgten für begeistertes Medienecho. 2012 erschien das Debutalbum “Failure in Wonderland” auf  Enja, - ausgezeichnet mit dem „Jazz Echo_ Newcomer des Jahres“. 2016 folgte “Of Monsters and Birds”.  Die MRBB trat auf zahlreichen Jazzfestivals in Deutschland auf (Jazzfest Berlin, JazzBaltica, Jazzfest Burghausen, Zappanale u.a.). Im US Magazin DownBeat wurde die MRBB als „Rising Stars“ gekürt (Kritikerbefragung).
 
Das Konzert wurde mit Begeisterung aufgenommen, zwei Zugaben und reichlich Umsatz am Merchandising-Stand unterstrichen den Erfolg des Auftritts. Die Band wird 2023 noch auftreten in …Idar-Oberstein, Jazz Tage 28.05., Hannover, Pavillon 29.05., Berlin, Kesselhaus 14.06., Nürnberg, Z-Bau 15.06., Ravensburg, Zehntscheuer 17.06., Singen, GEMS 21.09. und in Würzburg beim Jazzfestival 28.10.23.
 
“Witchy Activities And The Maple Death“ (CD / D-LP)
 
Das Konzert fand im Rahmen einer Release-Tour statt: Präsentiert wurde das dritte Album „Witchy Activities And The Maple Death“. Es erschien auf dem Label Zenna und konnte durch eine Förderung durch Neustart Kultur (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) realisiert werden. Die Platte überzeugt durch bis ins Detail ausgetüftelte Kompositionen, unkonventionelle Arrangements und furiose Soli. Die Musik hätte gut als Filmmusik funktioniert, die Titel lassen ahnen, welche Inspiration die Komponistin Monika Roscher vor Augen hatte: „Witches Brew“, „Unbewegte Sternemeere“, „Firebird“, „A Taste of the Apocalypse“ u.a.! Ralf Dombrowski schrieb in dem aktuellen Feature über die MRBB in der JazzThing149 „Eine Bigband muss nicht nur Orchester sein. Auf Witchy Activities And The Maple Death macht Monika Roscher daraus ein Stillabor mit Wurzeln in Rock und Poesie.“ Absolut Hörenswert!
 
www.domicil-dortmund.de
 
 Text & Fotos: Günter Maiß


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„Tiefe Nacht” - Das Andreas Pientka Tentet, live im domicil in Dortmund
 
Tournee LineUp :
Cay Schmitz - Trompete -  Flügelhorn
Christian Mehler - Trompete – Flügelhorn
Philipp Schittek – Tenorposaune
Tobias Herzog – Bassposaune – Tuba
Julius van Rhee - Altsaxophon – Klarinette – Flöte
Marc Doffey - Tenorsaxophon – Sopransaxophon – Klarinette – Flöte
Ole Sinell - Baritonsaxophon – Bassklarinette
Alex Parzhuber – Schlagzeug
Robbi Nakayama – Klavier
Andreas Pientka – Kontrabass – Komposition
David Heiss - Dirigat
 
Einen höchst spannenden Konzertabend bot das A. Pientka Tentet im Saal des domicil Dortmund. Besetzt war das 10 köpfige Ensemble – plus Dirigent -  fast wie eine klassische BigBand, die Klangfarben waren über weite Strecken jedoch gänzlich anders: Leader und Komponist des Programms, A. Pientka nahm sich Goethes Faust als Inspiration: "Was die Welt im Innersten zusammenhält? Nun. Faust, Goethes wohl omnipräsenter Protagonist, war auf derselben Suche wie ich. Wie mich, hat ihn eine dunkle Nacht aus Unwissenheit umgeben. Genauso, wie die Erkenntnis, dass jeder Beginn einer Suche und jeder Anhaltspunkt am Ende zu mehr Erkenntnis führt. Mein Verständnis von Gegenwart beruht auf der tiefen Überzeugung, dass ich die Vergangenheit verstehen muss, sowohl in persönlicher als auch musikalischer Hinsicht. Faust ist dabei ein Sinnbild für eine persönliche Suche. … Jazz und Klassik bieten mir einen schier unendlichen Fundus an Möglichkeiten, die Vergangenheit zu erforschen und die Gegenwart zu verstehen. Für den Entstehungsprozess der Stücke war es zusätzlich wichtig, dass die Kompositionen ohne Erwartungshaltung entstehen konnten, weder von meiner Umgebung noch von mir selbst. Nur so konnte ich eine Ahnung davon erlangen, wo mein Platz in der Welt sein kann.“ (M. Kaiser)
 
Der erste Set war geprägt durch eine eher strenge Ästhetik, näher an Neue Musik als an Bigband-Swing, mit langen ausnotierten Passagen, - das Arrangement reichte z.T. über 8 Seiten Noten, eindrucksvoll ausgebreitet auf zwei Notenständern. Die Kompositionen wurden von einer hochkarätig besetzten Band exzellent umgesetzt. Alle Musiker, ausgebildet in Essen (Pientka), Köln, Berlin und Leipzig, überzeugten nicht nur im Satzspiel sondern auch solistisch.
 
Der zweite Set war deutlich jazziger mit Straight Ahead Originals von Gil Evans und aus dem Miles Davis -„Birth of the Cool“-Album. Die Musik bewegte sich zwischen Jazz und Klassik mit Bezug zur Tradition mit perfekt perlenden Bebop – Passagen, - Musik mit Tiefgang und erfrischend überraschenden Verläufen. Der Leader A. Pientka war ausgiebig als virtuoser Kontrabass-Solist zu hören. Faszinierend waren auch von Bassklarinette und Bass unisono gespielte, vertrackte Ostinato – Figuren. Eine zentrale Rolle spielte der Schlagzeuger des Ensembles, Alex Parzhuber. Er akzentuierte messerscharf die melodischen Verläufe und trug entscheidend zur Dramaturgie und Dynamik der Stücke bei.
 
„Tiefe Nacht“ ist auch als CD bei DOUBLE MOON RECORDS erschienen, aufgenommen im Studio der Folkwang Hochschule der Künste. Es ist das Debut des Kontrabassisten und Komponisten Andreas Pientka: Das JAZZTHING Magazin hat die CD als 95. Ausgabe der „Next Generation“-Reihe in ihr Programm aufgenommen. Die CD enthält ausschließlich die 5 teilige „Tiefe Nacht“ – Suite. Hörenswert!
 
Ausgezeichnet wurde das Projekt durch das Jazz@undesigend Stipendium der Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung. Das aufwendige Projekt - mit Konzerten u.a. in Köln, Bielefeld, Leipzig, Minden (1.4.!) - konnte mit weiteren Mitteln des Landes (Aufbruch Kultur) und der Stadt Essen realisiert werden.
 
Erkenntnisse aus dem Konzertabend: - Ein volles Haus bescheren nach wie vor sogenannte Top-Acts wie kürzlich im domicil aufgetretene Künstler wie John Scofield, Frank Gambale/Scott Henderson, in der „Post-Corona“-Zeit mehr denn je. 2. Frauen sind „auf der Jazzbühne“ leider nach wie vor – aus welchen Gründen auch immer – schwach vertreten (auf der CD ist mit Camila M. .. eine Frau an der Flöte zu hören!). 3.: - Die „Talentschmieden“ in Berlin, Köln, Essen, Leipzig (u.a.)  funktionieren bestens (und mit Marc Doffey ist auch ein Musiker dabei gewesen, der in Dortmund seine Laufbahn gestartet hat).
4. Ein Konzertbesuch im domicil lohnt sich in der Regel auch dann, wenn einem die Namen noch nicht geläufig sind … !
 
Text & Fotos: © Günter Maiß


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John Scofield – Yankee go home_2023 im domicil in Dortmund
 
John Scofield Gitarre, John Cowherd Keyboards, Vicente Archer bass, Josh Dion Schlagzeug
 
Das Dortmunder domicil pflegt eine gute Beziehung zu dem US-Amerikanischen Gitarrenstar John Scofield: In guter Erinnerung ist manchem Fan der Auftritt im Jahr 2021 mit seinem Jazztrio; im Dezember 2022 präsentierte das domicil zudem den Dokumentarfilms „Inside Scofield“ mit dem deutschen Filmemacher Jörg Steineck „vor Ort“. Der Film bestärkte den Eindruck der Besucher:innen , den Scofield im domicil hinterlässt: Authentisch, bodenständig, trotz seiner vielen Jahre im Tourstress noch mit großer Spielfreude präsent, und das ohne jegliche Starallüren, obgleich er zu den weltbesten Jazzgitarristen zählt.
 
Diesmal ist der Gitarrenvirtuose, Jahrgang 1951, mit seiner Formation "Yankee go Home" unterwegs. Der Bandname ist etwas irritierend, wurde er doch zu Zeiten des Vietnam – Kriegs kreiert als Aufforderung an die Soldaten, das Land zu verlassen. Scofield sieht darin eine liebevolle Rückbesinnung auf seine musikalischen Wurzeln. Somit konnte sich das Publikum auf einen Mix aus Jazz, Country, Rock & Blues freuen. Er selbst würde den Sound von „Yankee Go Home“ am ehesten noch als „Roots-Rock-Jazz“ bezeichnen. Im Programm waren Originals, auch vom keyboarder J. Cowherd, aber auch frische Interpretationen z.B. von Neil Youngs „Old Man“, Greadful Dead – „Mighty River“. Überraschend und überzeugend war auch die groovende Version des Spiritual-Jazz-Klassikers „The creator has a master plan“ von Pharoah Sanders, das Original ist immerhin auch schon 54 Jahre alt und US-Musikgeschichte.
 
Scofields Gitarrenstil hat sich ein wenig gewandelt im Laufe von über 50 Jahren Präsenz in der Musikszene, obgleich er leicht zu erkennen ist. In den Fusion-Hochzeiten der 70er/80er Jahre bevorzugte er noch schnelle Läufe, heute sind seine Linie melodiöser, erdiger. Er kombiniert Fingerpicking mit virtuosen Plektrumläufen, er eröffnet Tracks mit sanften Akkorden, die er mit dem Daumen anschlägt; wie ein Bluesgitarrist (Hendrix, SRV, BB King …) greift er die tiefe E-Saite mit dem Daumen. Der Gitarrensound war gewohnt relativ gleichförmig: scharf, leicht angezerrt, die Effektgeräte waren übersichtlich, weder Wah-wah noch Loops kamen zum Einsatz.
 
Die neue Band ist wieder ein Quartett: John Cowherd war an den Tasten zu hören: Mit dem NORD Keyboard, verstärkt über einen Leslie-Verstärker, steuerte er Hammond-Sounds bei, überwiegend spielte er jedoch Flügel. Bekanntheit erlangte Cowherd durch Brian Blades Fellowship Band oder durch seine Arbeit mit Cassandra Wilson. Vicente Archer war  -wie 2021 - wiederum am Bass, neu an den Drums saß Josh Dion. Dion überzeugte nicht nur als druckvoller Rhythmiker sondern auch als Sänger in 2 Tracks zu Ende des Konzerts. Das war eine perfekte Dramaturgie, die das Publikum im ausverkauften domicil Saal begeisterte. Ein starker Auftritt, vermutlich und hoffentlich nicht sein Letzter im domicil.
 
Text & Fotos © Günter Maiß


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Die 29ten Jazztage Dortmund vom 21.10. bis 26.11.2022 im domicil in Dortmund
 
Kein Festival, sondern eine gut vierwöchige Konzertreihe mit 15 Acts präsentierte das Dortmunder domicil im Rahmen der 29. Jazztage Dortmund. Der Fokus lag wie gewohnt auf aktuelle Spielarten kreativer Musik: Geboten wurde somit Neues aus dem Bereich Modern Jazz bis hin zu Pop und zur „Improvisierten Musik“ mit Schnittstellen zu interkulturellen und elektronischen Musik.
 
Delvon Lamarr Organ Trio (DLOT)
Gestartet wurde mit dem DLOT aus den USA, das mitreißende „feel good music“ bot. Wie der Bandname verrät, handelt es sich um ein „klassisches“ Orgel Trio mit Hammond B3 plus Gitarre und Schlagzeug. Das Format ist hinreichend vertreten, aber in dieser konsequent groovigen Ausprägung erfolgreich und auch für junge Menschen attraktiv, die tanzend im Saal das Konzert genossen. Es gab nicht nur Reminiszenzen an 60er Jahre-Orgeltrios, sondern auch an die Rockgeschichte durch ein Medley mit Hendrix-Led Zeppelin-Queen … Themen, das den Gitarristen Jimmy James featur-te.
 
Immanuel Wilkins
Einen gänzlich anderes Konzept verfolgte das Wilkins Quartett, das modernem Jazz - mit Einflüssen von Monk und O. Coleman - präsentierte. Der Altsaxofonist Wilkins wuchs in Upper Darby im Raum Philadelphia auf. Seine erste musikalische Erfahrungen sammelte er in der Kirche seiner Gemeinde. Einige Kritiker betitelten seine Musik als sogenannten Spiritual Jazz, was allenfalls in langsamen Tracks nachvollziehbar war. In den Bebop-artigen Uptempo-Tracks kam Wilkins Virtuosität als Altsaxofonist bestens zur Geltung.
 
Soniq
SONIQ ist ein Projekt der renommierten  Saxofonistin und Komponistin Christina Fuchs. Nach einem Studium in Köln (u.a. bei Joachim Ullrich und Siegfried Koepf) setzte sie ihre Studien bei Maria Schneider, Jim McNeely, Michael Abene sowie George Russel fort. Bekannt ist hierzulande vor allem die Bigband, die auch am 2. Dezember im domicil zu hören waren. SONIQ ist eigentlich ein Trio von C. Fuchs mit den indischen Musikern Jerry Singla und Ramesh Shotam, das nach Schnittstellen der Musikkulturen forscht. Im domicil Konzert wurde das Konzept erweitert um zwei weitere MusikerInnen (synth/Geige plus Bass) und eine multimediale Performance (mit Videoanimation). Hierbei verband SONIQ elektronische mit akustischen Sounds, besonders der Kontrast zu Ramesh Shotams Percussionklängen war äußerst reizvoll und bot einige überraschende Momente.
 
Darrifourcq – Hermia – Ceccaldi
Für Überraschung sorgte auch das hierzulande wenig bekannte Franco-Belgische Trio um den Schlagzeuger Sylvain Darrifourcq. Die Besetzung mit cello-Tenor und drums ist schon ungewöhnlich, das Klangbild des Trios aber umso mehr, es erinnert mehr an eine Metallband als an Kammermusik oder ein Jazztrio. Nur wenige Unisono-Passagen sind zu hören, stattdessen steuert der Cellist Valentin Ceccaldi ostinate Powerchords bei, zupft Bassläufe. Absolut faszinierend das druckvolle, polyrhythmische Spiel des drummers Darrifourcqs, der  das Tenorsax von Manuel Hermia zu fast ekstatischem Spiel anfeuerte.
 
Eivind Aarset Quartet
Eivind Aarset ist bereits mehrfach im domicil zu hören gewesen, die meisten Gäste wussten, was sie erwartet. In jungen Jahren tobte sich Aarset in Rockbands aus, seit langem aber nutzt er die Gitarre als überaus experimentelles Instrument. Auf Bugge Wesseltofts Label Jazzland Records veröffentlichte er 1998 sein Debütalbum Électronique Noire. Zuvor hatte Aarset an über 150 Alben so unterschiedlicher Musiker wie Ray Charles, Dee Dee Bridgewater, Ute Lemper, Ketil Bjørnstad, Mike Mainieri, Arild Andersen, Abe Laboriel, Django Bates, Rebekka Bakken und auch Cher mitgewirkt. Maßgeblich prägte er auch den Sound der frühen Bands von Nils Petter Molvær. Im domicil präsentierte Aarset sphärische Sounds, die sich mit heftigen Grooves abwechselten, erzeugt von den beiden drummern des Quartetts. Nicht neu, aber immer wieder faszinierend!
 
Folkwang Jazz
Weiterer Bestandteil der Jazztage war ein Konzert im Rahmen der Kooperation mit der Folkwang Hochschule der Künste, Essen. Dies ist seit Jahren eine generell überaus fruchtbare Kooperation, die den Studierenden die Möglichkeit einer Bandpräsentation auf großer Bühne ermöglicht. Eindrucksvoll war das hohe Niveau des Hardbop/modern jazz-orientierten Ruven Weithöner Quintetts (mit einem äußerst virtuosen Orest Filipov am Tenorsax und Genevieve O’Driscoll am Kontrabass)!
 
Makaya McCraven
Der drummer Makaya McCraven präsentierte im domicil sein aktuelles Bandprojekt mit tp-g-b. Einen Namen hat sich er sich durch aufwendige Re-Mix – Projekte, z.B. Bearbeitung alter blue-note-Standards oder das Re-Imaging eines Heron Gil-Scott Albums gemacht.  Das Quartett war bestens eingespielt und präsentierte mit großer Spielfreude Originals, alles ohne Elektronik. Am Rande: Makaya, ein weiterer Kreativkopf der Chicago-Jazzszene, entdeckte mit großer Freude in der Treppenhaus-Fotoausstellung das Konterfei seines Vaters Steve, der vor 30 Jahren mit Archie Shepp im domicil ebenfalls hinter den drums saß (und dabei noch genüsslich eine Zigarette rauchte …).
 
Jeff Parker
Ebenfalls aus Chicago kommt der Gitarrist  Jeff Parker, der im Club ein Solo-Konzert gab.
Er saß zwar allein auf der Bühne, eine Begleitung steuerte er selbst mittels Elektronik live bei: verstörende drone – sounds sowie kurze Loops. Neben Originals brachte er auch Interpretationen einer seiner Helden, T. Monk, zu Gehör, wobei er hier weniger avantgardistisch, sondern mehr wie ein Joe Pass klang.
 
Isaiah Collier Quartett
Ein Highlight der Jazztage war zweifellos der Auftritt von  I. Collier. Die HörerInnen hatten zuweilen das Gefühl die auferstandenen John Coltrane & Pharoah Sanders zu hören, zumal er neben eigenem Material auch den Spiritual-Jazz-Klassiker von Sanders “The Creator has a master plan” spielte. Die stupende Virtuosität auf Sopran- und Tenorsax wurde durch einen immens dynamischen Drummer J.R. Sims befeuert, - er erzeugte dabei eine solche Lautstärke, die einigen Gästen dann doch zu heftig wurde (obwohl er im Saal unverstärkt trommelte …, wie Tontechniker beteuerten).
 
Christoph Irniger Trio feat. Ben van Gelder
Die Band aus der Schweiz und den Niederlanden bot exzellenten Modern Jazz: frappierende Unisono-Melodien von Tenor und Alt, ausgedehnte Soli aller Musiker, überraschende Arrangement. C. Irniger, bereits mehrfach im domicil zu hören, gehört ohne Frage zu den herausragenden Saxofonisten Europa, in dieser Konstellation um ein weiteren Virtuosen am Alt bereichert.
 
Doppelkonzert Maria Basel / Kira Hummen
Einen Abend mit ambitioniertem Pop gehörte ebenfalls zu den 29. Jazztagen: Die Komponistin Sängerin und Pianistin Maria Basel überzeugte mit glasklarer Stimme. „Melancholische Harmonien, flimmernde Loops und ausgefeilte Arrangements bilden die Basis ihres Sounds“ so der treffende Pressetext. M. Basel spielt in verschiedenen Elektro-, Pop-, HipHop- und Jazz-Formationen (u.a. für das Pina Bausch Ensemble, Samy Deluxe, Jonas David, Golow, als „MxM“ und Basel & Söhngen Duo). Als Support trat vorab die Sängerin Kira Hummen solo auf. Das Repertoire stammt aus ihrem Debüt-Album GROWING PAINS aus dem Corona Jahr 2020, es ist ein Manifest der Weiblichkeit und erzählt von Liebe, von Schmerz, vom Wachsen. 2021 wurde Kira Hummen als Beste Newcomerin von popNRW nominiert.
 
Mainz Dargent Eraslan
Das 2021 gegründete Trio Mainz/Dargent/Eraslan mit Piano, Cello und Oud bewegt sich Grenzbereich von Komposition und Improvisation. Gregory Dargent und Anil Eraslan hatten klassische Gitarre und Cello in Straßbourg absolviert, bevor sie sich der Improvisierten  Musik zu wandten. G. Dargent überträgt zeitgenössische Gitarrentechniken auf die nordafrikanische Oud, wobei der vermeintliche „worldmusic“ – Charakter durch den spezifischen Oud-Sound nicht zum Tragen kam. Matthias Mainz hat nach Studien der Jazztrompete als transdisziplinärer Musiker und Kurator Formate zwischen Improvisierter und Neuer Musik, Medienkunst, Theater und Tanztheater realisiert. Das anspruchsvolle Konzert – das mehr „Neue Musik“ war als Jazz, bot im domicil Club neue, überraschende Klänge und Konstellationen, in der Form sicherlich ein Novum.
 
Kinderkonzert Soundzz mit Carretera Sur
Die Familienkonzertreihe SOUNDZZ spricht Familien mit Kindern von ca. 4-12 Jahren an. Professionelle Musiker und Musikerinnen bieten authentische Begegnungen und inspirierende Klangerlebnisse rund um Jazz, improvisierte Musik und Weltmusik. Gestaltet wurde das Jazztage-Soundzz-Konzert von der Blockflötistin und Komponistin Karla Domínguez; sie wuchs auf in Managua, Nicaragua , in einem Viertel neben der „Carretera Sur“, eine der Hauptstraßen der Stadt. Die Klänge, die sie damals hörte, inspirieren die Musik, die das nach dieser Straße benannte Quartett spielt.
 
25 Jahre GlenBuschmann-Jazzakademie (GBJA)
Den Abschluss der Jazztage macht eine Jazznacht der Jazzakademie anlässlich des 25 Jährigen Jubiläums. Insgesamt sieben unterschiedlichste Formationen standen auf der großen Bühne des domicil Saals. Neben Bands von aktuellen SchülerInnen und der Bigband trat auch eine Dozenten-Band auf: dabei renommierte Musiker wie Hans Wanning, Wim Wollner, Benny Mokross u.a., die wie GBJA-Leiter Uwe Plath seit Gründung der Jazzakademie, dabei sind. Im Repertoire der Dozenten war der Standards mit dem bezeichnenden Titel „What’s New“. Das ein Song aus dem Jahre 1939 noch so frisch klingen kann, zeugt von der Güte der Solisten und der Zeitlosigkeit von Jazz. Und dass die „Jungen“ und vor allem auch die „Ehemaligen“ wie Marc Doffey und Florian Menzel ihren Weg in der Jazzszene machen (werden), wurde nachhaltig vermittelt. Ein langer Abend mit 4 Stunden Musik, eindrucksvoll und höchst unterhaltend. Glückwunsch an die GBJA, an die Dozenten und Leiter Uwe Plath - und ehemals Jochen Schrumpf - für gelungene Aufbauarbeit und Konzertkonzeption an diesem Abschlussabend der spannenden 29. Jazztage Dortmund.
 
Die Jazztage konnten mit Unterstützung des Kulturbüros der Stadt Dortmund sowie der Initiative Musik und des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Neustart Kultur) realisiert werden.
 
Text & Fotos © Günter Maiß


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„Feel good music – Das Delvon Lamarr Organ Trio“ Live im Dortmunder domicil
 
Die 29. Jazztage Dortmund wurden am 21.10.22 mit dem Delvon Lamarr Organ Trio (DLO3) eröffnet. DLO3 ist eine Band, die selbst von sich sagt, „feel good music“ zu spielen. Und damit hatten Sie recht. Der Saal war (in der Hauptebene) unbestuhlt, das überwiegend junge Publikum bewegte sich zum durchgehenden Beat der Band. Und der hatte es in sich: Der Drummer des Trio Julian MacDonough sorgte mit seinem high-energy-playing für besten Groove. Er ist auch der erste Schlagzeuger mit dem Delvon Lamarr zusammenspielte, als er in der Band „megatron“ begann, Orgel zu spielen. An der Gitarre war der dynamische Jimmy James, dessen Soundspektrum zwischen einem geschmeidigen Grant-Green und einem rockigen Jimi Hendrix changierte. Hierzu wechselte er von der Jazzgitarre zur weißen Fender Stratocaster, ähnlich der von Hendrix. „Tretminen”- mit dem Fuß zuschaltbare Effektgeräte - brauchte er nicht, ein schlichtes Einschalten des Verzerrers am Fender-Twin-Reverb-Amp während des Solos reichte ihm. Er arbeitete mit vielen Wiederholungen, eine fulminante Auflösung der Licks sorgte jeweils für Begeisterung. Bandleader Lamarr verstand es ebenfalls, die Qualitäten seiner Orgel auszuspielen: Da ist zum einen der fette Sound, klassisch erzeugt mit dem routierenden Leslie-Verstärker, mit Fusspedalerie für die Bässe (linker Fuß) und zwei Manualen. Zum anderen verstand es Lamarr geschickt die Dynamik zu steigen, auch mittels Lautstärke mit dem Fusspedal (rechter Fuß; eine Hammond verfügt über keine Anschlagdynamik) und Wechsel zu helleren Klangfarben, - so wie es DJ machen, um die "tanzhungrigen" Gäste anzuheizen!
 
Exkurs: Die Hammond-Orgel ist ein wirkliches Phänomen der Instrumetengeschichte. Erste Modelle gab es bereits in den 30er Jahren, die B3 ist das beliebteste Modell. Die Mechanik und Elektrik ist immens aufwendig, entsprechend schwer sind die Orgeln (250 kg) und teuer, gebracht um die 5 – 15000€. Ein absolut Tour-untaugliches Instrument, sodass die Veranstalter in der Regel die Bereitstellung leisten. Trotzdem bevorzugen viele MusikerInnen die Hammond B3 gegenüber der digitalen Konkurrenz, auch in den Tonstudios. Die Klangvielfalt (durch die Kombinationsmöglichkeiten der Züge – wie bei Kirchenorgeln), das Klangansprechverhalten und die spezifische Unreinheit überzeugen. Es lohnt sich mal in die Geschichte des Instruments einzutauchen, ebenso in die Musik von Protagonisten wie Jimmy Smith, John Patton, Larry Young, Rhoda Scott, John Medeski oder Barbara Dennerlein.
 
Beim domicil Konzert bestand das Repertoire des DLO3 aus Originals (Eigenkompositionen) im Soul-Jazz-Funk-Genre. Darüber hinaus wurde Gitarrist James in einem Rock-Potpourri mit Themen von  Led Zeppelin, Nirvana und Hendrix ge-featured, zuweilen auch in Hendrix-Manier mit Zunge/Zähnen.
 
Die Band spielte einen Set, und der war lang. Das Konzert war - ebenso wie die vier DLO3- LPs & CDs -ausverkauft: Ein weiterer Beleg dafür, dass Konzerte, die junges Publikum anziehen und unkomplizierten, tanzbaren Hörgenuss versprechen, Erfolg haben.  Überraschende Zugabe war ein Cover eines George Michael Hits. Das Publikum ging nach so viel „feel good music“ beschwingt nach Hause und die Veranstalter haben die Hoffnung, dass auch weitere Acts der Jazztage einen solchen Zuspruch erfahren, auch wenn sie etwas komplizierter zu goutieren sind.
 
Text & Fotos: Günter Maiß


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„Jazzrausch Bigband“ live im domicil Dortmund
 
Nebelschwaden empfingen die Gäste im unbestuhlten domicil Saal. Klar war, hier findet kein „klassisches“ Jazzkonzert statt, trotz des Bandnamens mit „Jazz“ und „Bigband“. Vielmehr wurde es ein Rausch, in das das Ensemble die tanzenden HörerInnen versetzte. Reichlich Gebläse (3 Saxofone, Posaunen, Trompete) plus Gesang, Keys, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Perkussion sorgten für einen gewaltigen Sound.  Die Ankündigung, dass es sich bei der Jazzrausch Bibband (JRBB) um „eine Kernschmelze von Bigband-Sound mit House und Techno-Musik“ (Süddeutsche Zeitung) handelt, zog viele und junge Gäste, zum Teil auch von weit her, an.
 
Bandleader und Posaunist Roman Sladek moderierte humorvoll unterhaltsam durch das Programm. So erfuhr das befragte Publikum, dass ein  großer Teil erstmals im domicil ist, ein weiterer großer Teil bereits begeisterte Anhänger dieser Bigband ist.
 
2014 wurde die Band von Studenten der Hochschule für Musik und Theater München gegründet, und bereits 2015 wurde die Jazzrausch Bigband Artist in Residence im Club „Rausch & Töchter“, nachfolgend im „Harry Klein“, einem der renommiertesten Elektro Clubs Europas.  
 
Begeisterung löste der fast durchgängig tanzbare Groove aus, darüber kraftvolle Bläserriffs und erstklassige jazzige Solis vor allem der Bläser. Drummer Marco Dufner spielte ein fast rein akustisches drumset: Statt der „normalen“ bassdrum gab es zwei Elektronische, wobei eine der beiden ein gewaltigen Wumms erzeugte, was soundmäßig vielleicht die größte Nähe zu Techno & House erzeugte. Insgesamt erinnerte die JRBB an Bands/Künstler wie Snarky Puppy oder Marc Moulin, nur die Verbindung house/techno & Jazz wurde noch konsequenter und druckvoller umgesetzt.
 
Die JRBB hat bereits einige Tonträger auf dem Markt, fünf davon auf dem renommierten ACT Label: Labelchef Siggi Loch hatte schon immer einen guten Riecher für hervorragende Bands, die auch das Potential für ein größeres Publikum haben. Mehr als 120 Konzerte pro Jahr, u.a. in Spielstätten wie Leiszhalle HH, Isarphilharmonie München, Lincoln Center NY oder Schloss Elmau belegen den rasanten Aufstieg und Erfolg des Ensembles.
 
Der Konzertabend im Dortmunder domicil erzeugte bei den begeisterten Fans einen ungewohnten, aber erstklassigen Jazzrausch, - hervorragende MusikerInnen/SolistInnen, tolle Stücke, prima Sound und gelungene Lichtshow trugen dazu bei. Absolut Empfehlenswert, - so man denn offen ist für neue Sounds und Konstellationen. Hörenswert auch die Tonträger, auf ACT auch als Vinyl erhältlich.
 
Am 7.12.2022 ist die JRBB nochmal im Ruhrgebiet zu hören (Zollverein Essen)
 
Text & Fotos: Günter Maiß


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STEFAN BAUER & PHOENIX im Dortmunder domicil am 18.12.21
 
Stefan Bauer – vibraphon, marimbaphon (mallets)
Sarah Buechi – voice
Steffen Schorn – alt & bass flute, contra-altcl, C-Melody-Sax
Christoph Haberer – drums
Michael Heupel – flutes (alt-, bass-, contrabass-  flutes)
 
Das Weihnachtskonzert des Wahl New Yorkers Stefan Bauer ist TradItion im domicil Dortmund. Und jedesmal ist er für eine Überraschung gut. Mit der Formation „Phoenix“ hat er einen ganz besonderen Coup gelandet: Es war nicht nur die Brillianz der einzelnen Mitglieder, die überzeugte. Vielmehr war es die musikalische Weltreise, auf die uns die Band mitnahm, mit Kompositionen aller Mitglieder. Es wurden musikalisch und moderierend Geschichten erzählt, die neben dem Erfahrungsschatz vor allem die musikalische Neugierde und Offenheit offenbarte. Trotz der knappen drei Tage Probezeit präsentierte sich die Band höchst eingespielt, - förderlich war sicherlich die Verbundenheit der Einzelnen durch diverse musikalische Begegnungen, wie den Duos Haberer-Buechi / Bauer-Heupel. C. Haberer und S. Bauer sind seit den 70/80er Jahren verbunden, u.a. durch das LandesJugendJazzOrchester NRW (Stefan damals an der 3. Posaune) sowie durch die Band „Drümmele Ma“ (mit Michael Peters). Stefan Bauer bewies bei der höchst ungewöhnlichen Instrumentierung ein weiteres mal großes Geschick: Seine Mallets kombinierte er mit den akustischen drumset von C. Haberer plus Stimme plus „woodwinds“ (= Flöten, Klarinetten und Saxofone). Heupels Kontrabass-Flöte und die Kontra-Alt-Klarinette von S. Schorn sorgten für tiefe Töne und Groove, - Bass und ein Harmonieinstrument – wie Klavier oder Gitarre - waren entbehrlich. Das luftige Klangbild der Band ließ viel Raum für filigrane Vocal-, Bläser- und Mallets-Soli. Verantwortlich für den stimmigen Bandsound war auch Drummer Christoph Haberer, der sehr gefühlvoll, fast zurückgenommen, mit kurzen druckvollen Passagen agierte. C. Haberer ist vielen als Solo-Künstler mit drums/percussion und Elektronik bekannt, - schon lange hat er sich vom Mainstream Jazz entfernt.
 
Die Kompositionen waren höchst abwechslungsreich, mal mehr arrangiert, mal offener für freie Improvisation und das in verschiedensten Konstellationen, -vom Solo, Duo bis zum Quintett. Stefan Bauer arrangierte seine Kompositionen „Seduction“ und „En passent“ für das Ensemble, Eindrücke seiner Zeit in Kanada wurden verarbeitet. Sarah Buechi hatte aus ihrer Schweizer Heimat das fast melancholische Lied „La vieux chalet“ beigesteuert,-  ebenso wie „Ramamani“ - in Erinnerung an die Sängerin, die Sarah Buechi als 25 Jährige in Indien besucht hat: Diese mitreißende Komposition leitete S. Schorn mit dem C-Melody-Saxofon (ein seltenes Sax, in der Lage zwischen Tenor und Alt) in einem indischen Gestus überzeugend und gefühlvoll ein; ebenso überzeugend waren die nachfolgenden Vocal- und Perkussion- Reminiszensen an die indische Musik. Afrika war gleich zweimal Thema: Stefan Bauer erinnerte mit „Woma“ an einen langjährigen Freund aus Ghana, Bernard Woma, der ihn nachdrücklich mit einer pentatonischen (5-Ton-) Skala beeindruckte.  Steffen Schorn steuerte „Africa“ bei, das man als Suite auf einer äußerst hörenswerten CD mit dem Zürich Jazz Orchestra nachhören kann. S. Schorn war einige Male mit der Kölner Saxofon Mafia bereits im (alten) domicil zu hören, er erinnerte das interessierte Publikum an seinen Auftritt 1992 im domicil mit der Band der Brasil-Legende Hermeto Pascoal, auch damals mit einem „Tieftöner“ (Baritonesax).
 
Es war ein langer Abend mit 2 Sets, mit vielen Geschichten und noch mehr Musik, die die HörerInnen über mehrere Kontinente in farbenreiche Musikkulturen mitnahm. Man darf sich schon jetzt auf Stefan Bauers Projekt im Dezember 2022 freuen.
 
Text & Fotos © Günter Maiß


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Daniel Garcia Trio_19.11.21 domicil Dortmund
 
Daniel García - Piano/Fender Rhodes/synths,
Reinier Elizarde 'El Negrón' - Bass,
Michael Olivera - Drums
 
Die Herbstsaison des domicil startete mit der spannenden Klaviertrio – Reihe „Pianostyles“. Im Rahmen der 28. Jazztage Dortmund gab es ein weiteres Trio, in dem der Flügel im Mittelpunkt stand. Wiederum wurde aufgezeigt, dass dieses Format sich durchaus nicht in Redundanzen verliert: Daniel Garcia verstand es, aus verschiedensten Ingredienzien einen innovativen Amalgam zu kreieren.
 
Daniel García bekam in seiner Heimat Spanien eine klassische Klavierausbildung,  woran sich ein Studium am renommierten Berklee College of Music in Boston anschloss. LehrerInnen waren Joanne Brackeen und Danilo Pérez, der sein Mentor wurde. Auftritte mit Arturo Sandoval, Greg Osby, Jorge Drexler und Perico Sambeat u.v.a. folgten.
 
In Dortmund war er mit seinem 2015 gegründeten Trio zu hören, mit Reinier Elizarde am Bass und dem Schlagzeuger Shayan Fathi (Bei einem  Teil der Tournee war Michael Olivera an den drums). Das Repertoire des Konzert entstammt den letzten beiden CDs des Trios. Die letzte auf ACT erschienende CD trägt den programmatischen Titel „Vía de la Plata“: Diese „Via“ ist ein 1000 km langer Weg durch Spanien, der in der Antike zur Verschmelzung  von Kulturen beitrug. Daniel Garcia versteht es geschickt, eine schlüssige Verschmelzung von Jazz mit Flamenco, Blues, Latin, Pop, Klassik zu kreieren. O-Ton D. Garcia: "Mein Ziel ist es, die originäre spanische Musik kraft der Improvisation in einen neuen Kontext zu überführen und stilistische Trennlinien unsichtbar werden zu lassen." (Thomas Haak, NDR). Im Dortmunder domicil entfaltete das Trio eine fesselnde Dynamik, leiseste Solo Passagen gingen fließend in wuchtige Klangkaskaden über. Die Melodien vor allem in Rubato-Passagen unterstütze D. Garcia mit seiner Stimme. Das Trio war extrem gut eingespielt, selbst komplexeste Passagen hatten noch eine angenehme Leichtigkeit. Als Zugabe schreckte die Band nicht davor zurück, eine süßliche Melodie als LaLaLa- Mitsing-Phrase zu präsentieren. So wurde das Publikum nach einem vorzüglichen Konzert mit einem Lächeln entlassen.
 
CD Empfehlung: Daniel García Trio: Vía de la Plata (ACT, 2021), mit Reinier Elizarde “El Negrón”, Michael Olivera sowie Ibrahim Maalouf, Gerardo Núñez, Anat Cohen
 
Text: Günter Maiß, Fotos: Günter Maiß


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Art of Piano Trio at it's best: Yonathan Avishai Trio
 
Mit „pianostyles“ kreierte das Dortmunder domicil eine neue Konzertreihe mit dem Focus auf (neue) Pianisten und Klavierensemble-Konzepte. Einen furiosen Auftakt machte der Finne Aki Rissanen mit seinem Trio am 9.9., es folgte in der gleichen Woche der Auftritt des Yonathan Avishai Trio.
 
Das Trio – Format bildet auch den Schwerpunkt der Reihe„piano styles“: Die Konstellation Klavier-Bass-Drums ist bewährt, aber weckt bei einigen HörerInnen keine großen Erwartungen, im Glauben, nach Bill Evans, Jarrett, Tyner, Corea, Svensson, Wesseltoft u.v.a. kann nichts Neues mehr kommen. Doch weit gefehlt, die Gestaltungsmöglichkeiten sind nach wie vor immens.
 
Der in Tel Aviv geborene Yonathan Avishai verbrachte die ersten Jahre seiner Kindheit in Japan, wo sein Vater studierte. 2000 zog er nach Frankreich um.Y. Avishai gründete früh eine eigene Jazzband und begleitete amerikanische Musiker wie Marcus Printup und Arnie Lawrence. Bekannt wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Omer Avital und vor allem mit dem Trompeter Avishai Cohen (ECM Alben!)
 
Das Yonathan Avishai Trio schöpft hier viel aus der Tradition. Dies spiegelt sich im „unplugged“ - Klangbild wieder, aber vor allem auch im Repertoire. Gleich drei Standards (von Cole Porter /Duke Ellington/Lee Morgan) wurden neben den Originals von Avishai im domicil präsentiert. Diese wurden nicht komplett umgekrempelt, nur ins 21. Jahrhundert transponiert. Auffällig am ganzen Konzert war die zurückgenommene Dynamik, die Virtuosität der drei Akteure blieb im Hintergrund. Fast durchgängig entstand somit eine fast meditative Stimmung, die das Publikum mit höchster Konzentration goutierte. Die Partner am Bass, Yoni Zelnik, und drums, Donald Kontomanou, gemeinhin gern als kongenial bezeichnet, zeichneten sich durch sehr nuancierte Beiträge aus, -  Raum, den sie dem lyrischen Ideenfluss des Bandleaders ließen. Zuweilen verschmolzen die Grenzen zwischen Jazz und Kammermusik auf eine überraschende und poetische Art.
 
Obwohl es der Beginn der Tournee war – nach langer Corona-Spielpause – präsentierte sich das Trio höchst eingespielt, was aufgrund der langen Zusammenarbeit auch nicht verwundert.
 
Das Trio spielte bereits 2018 die auf dem ECM – Label erschienen CD „Joys and Solitudes“ (ECM 2611) ein. Die acht Tracks stammen bis auf Ellingtons „Mood Indigo“ aus Avishais Feder. Wie bei ECM gewohnt besticht die CD durch höchste Klangqualität, wobei im Stereomix nicht eine Bühnenanordnung wiedergegeben wird, sondern Flügel und Schlagzeug weit aufgefächert sind.
 
Das Konzert war ein Genuss, - bleibt zu hoffen, dass zukünftig wieder mehr Menschen den Mut und Antrieb finden, sich das Vergnügen eines Live – Konzert zu gönnen. Die CD ist sicherlich ein wunderbarer Trost, aber doch nur ein vergleichsweise Schwacher.
 
Text: Günter Maiß


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„Maik Krahl Quartett“ im domicil in Dortmund
 
Lineup:
Maik Krahl – tp
Constantin Krahmer – piano
David Andres – bass
Leif Berger - drums
 
Für die Gäste des Konzerts im domicil war der Auftritt des Maik Krahl Quartetts ein Glücksfall, zum einen überhaupt Live-Musik hören zu können in diesen schwierigen Zeiten und zum anderen gleich eine so überzeugende Band.
 
Der frische Wind in der NRW Szene kam von Wahl Kölnern; der Bandleader M. Krahl absolvierte sein Jazzstudium an der Hochschule für Musik in Dresden und studierte zusätzlich den Master of Music Jazz Improvising Artist an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Zu seinen Lehrern gehörten Ryan Carniaux und Till Brönner, letzterer lobte ihn außerordentlich: "Maik Krahl repräsentiert die aktuelle Spitze der deutschen Jazztrompeter seiner Generation. Seine musikalischen Wortmeldungen bereichern mich und lassen mich mit Vorfreude in die Zukunft eines gesamten Genres blicken, das es immer geben wird.“
 
Das Repertoire bestand vor allem aus dem letzten Album der Band. Die Musik bewegte sich tendenziell im Bereich Straight Ahead Jazz / Modern Jazz, wohl ausbalanciert zwischen Modernität und Traditionsbewusstsein, was sich im Trompetenspiel durch eine gewisse Nähe zu Größen wie Clifford Brown, Kenny Dorham und Chet Baker nieder schlug. Von Kraftvoll - vor allem in mittleren und tiefen Lagen - bis lyrisch deckte der Trompeter eine breite Ausdruckspalette ab.
 
Die Musik besaß eine überzeugende Tiefe ohne allzu akademisch rüber zukommen, -stattdessen vermittelte sie ein positives Lebensgefühl, was durchaus den von M. Krahl vorgestellten Inspirationen entsprach. Seine Begleitmusiker waren ebenso überzeugend und bestens eingespielt: Constantin Krahmer am Fender Rhodes E-Piano und Flügel, David Andres am 5 saitigen Kontrabass und Leif Berger an den drums. Letzter war nicht nur timekeeper sondern kreativer Klangmaler, erfrischend sein Umgang mit dem HiHat, welcher Assoziationen zu Tony Williams der 60er Jahre hervorrief.
 
Als Zugabe wurde eine Ballade/Rubato präsentiert, gespielt mit gedämpfter Trompete und Arco Bass (gestrichen), eine wahrlich stimmungsvoller Ausklang eines gelungenen Konzertabends im Dortmunder domicil Saal.
 
Der Auftritt des Quartetts wurde durch eine Förderung im Rahmen des jazz@undesigned – Preises der Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung ermöglicht.
 
Das Maik Krahl Quartett (allerdings mit Oliver Lutz am Bass) hat bereits 2 Tonträger produziert: Decidophobia (2018) sowie Fraktion (2020, Challenge Records).
 
www.domicil-dortmund.de
 
Text & Fotos: Günter Maiß


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B3 – Five Years of Fusion Tour 2020 - live im domicil Dortmund
 
Ron Spielman - (g, voc)
Andreas Hommelsheim - (Hammond B3, keys)
Gérard Batrya - (b)
Lutz Halfter - (dr)
 
Einen Hochgenuss für Fans einer Melange aus Pop, Rock, Blues und Jazz bot die Band mit dem knappen Titel „B3“. Das Konzert vom  7.2.2020 im domicil Club Dortmund war zwar nicht übermäßig gut besucht, aber die trotz Fussball-Konkurrenz Erschienenen kamen voll auf ihre Kosten.
 
B3 steht für das populärste analoge Orgelmodell aus dem Hause Hammond, naheliegend also, dass der keyboarder von B3, Andreas Hommelsheim, der Leader dieser Formation ist. Hommelsheim, der auch ein Roland-keyboard für Piano und Synthie-Sounds nutzte, ist nicht nur Komponist, sondern auch preisgekrönter Musikproduzent. Seine Soli überzeugten nicht nur durch virtuose Orgelsounds, sondern auch durch eine geschmackvolle Dramaturgie, der man die Verbundenheit mit der Filmmusik anmerkte. Treffendes Zitat der Homepage: „Akustisches Cinemascope ist das, wenn Hommelsheim Melodie um Melodie und Hookline um Hookline auf die Leinwand wirft!“
 
Zweiter Frontmann war der ebenfalls aus Berlin stammende Gitarrist und Sänger Ron Spielman. Im Ruhrgebiet war er bereits einige male zu hören (zB. Jazzfestival der FH Dortmund 2015, blue notez, ESSEN.ORIGINAL 2016, …). Mit einem gewissen Understatement bezeichnet die Homepage die beiden Musiker als große “unbekannte Bekannte“ der Musikszene. Spielman genießt durch diverse Band schon einen gewissen Kultstatus, eine so kraftvolle, ausdrucksstarke Stimme in Kombination mit einem derart genialen Gitarrenspiel kann man selten erleben, hinzu kommt sein überzeugendes Songwriting.
 
Beim Dortmunder Konzert wurden Stücke aus den mittlerweile drei Alben der Band, allesamt Originals und etwa zur Hälfte Instrumentals, präsentiert. Eine Stärke der Band besteht darin, auf überzeugende Weise starke Grooves mit eingängigen Melodien zu intelligenten Fusion-Titeln zu verschmelzen. Eine weitere B3- Stärke ist das ausgefuchste Gitarrenspiel, - Spielman zieht alle E-Gitarren Register, rasante Plektrum Linien, Fingerpicking, funkige Akkordbegleitung, ohne sich im Virtuosentum zu verlieren, sondern immer Band- und Songorientiert. Passend zum Fusion: Ron spielte eine Fender Telecaster (überwiegend) und eine Gibson Jazzgitarre (thin).
 
Das Rhythmusgespann mit Gérard Batrya am Bass und Lutz Halfter am Schlagzeug lieferte einen unglaublichen Groove, der bis auf wenige Balladen, in einem Set mit weit über 2 Stunden Spielzeit überzeugend durchgezogen wurde.
 
Jazzige Ausflüge gab es auch, unter anderem ein Interlude mit Charles Mingus‘ „Goodbye Pork Pie Hat“, eine wunderbare Ballade, die auch ein Jeff Beck hier und dort einbaute. Assoziationen kamen beim Konzert einige, neben Beck auch Sting, Blind Faith, …  aber letztlich war es doch eine aktuelle Fusion Band, die durch die speziellen Ingredienzien unverkennbar ist. Und B3 hat unter Beweis gestellt, dass Fusion so lebendig und mitreißend wie eh und je sein kann.
 
Wer die B3 noch erleben will, der werfe einen Blick auf den Tourplan (hier nur die ersten Termine ...):
 
07.03.19 | BIX, Stuttgart
08.03.19 | Kofferfabrik, Fürth
09.03.19 | KiCK, City Kino Hersbruck, Hersbruck
22.03.19 | A-Trane, Berlin
23.03.19 | A-Trane, Berlin
29.03.19 | Disharmonie, Schweinfurt
30.03.19 | Nörgelbuff, Göttingen
05.04.19 | Liederbuch, Zwickau
 
Besonders für die Fusionfans, die es nicht zum Konzert schaff(t)en, - denn wie auch A. Hommelsheim anmerkte „Nichts geht über live …“, sei die die letzte B3 CD „Get Up!“ empfohlen, hervorragend produziert und live aufgenommen im Berliner A-Trane (www.blackbird-music.de)
 
Weitere Infos unter https://b3-berlin.com/tag/andreas-hommelsheim/
 
Text und Fotos ©: Günter Maiß


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Moers 2019
 
„Strengt Euch an!“ prangte es auf dem Programmheft und seit Wochen auf diversen Ankündigungen. Was immer uns die Autoren damit sagen wollten, - ja, ich habe mich angestrengt. Festivalleiter Tim Isfort erweiterte auch im dritten Jahr seiner künstlerischen Leitung die Ausdehnung des Festivals, sprich, es gab an den vier Tagen über Pfingsten 26 Spielstätte: Konzept ist es seit 2017 die (Innen-)Stadt zu Moers-infizieren. Kleine Auftritte und Guerrilakonzerte ergänzten das Hauptprogramm in der ENNI Eventhalle, im Schlosstheater, im Bollwerk und in der Röhre, … . Um überall dabei sein zu können, musste ein Festivalticket für 150  € (bzw. Tagestickets für 75€) erstanden werden.
 
Für all diejenigen, die diesen Betrag nicht aufbringen konnten und wollten, gab es eine Fülle von Angeboten, im Programmheft unter „moersify“ aufgeführt.
 
Programm
 
Das Moers Festival kann sich damit rühmen, ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Tim Isfort dazu: „Es ist ein Grenzgänger-Festival und passt nicht in die üblichen Schablonen und das ist sein Alleinstellungsmerkmal. Wir können nicht mit bignames punkten, sondern versuchen mit unserem Gagenbudget 3-4 Generationen zu interessieren und zu wecken. Die Kraft des mœrsfestival besteht darin, dass wir unberechenbar sind. Wir sind alles außer Mainstream – hier gibt es viel zu entdecken!“ Und das Entdecken musste recht individuell ausfallen, jeder Besucher konnte sich ein Festival zusammenstellen, gab es doch 26 Bühnen und eine Vielzahl von Parallelveranstaltungen.
 
Struktur
 
2019 wurde dieser Programmphilosophie eine Strukturierung durch vier Länder- bzw. Städteschwerpunkte hinzugefügt. Die Auswahl war äußerst fruchtbar, gespeist aus den extrem unterschiedlichen Szenen aus Tokyo, Sao Paulo, Belgrad und Frankreich. Gemein ist allen diesen Szenen die Offenheit gegenüber allen Genres, Überraschungen garantiert!
 
Länder
 
Besonders ergreifend waren die diversen Auftritte des Saxofonisten Hayden Chisholm, Artist in residence im Jahre 2015, der seit zwei Jahren Teil der Belgrader Musikszene ist. In unterschiedlichen Konstellationen präsentierte er mit furiosen Unisono-Linien und packenden Altsax-Soli ein „Balkan Realbook“, mal sehr folkloristisch, mal moderner mit den Regional-Matadoren Achim Krämer und Joscha Oetz, - ergreifend, wie Chisholm auch Volkslieder anstimmte oder gar das Spiritual „preciouslove“. Ebenfalls präsent war Chisholm in der „Kafana“, einer Art serbische Kneipe, - diese diente für die D.K. Heroes als simpler, aber mit berstender Spielfreude betriebener Spielort im Festivaldorf.
 
Der Dorfplatz
 
…schält sich zunehmend als pulsierendes Herz des Festivals heraus. Hier treffen sich nicht nur die Hörer in den Pausen der „Mainstage“, hier begegnen sich Ticketinhaber=Besucher der „Mainstage“ und die moers-infizierten sonstigen Gästen. Das überaus abwechslungsreiche und niveauvolle Programm der Dorfbühne sorgte für einen stets vollen Dorfplatz. VulaViel aus England produzierte mit einem Trio aus Balafon, Bassgitarre und  Schlagzeug einen archaischen, groovenden Weltmusik-Sound, AbismuCurtu aus Brasilien zeigten sich hier mehr von der avantgardistischen Seite mit dem sehr präsenten Thiago Franca am Sax.
 
Eindrücke (Kleine Auswahl)
 
Drei deutsche Drummer sorgten mit ihren Ensembles ebenfalls für Highlights. Günter Baby Sommer mit einer Projektband, besetzt u.a. mit Sun Ra Saxofonist und Legende Marshall Allen. Wie ein Zeremonienmeister saß Herr Sommerhinter seinem gut inszenierten Schlagzeug, trieb die Projektband zuweilen mit  klaren Grooves voran. Daneben gab es Auftritte von Drummern einer jüngeren Generation: der hyperaktive und auf diversen Festivals höchst präsente Christian Illinger sowie Oli Steidle, - letzterer war zu hören mit seinen „killingpopes“. Neben den vielen Free Impro Sessions und Projektbands war dies ein Auftritt einer „festen“ Band, somit keine „Weltpremiere“, aber die Chance, ein  gut funktionierendes, bereits bestehendes Ensembles zu erleben.
 
Ein Topact war der Auftritt der Moers Abstractions. Hier hinter verbarg sich das höchst aufwendige Großensemble, zusammengesetzt aus der WDR Bigband und der Musikfarbrik NRW. Ausgiebig produzieren konnte sich der Gastsolist und Tenorvirtuose Joshua Redman, der sich u.a. mit den von Vince Mendoza arrangierten Gunther Schuller - Third Stream - Kompositionen auseinandersetze.
 
Ein Highlight war auch das Global Improvisers Orchestra, ein Ensemble um Jan Klare, mit Musikern aus 9 Ländern und 4 Kontinenten: Überzeugender kann man Weltmusik 2019 kaum kreieren,  wie wunderbar die unterschiedlichen Spielauffassungen auch in der Improvisation harmonierten, war beeindruckend. Zu spüren war, dass diesem Projekt starke inhaltliche Auseinandersetzungen, z.B. von Jan Klare durch eine Reihe von musikalischen Begegnungen, u.a. in Myanmar, vorausgegangen sind.
 
Große Freude hat mir der Schwerpunt Sao Paulo bereitet. Die Szene dieser brasilianischen Metropole ist höchst heterogen und dennoch gut vernetzt. Exklusiv für Moers wurde Tom Ze & Band präsentiert. Tom Ze ist nicht so populär wie z.B. ein Gilberto Gil oder Caetano Veloso, aber ein musician‘smusician und Legende seit den Tagen des Tropicalismo Ende der 60er Jahre. Er gehört zu den Künstlern/Sängern, die sich durch gesellschaftskritische Texte hervorgetan haben, - Anlässe bot die Periode der Militärdiktatur (1964–1985) zur Genüge, - und die heutige Situation leider ebenso reichlich. Konsequenterweise lag Tom Ze, mittlerweile über 80 Jahre alt - viel daran, dass die englischen Übersetzungen auf einer Leinwand eingeblendet wurden, was auch zeitweise synchron gelang.Einen sehr gelungenen, atmosphärisch wunderbaren Auftritt bot die Band „Samba Absurdos“ im brechend vollen Schloss Theater: Das Repertoire war stark angelehnt an den Bossa  Nova, aber verzichtete auf die Klassiker des Genre von Jobim, Bonfa, Powell etc. Hier konnte man den anstrengenden Tag (Konzept!) entspannt ausklingen lassen. Feine Nuancen verrieten, dass auch diese Musik dem 21. Jahrhundert entstammte.
 
Neue Töne waren wiederum von Angelika Niescier zu hören: Sie kombinierte ihr New York Trio mit den Trondheim Voices, wobei anfangs die Ensembles sich hintereinander präsentierten, - soloAltsax/Trio/ACapella. Im Verlauf des Konzerts verschmolzen die beiden Ensembles zunehmend sogen den Hörer in ein neues und faszinierendes Soundgeflecht.
 
Gewohnt kraftvoll spielte Colin Stetson im Kulturzentrum Bollwerk auf, - die groovende Soundwelle, die das verzerrte Basssax von Stetson und seine Band mit g/keys/electronics und drums erzeugte, war beeindruckend und gleichsam erschlagend, der Einsatz von Ohrstöpseln war ratsam.
 
Artist in Residence& Morgen Session
 
… war 2019 der mexikanische Vibrafonist Emilo Gordoa, der an einigen Orten mit recht atonalen Acts zu erleben war. Feste Größe im Festival sind die Sessions in der Musikschule und im Schlosspark, kuratiert vom Mastermind Jan Klare. Hier gab es die Möglichkeit, Begegnungen der Moers Musiker mit Künstlern aus der Region zu erleben. Fragwürdig ist hierbei, ob eine „moersifizierung“ im Schlosspark mit einer so anspruchsvollen, zuweilen atonalen, freien Musik funktionieren kann. Erzeugt man bei den Moerser Bürgern nicht fast durchgängig Kopfschütteln (so auch erlebt)? Und: Ist das auch Konzept von „Strengt Euch an!“?
 
Auch das noch!
 
Ja, und das Programmheft war ebenfalls anstrengend: 112 Seiten stark, aber für den Umfang erschreckend nichtssagend. Sowohl die Orientierung im Heft als auch die Nachvollziehbarkeit ließen manchen Leser verzweifeln. Die Texte schienen mehr ein eigenständiges Kunstwerk sein zu wollen (Dada) als ernsthaft dem Besucher Informationen liefern zu wollen.
 
Der Holzpanzer auf der Bühne, die Luke wurde charmant genutzt als Ansageort, hinterließ bei einigen Gästen ebenfalls ein großes Fragezeichen ob der avisierten Botschaft.
 
Neue Formate
 
Deutlich zu spüren war das Suchen nach neuen Formaten, Aufbrechen von Hörgewohnheiten und Rezeptionsbedingungen. Eine erfolgreiche Maßnahme war im vergangenen Jahr die Mittelbühne, - diese gab es 2019 nur ansatzweise für kleine Acts, wie dem japanischen Duo Arkaten. Wie angekündigt, ohne Ernsthaftigkeit, konnte dieser Act allenfalls ein Schmunzeln erzeugen: Zähneputzen oder das Zerschnippeln von Gemüse z.B. wurde mittels Loops und Elektronik verfremdet und zu einer Soundcollage geformt.
 
Anstrengend war das Hören in der mit einem neuen Raumkonzept umgebauten Eventhalle: Vor der Bühne saß man auf dem (Teppich)-Boden, rechts auf der bestuhlten Tribüne oder links auf einer Treppentribüne. So hatte die Mehrheit der Hörer keine Rückenlehne und musste den Kopf verdrehen, um die Akteure zu sehen, und das oftmals nur von der Seite.
 
Vorteil war, dass man für eine Halle für 1700 Hörer relativ nah am Geschehen war und dass es bei jedem Konzert möglich war, sich einen neuen, nahen Platz zu suchen, statt nur Jacken, Taschen, „Mallorca Handtücher“ auf „reservierten“ Plätzen vorzufinden.
 
Der Rasen-Teppich vor der Bühne erzeugte auf jeden Fall eine relaxte Atmosphäre, zum Hören/Liegen/Chillen, - Erinnerungen kamen auf an die tollen Zeiten der Openair Bühne im Park. Das Für und Wider fiel bei jedem anders aus, wie beim Festival generell die Meinungen auseinandergingen.
 
Das gewöhnungsbedürftige Bühnenkonzept wurde durch eine diskussionswürdige Ausleuchtung getrübt. Viele Acts wurden auf einer recht dunklen Bühne präsentiert: statt die Leuchten an der Decke zu nutzen, wurden über lange Strecken seitliche, grelle weisse Strahler eingeschaltet, die das Publikum der Seitentribünen arg blendeten. Das Lichtkonzept erschien mir als absoluten Rückschritt gegenüber dem ersten Jahr in der neuen Halle mit fanstatischer Ausleuchtung.
 
Ein neues, geglücktes Format mit vier Bühnen war das Abschlussevent im Schlosspark: Hier spielten vier französische Noise- bzw. Metal-Bands gleichzeitig auf und animierten eine glücklich tanzende Menge, - inmitten der vier Bühnen.
 
Fazit
 
Es gab eine Fülle von Anregungen und Aspekten, die hier keinen Eingang fanden, zu individuell fällt ohnehin die Wahrnehmung dieses mittlerweile höchst diversifizierten, 26 Location umfassenden Events aus. Es gab reichlich Neues auf die Ohren und viele Entdeckungen, die es lohnten nach Moers gereist zu sein.
 
Zu spüren war an vielen Stellen die Absicht etwas Neues, Überraschendes zu schaffen: das fing bei den Pressekonferenzen an, und setzte sich bei der Programmgestaltung selbst, dem Programmheft und bei den Formaten/Bühnenpräsentationen fort. Man kann sicher sein, dass Tim Isfort und sein Team dies 2020 fortsetzen werden. Man darf also gespannt sein … und ich strenge mich an, kommendes Jahr wieder dabei zu sein.
 
PS: Die Konzerte in der Festivalhalle wurden für Arte. Concert mitgeschnitten und sind als Videostream auf der Website zu sehen (zeitlich begrenzt).
 
Fotos vom Moers Festival 2019 hat unter anderem Kurt Rade gemacht, ebenfalls unter
http://virgin-jazz-face.de/kurt-rade.html  und auf https://www.facebook.com/virginjazzface/  zu finden.
 
Das 49. moersfestival findet an Pfingsten 2020 vom 29. Mai bis 1. Juni statt.
 
Text und Handy Impressionen: Günter Maiß

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22|02|19 domicil Dortmund
 
The Periscopes +1
Jazz Cross Over aus Italien/USA
 
Emiliano Vernizzi - tenorsax
Alessandro Sgobbio – piano, fender rhodes
Nick Wight - drums
 
Wer sich vorab informierte, wer und was denn The Periscopes +1 wohl sei, stieß auf beste Empfehlungen und höchstes Lob. Die Erwartungshaltung war dementsprechend hoch und man wurde nicht enttäuscht bei dem Konzert im Club des Dortmunder domicil. Die Band absolviert aktuell eine Tournee mit 17 Terminen in Italien, Deutschland und Slowenien, das domicil war der 5 Anlaufpunkt, genug um schon Fans mitzubringen, - aus Aachen nahm ein Gast 2 x 3 Stunden Anfahrt (Zug) auf sich, um The Periscopes +1 nochmals zu erleben.
 
Gestartet wurde mit einem fast unerträglich süßlichen Melodie, unterlegt mit einem schlichtem Ostinati, ein dramaturgisch perfekter Einstieg, nur wenige Minuten später entwickelte sich der Opener zu einem furiosem Track. Die Band verzichtet auf einen Bass, die Funktionen der drei Instrumentalisten wechseln von Stück zu Stück bzw. innerhalb der Stücke. Auf die Frage, wie wohl Modern Jazz 2019 klingen könnte, lieferte The Periscopes +1 eine mögliche Antwort. Überzeugend war die Kombination von klaren Melodien, Struktur, perlenden Unisono-Passagen und freien Improvisationen. Auch die Kunst, Kompliziertes einfach klingen zu lassen, beherrschen die drei Musiker perfekt. Die Zuhörer wurden immer aufs Neue abgeholt und in überraschende Soundgefilde entführt. Wunderbare Klänge steuerte Alessandro Sgobbio am Fender Rhodes bei, seit Jahrzehnten ist dieses analoge E-Pianos nicht aus dem Jazz wegzudenken.  Als Inspirationsquellen führt die Band Namen wie David Bowie oder Kurt Cobain an.
 
Dass das Trio perfekt eingespielt war, braucht kaum erwähnt werden, spielen sie doch geraume Zeit zusammen: Das Trio startete 2007 als Duo Projekt des Pianisten Alessandro Sgobbio und des Saxophonisten Emiliano Vernizzi, 2015 wuchs es mit dem amerikanischen Schlagzeuger Nick Wight zum Trio. In Dortmund war es die Premiere des Trios, - die internationale Jazz-Community hat allerdings durch die mittlerweile acht erfolgreichen internationalen Tourneen mit fast 150 Shows in den USA, Großbritannien, Europa und Asien Kenntnis von The Periscopes +1 genommen.

The Periscopes +1 stellte im domicil ihre aktuelle „Legacy“ vor. Erschienen ist die CD auf dem italienischen Label „avano“ /jazz engine). Sieben der zehn Tracks stammen von Pianisten Alessandro Sgobbio, Raum zur Improvisationen hat vor allem Tenorist E. Vernizzi. Die Stücke der CD sind kompakter, im Konzert entwickelte die Band die Tracks ausufernder mit großer Spielfreude und Dynamik. Eine kurzweilige CD, die Lust auf mehr von der Band macht.
 
HANS-JÜRGEN SCHAAL schrieb in der JAZZTHING zur Band: „Insistierende Motive, bizarre Ostinati und komplexe Rhythmen. Die zehn Stücke des Albums …sind so kunstvoll verkopft wie erbarmungslos heftig. Definitiv eigen und anspruchsvoll.“ Dave Liebman: „WUNDERBARE MUSIK MIT EINEM SEHR VIELFÄLTIGEN, MAKELLOS GESPIELTEN REPERTOIRE.”
 
Weitere Termine 2019:
 
OCT 25 – HANNOVER (DE) – JAZZ CLUB
OCT 24 – EINBECK (DE) – TANGO BRUCKE
OCT 17 – KASSEL (DE) – JAZZFEST KASSEL
OCT 16 – LINZ (AT) – JAZZPOINT
MAR 30 – MILANO (IT) – GARAGE MOULINSKI
MAR 29 – SIENA (IT) – UN TUBO
MAR 28 – udine (IT) – arsenale jazz house
MAR 24 – UDINE (IT) – POTOK
MAR 23 – REGGIO EMILIA (IT) – THE CRAFTSMAN
MAR 22 – CREMONA (IT) – ARCI
MAR 21 – PAVIA (IT) – SOTTOVENTO
 
Fotos/Text © Günter Maiß

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Reza Askari "Roar" im Dortmunder domicil
 
Neuer Jazz aus NRW
 
Stefan Karl Schmid - sax
Reza Askari - bass
Fabian Arends - drums
 
Eine junge und hochkarätige Band aus Köln betrat am 14.12. die Bühne des domicil Clubs. Das Format Tenorsax -Bass – Schlagzeug ist ein Bekanntes, durch den Verzicht auf eine Harmonieinstrument wie Klavier oder Gitarre auch ein etwas Sperriges. Nicht Klangflächen sondern der horizontale Verlauf von Melodie und Rhythmik bestimmen das Klanggeschehen. Sonny Rollins hat bereits 1957 – dokumentiert durch seine Konzerte im New Yorker Village Vangaurd - die Maßlatte hoch gehängt,-  nachfolgende Tenorvirtuosen wie  Joe Henderson, Chris Potter, Joshua Redman und – neulich im domicil das grandiose Trio Koppel/Colley/ Blade - haben dieses Format würdevoll fortentwickelt. In dieser Tradition steht auch „Roar“: Zeitgenössische Musik gespielt von einem homogenen Klangkörper mit großer Spielfreude und virtuosen Bandmitgliedern, immer mit Bezug zum Jazz. Nichts für oberflächliches Zuhören, aber das gewohnt aufmerksame Publikum im domicil wusste das Potenzial der Band zu würdigen.
 
Der in Köln lebende Bassist Reza Askari gilt seit geraumer Zeit als einer der deutschland- und europaweit gefragtesten Bassisten der jüngeren Jazzgeneration. Er stellt seine Virtuosität nicht in den Vordergrund, vielmehr lässt er den Tönen viel Raum, gibt ihnen einen wuchtigen Bounce. Auch Tenorist Stefan Karl Schmid überzeugt mit einem vollen Ton und überraschenden Läufen. Ergänzt wird das Trio durch den gefühlvoll agierenden Drummer Fabian Arends. „Roar“ spielte akustisch, d.h. unplugged – abgesehen von etwas Bass- Verstärkung - , was der Intimität des Clubs sehr entspricht.
 
Alle drei Bandmitgliedern steuerten Kompositionen bei, wobei das Aufbrechen und wieder Zusammensetzten von Formen und Strukturen sowie die Sax-Bass-Unisono-Melodien bevorzugte Stilmittel sind. Die Komposition „Lady Bone“ wurde von der Bassposaunistin des BUJAZZO – wo auch Reza Askari 2009/10 spielte – inspiriert. Das Stück ist allerdings unspielbar für eine Bassposaune, - Herr Schmidt am Tenorsax meistert die großen Tonsprünge mit souveräner Leichtigkeit. JAZZ THING 120: „lebendig, pulsierend, kraftstrotzend!“
 
Die Stücke des Konzert sind größtenteils auf der CD Reza Askari "Roar" zu finden, einige weitere werden in Kürze auf der Nachfolge CD erscheinen. Die CD „Roar“ wurde 2014 im Kölner Loft aufgenommen, wie gewohnt ein toller Sound in Studio-Qualität. Auf einem Track ist Sebastian Müller als Gast zu hören, Herr Schmid greift hier auch einmal zur Klarinette! Die CD erschien auf Klaeng Recors. Hörenswert!
 
Text & Fotos © Günter Maiß

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Susan Weinert "Rainbow Trio" – CD Release Konzert im domicil in Dortmund
 
Susan Weinert - acoustic guit,
Sebastian Voltz - piano,
Martin Weinert - acoustic bass
 
Kompliziertes einfach klingen lassen, das ist eine Kunst, die dieses Trio perfekt beherrscht. Im Laufe der Jahre war Susan Weinert einigie mal Gast im domicil Dortmund, immer im Verbund mit ihrem musikalischen Partner und Ehemann Martin am Bass. Über 30 Jahre währt dieses Allianz, im Ergebnis: Traumwandlerisches Zusammenspiel. Den Auftritt am 26 Oktober 2018 bestritt das Weinert Paar im Trio mit Martin Voltz am Klavier, eine – wie Susan mit Recht betont - , ideale Ergänzung.
 
Alle drei Musiker spielten mit einer unangestrengten Virtuosität, die Klänge der Saiten verzahnten sich perfekt. Bewusst wird auf drums/percussion verzichtet, um den Saiten reichlich Raum zur Klangentfaltung zu geben. Die Musik könnte man als kammermusikalischen Jazz bezeichnen. Die Kompositionen, alles Weinert-Originals (und eines von S. Voltz) wurden animiert durch friedvolle Natur/-ereignisse wie „Eisblume“, „Licht“, „Mohnblume“, Kraniche“, - wobei auf atonale Elemente verzichtet wurde.
 
Nach Erfolgen als Jazz-Fusion Gitarristin in den 90er Jahren, u.a. Auftritte mit STEPS AHEAD und einem eigenen Trio, hat sie sich zu einer wichtigen und vielbeachteten Protagonistin im akustischen Lager der nylon-string Gitarristen entwickelt. Geschmackvoll setzte Susan Elektronik ein, um ein schönes Delay und dezente Effekte zu erzeugen. Das Konzert im domicil war ein gelungenes CD Release Konzert, das beglückte Hörer in die kalte Nacht entließ.
 
CD Susan Weinert "Rainbow Trio" – Beyond the rainbow
 
Das Album „Beyond the rainbow“ ist mittlerweile das 13. Album der Gitarristin, - ihr Deput Album Mysterious Stories (veraBra Records / Intuition) kam bereits 1992 heraus. Wie das Konzert ist auch das Album eine absolut entspannte und gleichsam abwechslungsreiche Klangreise im Spannungsfeld von Jazz, Klassik und Weltmusik. Aufgenommen wurde es im Juli 2018 in den Bauerstudios Ludwigsburg als Studio Live Concert. Die Bauerstudios gehören zu den besten in Europa, - nicht verwunderlich, dass ECM dort Stammgast ist. Entsprechend überzeugend ist das Klangbild der CD. Hörenswert!
 
Susan Weinert & Band ist noch einige mal live im November zu hören, u.a. in Recklinghausen am 9.11., 17.11. in Düren.
 

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Moers 18. - 21. Mai 2018
 
Das 47. Festival mit Konzerten, Klanginstallationen und Kunst-Performances.
 
Freitag
8:30h Abfahrt Dortmund City Richtung Moers, traditionell mit dem Trecking-Rad, diesmal zu dritt. Die Strecke führt uns über die ehemalige Bahntrasse „Rheinischer Esel“ bis nach Witten an der Ruhr, dann dem Fluss folgend bis Duisburg; erster Kaffee-Stopp in Essen Steele, ein kurzer Blick in die historische, sehenswerte Kettwiger Altstadt beim einem Eis und angenehmen 22 Grad, eine Speiche reist mit einem Knall, Weiterfahrt glücklicherweise möglich. Entspannte Ankunft trotz Gegenwind kurz vor 17h in Moers mit 100km auf dem Tacho.
 
Die sauberen Duschen erfreuen, und nach dem Zeltaufbau im schönen, frisch saniertem Schwimmbad geht‘s zur Festivalhalle. Auf dem Zeltplatz sind wir zu fünft, incl. Festivalbekanntschaft Max aus Heidelberg, Holger nächtigt im 4Sterne Hotel. Ein erster Blick ins Programmheft erschlägt ein wenig durch die Fülle und Vielfalt von 137 Acts und 20Spielstätten.
 
Die Halle ist vollkommen dunkel, äußerst spärliches Bühnenlicht fokussiert die Besucher* auf einen wuchtigen Auftakt in der Halle mit der US-Band Talibam, gefolgt von CP Unit, ebenfalls eine amerikanische Band. Wie im Vorjahr gibt es somit gleich zu Anfang reichlich schwere Kost mit Free Impro. Wenn im Vorjahr die Ballung von freien Klängen für (gewollte) Verstörung sorgte, so waren es 2018 Kontraste, die überraschten. Efterklang & Box (DK/BE) zelebrieren eine neue, eher folkig anmutende Barock-Pop-Interpretation, die einige überforderte Jazzfans zum Bierholen animierte.
 
Jan Klare, bestens bekannt durch seine Kuratorenaufgabe (MOERS Sessions) und Auftritte seines Ruhr-Orchesters THE DORF, begeistert mit seiner Band2000 (D/BE/US) durch eine gelungene Mixture aus Powerplay-Improvisation und kreativer Materialverwendung (Wagner, Bach, ..). Auch 2018 überzeugt die Nutzung der „Mittenbühne“: Schneller Umbau und aktive Teilhabe statt Wegnicken auf reservierten Stühlen, diejenigen in den vorderen Rängen vor der Hauptbühne müssen sich nur auf den Bierbänken umdrehen, um das Bühnengeschehen in der Mitte zu verfolgen.
 
Verstörend ist definitiv das Nate Wooley's Projekt Seven Storey Mountain: Das 11 köpfige multinationale Ensemble mit 2xdr, 2x Vibes, Bläsern und Streichern baut einen langatmigen, melodiefreien drone – Sound, der hohe Erwartungen erzeugt, aber nicht so recht einlöst. Das Berliner MELT TRIO bietet einen überzeugenden Abschluss in der Halle mit innovativen Fusion-Gitarren-Trio-Sounds (g-b-dr). Für weitere Abwechslung sorgt der Besuch im Festivaldorf mit der gut besuchten „Eintritt frei“-Bühne, Treffpunkt auch für andere Dortmunder Musikfans. Gut für Holger: Es gibt dort sogar eine Fahrradwerkstatt, wo flugs die gerissene Speiche ersetzt wird (44€)! Mitternacht am Zelt ein kurzer Austausch: Max erlebte am Freitag einen versöhnlichen, durchaus melodischen Brötzmann Solo im Schlosshof, - da wo alles 1972 begann -, dann kriechen die Radler todmüde in den Schlafsack.
 
Samstag
Unser Musikprogramm beginnt (wie in den Vorjahren) um 11h mit der MOERS SESSION in der Musikschule. Das schöne Wetter lädt dann zeitig zum Besuch der Bühnen im Schlosspark ein, wo viele Jahre die Openair-Bühne bzw. das Festivalzelt stand. Das Duo Julia Kadel und Achim Tang (p/b) entführt die in der Sonne relaxenden Besucher in die hohe Kunst der Improvisierten Musik, ein kammermusikalisches Highlight. Die andere Schlossparkbühne bietet dann einen weiteren Höhepunkt mit der brasilianischen Band QAURTABÉ. Diese originelle 2014 gegründete Independent Formation aus Sao Paulo interpretiert die Musik des musician'smusicanMoacir Santos (sax/Brasil), hinreißend instrumentiert und dargeboten von 2 Klarinetten, drums und dem einzigen Mann in der Band an den Keyboards.
 
In der Fußgängerzone fasziniert Bram Stadthougers (NL), der mit seiner Gitarre eine rieisige Orgel mittels Midi ansteuerte. Ähnlich wie Pat Metheny mit seinem Orchestrion – Projekt erzeugt der virtuose Niederländer einen fulminanten Sound unter Einsatz von 800 Orgelpfeifen, 12 Perkussionsinstrumenten und zwei Akkordeons. Ein Hingucker!
 
Ein Muss und Treffpunkt der Zelt-Homiesist der Auftritt der WDR BIGBAND. Auf dem Programm sind Arrangement (u.a. Weather Report) des auch dirigierenden Vince Mendoza. Im Vergleich zu den Avantgarde – Klängen davor klingt alles eher brav, aber dennoch überzeugend, dargeboten von erstklassigen Solisten wie Peter Erskine (dr), Paul Shigihara (g) oder Paul Heller (ts) u.v.a.
 
Ein besonders atmosphärisches Konzert hat Festival Leiter Tim Isfort mit dem nächtlichen Auftritt von Ethan Iverson im Schlosspark inszeniert: Mitten auf der Wiese wird der Flügel platziert, lediglich ein Lagerfeuer wirft ein wenig Licht auf den Klaviersolisten, der Standards auf höchstem Niveau interpretierte. Es hätte der perfekte Augenblick werden können, die Nacht, die Sterne, die Stille von zarten Klavierklängen gekreuzt, als der Aufforderung von Iverson Folge geleistet wird, sich an den benachbarten Händen zu halten, hätten da nicht die Servicekräfte des benachbarten Ausschanks mit Abräum-Bierkisten-Gläser-Geklimper die Mystik zerstört.
 
Sonntag
Der Sonntag startet mit einem Muss: Ralph Alessi & This aganistThat feat. Ravi Coltrane! Ein Auftritt, der vielen zusagt, Modern Jazz auf hohem Niveau, zweifellos, aber ohne große Überraschungen und Biss. Sebastian Gramss überzeugt ein weiteres Mal: Die große Besetzung STATE OF PLAY mit 2 Rhythmusgruppen bietet filigrane, orchestrale Avantgarde mit Assoziationen zu Ellington/Mingus/Zappa. Überzeugend! (Gramss' Fossile 3 + 1 rockte am Samstag das Festival Dorf mit dem Bassklarinetten-Virtuosen R. Mahal und P. Zoubekam rollenden Piano, das Moers vielerorts unsicher machte). Nicht vorbei kann man am Trio GROPPER GRAUPE LILLINGER aus Berlin mit dem hyperaktiven Lillinger an den drums, zu hören im Park. Virtuos und Originell. Konzentrationsmusik.
 
Während Tim Isfort Witze über geklaute Gartenzwerge, vor der Halle kunstvoll drapiert, macht, muss Fred sein Auto vom Parkplatz fahren (sonst wird lt. Zettel an der Windschutzscheibe abgeschleppt), derweil klaut ein unverschämter Mensch sein dort kurzzeitig abgestelltes Klapprad. Vorbei ist es mit der Beweglichkeit zwischen den 20 Spielstätten.
 
Trösten kann ihn in der Halle der Auftritt der Horselords, dann ein weiteres Highlight auf den Hallen-Mitte-Bühne: Isfort brachte OXBOW aus San Francisco mit Peter Brötzmann zusammen. Was auf dem Papier zunächst befremdlich schien, funktioniert in der Realität prächtig. Das schreiende Saxofon fügt sich perfekt ein in den treibenden, aus Rock, Blues und Noise gespeisten Groove, vermischt sich mit dem ekstatischen Gesang des Frontmanns Eugene S. Robinson. Respekt, was der mittlerweile 77 jährige Peter Brötzmann in Moers mit 3 Auftritten abliefert (Solo, im Duo mit Heather Leigh, OXBOW). Kontrastreicher ging es dann am Ende in der Halle kaum: Das amerikanische Duo mit Frank Fairfield & Meredith Axelrod mit süßlichem Folk-Blues.
 
Resümee am Zelt beim letzten Bier mit Fred, Max, Holger, Uli …:
Das Folk-Duo hätte perfekt im Schlosspark auftreten können, um auch unbedarfte Hörer in den Bann ziehen zu können. In der Halle, was sollte da die Botschaft sein? Später las man von Tim Isfort, dass die Kontraste, das Verstörende bewusst eingesetzt war, -wer im Programm nichts findet, solle doch einfach Tatort gucken … .Fred gefällt die kompromisslose Programmatik, Uli hättet sich ein mehr zielgruppenspezifisches Konzept gewünscht, was die Bespielung der einzelnen Bühnen angeht. Von allen geteilt wird der gelungene Versuch die Stadt zu „Moersifizieren“: Kein Bewohner kam daran vorbei zur Kenntnis zu nehmen, dass etwas Außergewöhnliches in seiner Stadt passiert: Neue Musik, fremde Klänge aus allen Ecken der Welt, wurden von ca 35.000 Besucher wahrgenommen bzw. friedvoll genossen.
 
[Highlights für Pit, der als Einziger bis Programmende am Montag blieb: Irreversible Entanglements, Dsilton (in einem Club bestimmt noch besser, mikrotonale Soundwelten) und Rob Mazurek Underground …]
 
Geteilt wird auch die Einschätzung, dass das Moers-Festival ohne „Name Dropping“ weiterhin auskommt. In „Jazzkreisen“ zumindest waren vor allem/allenfalls die WDR Bigband, Ethan Iversen, Peter Brötzmann, Ralph Alessi / Ravi Coltrane bekannter. Uli findet, dass die Artistin in Residence, Josephine Bode, etwas blass blieb, zu hören u.a. mit E. Iverson und D. Kis. Vielleicht liegt es auch am Instrument: Recorder, gemeint ist die Blockflöte, die zwar durch verschiedenste Ausführungen aufzufallen weiß, aber bezüglich Klangfarbe und Ausdrucksstärke gegenüber anderen Blasinstrumenten eher im Jazz abfällt. Geschmackssache!?
 
Das Zelten bei diesem Wetter war prima, kostenfrei und durch die Lage im Schwimmbad mit Sitzmöglichkeiten etc. komfortabel. Immerhin 400 Zelte wurden gezählt, beschaulich gegenüber den 80er/90er Jahren, dafür relaxt und nah am Geschehen (Halle/Dorf/Musikschule/Park ...). Getrübt wird diese Begeisterung durch eine mitternächtliche Trommel-Session. Selbst die Ansprache von genervten Nachbarn und Ordnern vermochte die Althippies kaum bremsen: „Das war schon immer so, das gehört dazu …!“ Die Trommelrunde am Festivaldorf war da sympathischer.
 
Beim letzten Bier kommt ein anderer Aspekt zur Sprache: Was kostet mich Moers? Die Ticketpreise haben deutlich angezogen, 150€ fürs Festival. Jeder fing an zu rechnen.
 
Am billigsten kam Uli weg: Er arbeitete 2 Tage als Volontäre (Einlasskontrolle etc.), das Festival Ticket war dann umsonst. Anreise mit dem Rad, also umsonst, 2x Pizza in der Stadt 25 €, Einkaufsbeteiligung Zeltrunde 26€ (Brot, Käse, Bier ...), Radreiseverpflegung ca 25 €, Bier in der Halle 6€: Summe 81 € Phänomenal günstig! (Getrübt wurde die Freude lediglich durch die angefragte Verdopplung der Einsatzstunden durch Wegfall anderer Volontärs). Am meisten hingeblättert hat Pit, der noch beim Bier am Zelt dazu stieß: 150€ Ticket, 3x Hotel mit ÜF: 180€; Tonträger 80 €, Bier in der Halle: 30 €, Essen in der Stadt / im Dorf (Maultaschen!): 60 €, Anreise aus Hamm mit dem Auto (ca 200km x 0,30): 60€, Summe: 560 €. Zwar eine stolze Summe, dafür viel Spaß, Komfort und Erinnerungen (u.a. die Tonträger der Festivalkünstler ...).
 
Beim nachmaligen Blättern durchs Programm wird auch deutlich: Wer nur reinschnuppern will, hat eine Menge Eintritt-Frei-Optionen. Aber das Geld ist für das Festival allemal Wert. In Pop-Kreisen zahlen die Besucher so eine Summe z.T. für einen Act! Und deutlich wurde auch, dass jeder das Festival anders erlebt hat, jeder hat sich andere Punkte rausgepickt, anders kombiniert, insofern gibt es individuelle Wahrnehmungen, kein homogenes Bild. Gut so! Wie auch immer, verabredet wird sich erneut für 2019: MOERS bleibt (hoffentlich) eine feste Größe in der Festivallandschaft, im Team Tim Isfort, Claus Arndt, Jan Klare & Co. noch bunter, vielfältiger, kreativer als je zuvor.
 
Anmerkung: Für alle außer Pit war Montag Abreisetag. Verpasst haben wir einige schöne Acts, 2019 ist das volle Programm geplant, 1 Tag mehr Urlaub muss drinsitzen!
 
Hinweis: Dank der erneuten Kooperation mit arte und WDR Fernsehen waren alle Konzerte im Live-Stream zu sehen. Die Konzerte sind bei www.arte.tv sechs Monate verfügbar.
 
[ * aus Gründen der Lesbarkeit habe ich auf *innen verzichtet. Selbstverständlich sind immer alle Geschlechter gemeint.]
 
Text: Günter Maiß  Fotos: Kurt Rade

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Bornstein Lammel Lauer am 12.01.2018 im domicil Club, Dortmund
 
Top Jazz Piano Trio mit:
 
Andreas Lammel - Piano
René Bornstein - Bass
Florian Lauer - Drums
 
Premiere im domicil hatten Bornstein Lammel Lauer bereits im Frühjahr als Support-Band von Star-Drummer Billy Cobham. Das Trio kam so gut rüber, sodass das Trio nochmal eingeladen wurde, um ihr komplettes Programm in 2 Sets zu präsentieren.
 
Die Website der Band verkündet: "Alles getrieben von einem unbändigen Willen, sich und dem Publikum mit der Musik eine Freude und eine gute Zeit zu bereiten." und … "Vielschichtige Musik, die aber nie Gefahr läuft, auch ungeübte Ohren zu überfordern." Dass das funktionierte, bewiesen die drei sowohl im Cobham-Support als auch beim Clubauftritt ohne dabei in zu flache Gefilde abzudriften. Vielmehr war es die enorme Spielfreude und ungemein große Dynamik, die die drei ausstrahlten und die überzeugte.
 
So manch ein Hörer mag bei der Ankündigung „Klavier-Jazz-Trio“ kaum zucken, so strapaziert und inflationär scheint das Angebot in diesem Format zu sein. Bornstein Lammel Lauer bewiesen, dass es jenseits vom Barjazz ein spannendes Terrain gibt, sich kreativ den klanglichen Möglichkeiten von Klavier-Kontrabass und Schlagzeug hinzugeben.
 
Pianist Andreas Lammel nutzte weidlich die Möglichkeiten des Flügels, - er bediente die Königin der Instrumente eher orchestral unter Nutzung des gesamten Tonumfangs mit wuchtigen Akkorden und melodischen Läufen.
 
Räumlich und visuell stand Bassist René Bornstein, der auch die meisten der Originals beisteuerte - im Mittelpunkt des Geschehens. Die Wucht und Dynamik der Stücke vermittelte der Bassist mit ganzem Körpereinsatz, die Saiten seines historischen, wunderbar volltönernden Kontrabasses wurden mit fettem Bounce angerissen. Drummer Florian Lauer trieb souverän das Trio voran und untermalte geschmackvoll in ruhigen Balladen und Rubato-Passagen.
 
Als Zugabe gab es Bornseins Ballade „Novemberlied 17“, ein Traditions-Zyklus des Bassisten; 2016 gab es kein Novemberlied, da die Band zu busy war. Die Bühnenpräsenz bundesweit ist nicht verwunderlich, denn Spielfreude und Niveau des Trios sprechen für sich. Nach zwei Zugaben verließ das Trio die Bühne des vollen Clubs und hinterließ begeisterte Fans, die diesem Trio-Format erneut einiges abgewinnen konnten.
 
Das Repertoire stammte vor allem aus dem neuen Album „Look at Me“ (Traumton Records) sowie aus dem Debutalbum „Novemberlieder“, das 2014 bei „Nabel Records“ erschien. Große Beachtung erhielt das Trio zudem durch die Nominierung mit dem ECHO JAZZ 2017 in der Sparte „Newcomer“. Herzlichen Glückwunsch!
 
Das Trio ist demnächst wieder live hören, und zwar am 7. April in Nordhausen und am 11. Mai in Rostock.
 
 
Text & Fotos: Günter Maiß

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Johannes Motschmann "Electric Fields"
 
Neoklassik & Elektronische Musik am 18.11.17 im domicil in Dortmund
 
Johannes Motschmann - piano/keyboards/synthesizer & composition
David Panzl - perc, dr, vibes
Boris Bolles - synthesizers/violin
 
Ein außergewöhnliches Konzert präsentierte das Dortmunder domicil im Rahmen der 24. Jazztage: Zu hören war im großen Saal des domicil ein besonderes Set-up, das für Genre übergreifende Klänge sorgte. Konzept und Kompositionen stammten von Johannes Motschmann; er vereint im Trio mit David Pranzl und Boris Bolles im Programm "Electric Fields" die zwei bedeutenden Traditionslinien der deutschen Musikgeschichte „Elektronische Musik“ und die „neue Klassik“ der Berliner Schule.
 
Das Dilemma der Spartenzuordnung / Kategorisierung hatten Publikum und Veranstalter domicil: Was erwartet uns? Wie kommen domicil und potentiell Interessierte zusammen …? Das Dilemma der Kategorisierung und dessen Kommunikation spiegelt sich auch wieder bei den Tonträgerverkäufern. So nutzt JPC ausschließlich den Begriff „Elektronische Musik“, discogs hingegen: „Genre: Electronic, Classical, Stil: Ambient, Contemporary, Modern Classical“ und amazon schließlich „Klassik, Kammermusik“! … und angeboten wurde das Konzert in einem (vermeintlichen) Jazzclub, bzw. bei einem Veranstalter, der sich dem Jazz/Weltmusik und der Avantgarde verschrieben hat.
 
Außergewöhnlich war zudem, das die „elektronische“ Musik nicht vom Laptop und durch Loops abgerufen wurde, sondern fast ausschließlich live über keyboards plus Geige und drums/perkussion/vibes etc gespielt wurde. Die beiden keyboarder nutzten analoge Synthesizer, ein altes Wurlitzer-Piano und das legendäre Yamaha CP-70.
 
Die Stücke waren zwar dezidiert ausgearbeitete Tracks, behielten aber durch die Liveproduktion Authentizität und Lebendigkeit. Assoziationen mit Jarre, Sakamoto und Steve Reich drängten sich auf, wobei die Musik des Motschmann-Trios durch eine höchst eigenständige, raue und melancholische Klangfarbe geprägt ist, die durch pulsierende Beats kontrastiert wurde.
 
Zur Biografie: Johannes Motschmann (Wahl-Berliner) war Schüler von Wolfgang Rihm; er gehört zum Berliner Label "Neue Meister/Berlin Classics", das als Plattform für neugierige und experimentierfreudige Musik-Hybride gilt, die eingefahrene Grenzen zwischen Klassik und Electronica auf höchst individuelle Weise auflösen. Er erhielt Kompositionsaufträge von renommierten Festivals wie Klangspuren/Schwaz, dem Davosfestival, der Münchner Biennale, dem Beethovenfest Bonn, dem Heidelberger Frühling, dem Alpenklassik-Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und der Biennale für Moderne Musik/Frankfurt am Main. Seine Werke wurden unter anderem beim Schleswig-Holstein Musikfestival, beim Rheingau Musik Festival beim Reeperbahnfestival in Hamburg und in der Yellow-Lounge im Berghain in Berlin aufgeführt.
 
CD / Vinyl
 
Die Liebe zum Analogen spiegelt sich konsequenterweise auch im Tonträgerangebot des Trios wieder, d.h. das Werk ist nicht nur als CD, sondern auch auf Vinyl erhältlich:
 
Die Rhythmen von „Electric Fields“ sind minutiös als Notentexte entworfen und wurden von dem Trio im Studio live eingespielt. Alle Instrumente sind im selben Raum aufgenommen worden, sodass der handgemachte Elektrosound plastisch und natürlich klingt. An der Seite Johannes Motschmanns stehen der Multipercussionist David Panzl und der Tonmeister Boris Bolles, der neben weiteren Synthesizerparts auch Violin- Melodien beisteuert.
 
Das Magazin „Good Times“ schrieb im Juni Juli 2016 zum Tonträger: »Der live mit analogen Synthesizern, Wurlitzer-Piano und CP70- Piano eingespielte Elektrosound soll die Stimmungen einer Nachtfahrt durch Berlin einfangen, und wahrlich spiegeln die neun Stücke auf anschauliche Weise die unterschiedlichen Atmosphären durchtanzter Nächte wider.«
 
Fazit: Motschmann gelang es eine spannende Synthese zu kreieren, die sowohl auf Tonträger als auch live zu überzeugen weiß, - ein wenig mehr Gäste hätte das allerdings Konzert verdient, - in dem Punkt wurde das Kommunikations- und Kategorisierungsdilemma nicht ganz aufgelöst.
 
Hörenswert!
 
 
Text & Fotos ©: Günter Maiß

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Sebastian Gramss "States of Play" im domicil in Dortmund
 
Besetzung: Valentin Garvie tp, Rudi Mahall bcl, Pierre Borel sax, Tobias Hoffmann g, Christian Ramond b, Dominik Mahnig dr, Philip Zoubek player piano (diskflügel)/prepared p, Sebastian Gramss b/komp, Etienne Nillesen dr/perc
 
Gleich am Amfang der 24. Dortmunder Jazztage |2017 präsentierte das Dortmunder domicil ein Highlight: Auf der Bühne stand das 9 köpfige Ensemble „States of play“, das der Kölner Bassist und Komponist Sebastian Gramss (Jg. 1966) zusammengestellt hat. Bekannt wurde S. Gramss durch diverse Bands und Projekte, vor allem durch die Formation „Underkarl“ (s.u.). 2013 erhielt er den ECHO-Preis in der Sparte Kontrabass.
 
States of Play manipulierte die „Architektur von Musik“ indem es Melodien, Rhythmen und Grooves in Echtzeit zerlegt und wieder neu zusammengesetzte. Ein präpariertes Selbstspielklavier brachte die Bandmitglieder in ungewohnte Situationen, vertraute Strukturen wurden polyrhythmisch erweitert. Der live präparierte Diskflügel bildet als präzise Musikmaschine das ordnende Gegengewicht zu den sich ständig verschiebenden Ebenen, auf denen sich die beiden Rhythmus- Gruppen und die Bläser der Band fortwährend bewegen.
 
Großes Geschick bewies Sebastian Gramss bei der Auswahl der Band mit Spitzenmusikern der zeitgenössischen europäischen Musikszene. Ungewöhnlich auch die Besetzung mit zwei famosen Rhythmusgruppen und ein hervorragend eingespieltes Bläsertrio mit tp-cl-sax, herausragend hier vor allem Rudi Mahall an der (Bass-)Klarinette.
 
Das Publikum wurde durch transparente melodisch-rhythmische Strukturen abgeholt, um dann binnen Sekunden in unerwartete avantgardistische Klangstrukturen entführt zu werden. Viele Passagen strotzten vor Spielfreude und Virtuosität, der live präparierte Diskflügel steuerte - von menschenhand unspielbare - maschinell präzise Counterparts zu den Variationen des Ensembles bei. States of Play bot einen grandiosen Abend, der einige Gäste mehr verdient hätte. Dank gilt den Förderern, die die Konzerte ermöglichten! (u.a. Kunststiftung NRW , Stadt Köln, NRW Kultur ... Ministerium).

CD Tip: Sebastian Gramms Underkarl _ CD „Timetunnel 25“
 
Eine Band mit erstaunlicher Beständigkeit ist die Kölner Gruppe UNDERKARL: Im Jahr ihres 25-jährigen Bestehens präsentierte sie ihr neues, achtes Albums „TIMETUNNEL 25“, - einzige Underkarl-Umbesetzung war Rudi Mahall (Klarinetten) statt des Posaunisten Nils Wogram. Treffendes Zitat: "Selten seit Zappa waren Anarchie und Disziplin, Jazz und Rock so stimmig vereint", schreibt "Rolling Stone" treffend über Underkarl.
 
TIMETUNNEL 25 wartet mit einem anspruchsvollen Konzept auf, das zwar nicht neu (man denke an Jon Hendricks mit Lambert, Hendricks & Ross), aber beeindruckend umgesetzt wurde: Spontane Solos von Jazzgrößen wie Miles Davis, John Handy oder Stan Getz wurden transkribiert und als Grundlage für neue musikalische Interpretationen genutzt. Melodische Parts/Tracks stehen halsbrecherischen Passagen (Parker's „Donna Lee“) gegenüber, insgesamt ein 45 minütiger, kurzweiliger Par-force – Ritt durch 70 Jahre Jazzgeschichte. Paten für „Timetunnel 25“ waren Soli von Thelonius Monk, Chet Baker, Stan Getz, Charlie Parker, Miles Davis, Ornette Coleman, Charles Mingus, Steve Lacy, Clifford Brown, Sonny Stitt, Jimmy Hamilton, John Handy und Coleman Hawkins.
 
Fazit: Äußerst hörenswert, - live oder als Tonträger, aktuelle CD: „Timetunnel 25“ (rent a dog./Rattay music)! (Quelle): http://www.sebastiangramss.de
 
Text & Fotos: Günter Maiß

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Jin Jim im Dortmunder domicil
Jazz Rock World Beats
 
Daniel Manrique Smith - alto/bass, western concert fl,
Johan May - git
BenTai Trawinski - bass
Nico Stallmann - drums
 
Die aus Köln/Bonn stammende Band „Jin Jim“ versetzte den vollen Club in eine Art musikalische Zeitmaschine: Der Mix aus Rock, WorldBeats mit jazzigen Improvisationen klang z.T. wie die legendäre NL Band Focus (dessen zeitweiliger Gitarrist Jan Ackermann demnächst auch im domicil spielen wird). Mit starkem rhythmischem Drive bewegte sich die Band zwischen Modern Jazz und Rock, wobei auch ein JS Bach zitiert wurde. Besonders geprägt wird der Bandsound natürlich durch die Querflötenklänge des peruanischen Musikers Manrique Smiths. In jeweils 4 langen Stücken pro Sets hatten alle Bandmitglieder viel Raum für ausgiebige Improvisationen. Das Original „Duende“ beschrieb zudem das Phänomen Improvisation im Flamenco, wie dort unabgesprochen ein Musiker einen neuen Pfad beschreitet und alle intuitiv folgen. Hinreißend ein dramaturgisch superb gestaltetes, ausgiebiges Schlagzeugsoli, vornehmlich auf snare, hihat und bassdrum gespielt.
 
Die 2013 gegründete Band ist ein Senkrechtstarter der Szene: Finalist von Jazztube Bonn, 2014 Gewinner des Wettbewerbs future sounds (Leverkusener Jazztage), 2016 folgte eine Tournee vom Goethe Institut, dann eine Aufnahme für die Sendung Rockpalast, Auftritt beim Jazzfestival Viersen und 2017 auf der JazzBaltica. Im Jahr 2015 erschien das erste Album „Die Ankunft“ (Label Neuklang), August 2018 wird das 2. Album beim renommierten Label ACT erscheinen.
 
Der Auftritt im domicil war äußerst kurzweilig, die Band entließ das begeisterte Publikum nach 2 Zugaben. Band & Publikum hoffen auf ein CD-Release-Konzert 2018, dann vielleicht im Saal.
 
Fotos & Text: Günter Maiß

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„Jazzfest-Moers 2017“
 
Was ist eigentlich das Moers Festival? Zumindest ist es so bekannt, dass es einen erklärenden Titel/Untertitel – wie ehemals „New Jazz Festival Moers“ nicht mehr braucht. 1972 gestartet – mit Burckhard Hennen als Gründer und langjährigen Leiter - als Festival für zeitgenössischen Jazz, öffnete sich das Festival zu anderen Sparten, insbesondere zu Weltmusik, Elektronischer Musik, Avantgarde. Gleichzeitig verbirgt sich dahinter ein gewisses Dilemma der Kategorisierung, Jazz allein taugt auf jeden Fall schon lange nicht mehr als Etikett.
 
Die 46. Ausgabe dieses weltweit renommierten, kleinen aber feinen Festivals war eine Besondere:
 
Im Vorfeld musste man fürchten, dass es kein Moers 2017 geben wird, - nach 10 Jahren hat der zweite Festivalleiter, Reiner Michalke, nach diversen Querelen um Geld und Rückhalt in der Stadt die Brocken hingeworfen. Nach nur sechs Monaten Vorbereitungszeit haben vor allem der neue künstlerische Leiter Tim Isfort und Geschäftsführer Claus Arndt – beide Moerser Bürger!- es geschafft, nicht nur ein beachtliches Programm auf die Bühnen zu stellen, sondern sie haben den Charakter nochmals verändert. Es ging den neuen Machern darum, das Festival besser in der Stadt zu verankern und den Besuchern die Möglichkeiten zu geben, sich ihr Moers Festival individuell zusammenzustellen. So wurden über 80 Acts an 4 Tagen - neben der „mainstage“ Festivalhalle auf einer Reihe von Spielorten – präsentiert. Mir gelang es an 3 Tagen ca. 25 Acts zu hören.
 
Was war neu?
 
Auffallend war beim Betreten der Halle, die spartanische Ausstattung mit Bierbänken im Parkett: Das entpuppte sich jedoch durchaus als Vorteil – das „Handtuch auslegen/Plätze sichern“ wurde reduziert und ermöglichte - durch schlichtes Umdrehen auf den Bänken - die zusätzliche Bühne inmitten des Publikum Blocks.
 
Neu war das umgestaltete Festivaldorf: sehr gelungen die Dorf-Bühne mit einem buntem Programm vor allem regionaler Musiker, weniger erfreulich der verschwundene Aufenthaltsbereich mit Stehtischen, Hockern etc. direkt an der Halle. Neu waren die vielen Spielstätten: alt bekannt die Röhre, das Naturschwimmbad, die Musikschule und die Josef-Kirche, neu das Schlosstheater, eine Insel im Schlosspark, das Peschkenhaus sowie das Rathausfoyer.
 
Die Musik:
 
Ein roter Faden war schwerlich zu finden, stattdessen harte Brüche und starke Kontraste, die aber bereitwillig vom Publikum goutiert wurden. Tim Isfort hat dem „Geist des Festivals“ nachgespürt: Verbindendes Element war die Suche nach Neuem, Überraschendem, nach der Kreativität und Vielfalt der aktuellen Musik, - das war pragmatisch und ausreichende Klammer für ein spannendes Musikfestival. Das Element des „Verstörenden“ – benannt im Programmheft und Ankündigungen – war auf jeden Fall ebenfalls ausgeprägt; der Erfolg der US-Band SWANS wurde gar daran bemessen, dass bis auf 300 Hörer alle die Halle verließen, -vor allem wegen der Lautstärke.
 
Gewohnt sperrig klang Anthony Braxtons ZIM SEXTETT; zwei Trios rangen dem inflationärem Format Piano-Bass-Drums neue und überzeugende Facetten ab: De Beeren Gieren aus Belgien sowie einer der „Headliner“, THE BAD PLUS. Pianist des letztgenannten Trios, Ethan Iverson, war mit einem Soloprogramm im Rathausfoyer zu erleben: Der Raum versprühte noch den Charme einer Wartehalle, wo man geneigt war eine Nummer zu ziehen, dennoch schaffte er es, auch dort für ein kammermusikalisches Highlight zu sorgen. Beim Goutieren der Moers Session im Park – Zielgruppe erfahrene Free-Jazz-Hörer – kam der Gedanke, ob Solopianist Ethan Iverson hier nicht besser aufgehoben wäre, um die vorbei spazierenden Moerser für Moers Musik zu begeistern. So hörte man dort Zwischenrufe vom Weg wie „Ich brauche die Nummer vom Festivalleiter, ich will mich beschweren ...“, aber auch hier: Das Verstörende ist Konzept?
 
Highlights und Entdeckungen gab es reichlich, beispielhaft zu nennen wären: das Projekt vom Artist in Residenz John-Dennis Renken & Tribe. Sein bewährtes ZODIAK Trio mit A. Wahl/B. Oeszevim ergänzte er um die Bläserinnen A. Niescier/S. Barnett. Heraus kam ein durchaus neues Klangkonzept, mitreißend und präzise, ein Highlight des Festivals. Hohe Improvisationskunst boten auch die Pianistin Sylvie Courvoisier, die hier auf Altmeister Evan Parker am Sopran und I. Mori (electronic) stieß. Für Moerser Verhältnisse ungewohnt melodisch ging die isländische Gruppe ADHD ans Werk. Ein Schlagzeug-Duell in Mitten der Halle lieferten sich Carolin Pook mit Achim Krämer im Quartett mit dem kraftstrotzenden Sax von P. Araklian, untermalt vom Elektronikkünstler A. Zepezauer. Beeindruckend war auch der Auftritt des US-„Crossover“-Pianisten ELEW, der den Flügel im Saal der Musikschule derart erbeben ließ, dass dieser vor dem Ende des Sets resigniert seine Stimmung verlor … Jan Klare kuratierte wiederum die Sessions, wo es zu interessanten, internationalen Begegnungen von Improvisationskünstlern kam. Drumlegende Brian Blade präsentierte sich mit seinem Blues/Singer/Songwriter Projekt „Mama Rosa“ ausschließlich als Sänger und Gitarrist, ungewohnt, aber durchaus unterhaltsam, - der eine oder andere Besucher hätte ihn lieber in anderer Konstellation trommeln gehört. Schillernd waren auch die 5! Musiker des brasilianischen „Satanique Samba Trio“ im Schlosstheater, die zwar nach „Metall“ aussahen, aber mit viel Spielwitz Songs und Genre zerlegten und neu zusammenfügten, u.a. den „One Note Samba“. Es ließen sich noch einige hörenswerte Acts benennen, die auch in der Abfolge höchst kontrastreich der Aufmerksamkeit des überwiegend begeisterten Publikums einiges abverlangten. Das auch die jazzigen und „melodischeren“ Bands (ADHD, THE BAD PLUS, De Beeren Gieren, …) auf Begeisterung stießen, offenbarte schon das Bedürfnis – zumindest zwischendurch – nach weniger verstörenden Sounds, nach Struktur und Harmonie, wie komplex auch immer. Wo dann mehr Kreativität zu finden ist, darüber kann man trefflich streiten. Was man vermissen konnte, waren allenfalls Bands, die ein solch breites Spektrum in sich vereinigen, wie es vor Jahren z.B. John Zorn schaffte.
 
 
Festivalfeeling
 
Das Festivalfeeling ist mehr als die Rezeption von mehreren Konzerten an einem bzw. mehreren Tagen: In Moers kann man eintauchen in Musik, dem Alltag für 4 Tage entkommen, mit anderen Musikenthusiasten kommunizieren. Vor allem das Verweilen vor Ort macht das Festival zu einem runden Event: Zum Entspannen zwischendurch Schwimmen gehen, in Tonträgern oder Musikliteratur wühlen, durch das durchaus charmante Städtchen flanieren etc. . Im Gegensatz zum Moerser Tim Isfort habe ich einige Male das Festival inklusive Zelten genossen. Seit Rückbau der Buden- und Party-Zeltstadt sowie Zugangskontrolle des Campinggeländes ist Zelten wieder eine gute Alternative geworden (kleiner Wermutstropfen: nur ein Herren-WC).
 
Mein persönliches Festivalbonbon: Die An-/Abreise mit dem Rad von Dortmund entlang der Ruhr (ca 2x110km): Auch hier kann man eine zum Teil verstörende urbane Schönheit (des Ruhrgebiets) genießen … und vor Ort macht sich das Rad bezahlt, um die verstreut liegende Konzertorte zügig erreichen zu können.
 
Fazit
 
Moers 2017 bot wiederum ein tolles Programm, guten Sound und eine professionelle Abwicklung. Es wurde ein Festival für Musikenthusiasten und durch das erweiterte Konzept mit zahlreichen Eintritt-frei-Angeboten ein Festival für die Bürger der Stadt.
 
Der ausgeschiedenen Reiner Michalke wurde im www reichlich gewürdigt, u.a.: „Du hast das Festival nach Burckhard Hennens Weggang spannend und würdig weitergeführt! Alle Jahre waren neue spannende Impulse und ich hatte weiterhin das Gefühl, am Puls der Zeit zu sein. Und Moers ist immer noch einzigartig in seiner Konzeption.“ Das Gleiche kann man Tim Isfort & seinem Team für das Moers Festival 2017 bescheinigen. Gratulation!
 
 
Text: Günter Maiß
Fotos: Kurt Rade & Günter Maiß
 
PS: Der Selbsthilfegruppe „Wege aus dem Jazz“ habe ich mich noch nicht angeschlossen, der Leidensdruck ist noch nicht groß genug! Vielleicht lädt mich Tim mal zu einer Sitzung ein ….

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„Carl Palmer's ELP Legacy“ - ProgRock Legende Carl Palmer mit seinem Trio im „domicil“ in Dortmund am 11.04.2017
 
Carl Palmer – dr.
Paul Bielatowicz – gi.
Simon Fitzpatrick – bg,
chapman stick
 
Mit Carl Palmer kam eine absolute Drummer-Legende der ProgRock -Szene ins Dortmunder domicil. Vor allem die (vielen) älteren Besucher schätzen ihn als virtuosen Schlagzeuger und als Mitglied und Mitbegründer von EMERSON, LAKE & PALMER.
 
Carl Palmer verband schon früh das klassische Spiel eines Gene Krupa mit seinem eigenen kraftvoll-rockigen Stil. Diese Flexibilität hat er auch in einigen Stücken beim Konzert am Dienstagabend im domicil unter Beweis gestellt. Mit der CARL PALMER ELP LEGACY brachte er die tiefe Verbundenheit zu seinen – beide 2016 verstorbenen - Freunden Emerson & Lake zum Ausdruck. CARL PALMER ELP LEGACY interpretierte das Repertoire von ELP instrumental und höchst eigenwillig. Statt Keyboards gibt es eine E-Gitarre, was den Gesamtsound schon grundsätzlich änderte. Als Bandmitglieder hat er Paul Bielatowicz an der Gitarre und Simon Fitzpatrick – bg, chapman stick gewinnen können. Beide Musiker sind absolute Virtuosen, die vor allem durch ausgereifte tapping – Technik (dem Anschlagen der Saiten auf dem Griffbrett statt Zupfen mit Fingern oder Plektrum) zu glänzen wussten. Der Londoner Bassist Simon Fitzpatrick spielte neben seinem 6 String Bass auch den „chapman stick“, ein Saiteninstrument mit je nach Modell 8 bis 12 Saiten, das beidhändig mit der tapping gespielt wird.
 
Palmer destillierte aus dem ELP-Repertoire die markanten Themen und bombastischen Parts, die druckvoll von seinem Trio in kompakte Stücke verwandelt wurden. Das Dortmunder Publikum nahm mit Begeisterung die bekannten ELP-Themen auf, wie z.B. „Pictures at an exhibition“, „Jerusalem“, „Trinity“ oder auch „America“ von Leonard Bernstein. Auf Greg Lakes Klassiker „Lucky Man“ vermisste so mancher „Greyhead“ den prägnanten Gesang von G. Lake, dafür steuerte Fitzpatrick auf seinem Chapman Stick recht authentisch das Synthesizersoli von Keith. Für Begeisterung sorgte auch die King Crimson Komposition „21 Century Schizoid Man“, auf der die Band im schnellen Part bewies, dass sie auch gehörig swingen kann.
 
Carl Palmer zeigte, -wie es auch Robert Fripp (Gitarrist der Genrevorreiter King Crimson) definierte - , das Progressive Rock weniger ein stringenter Stil, sondern eine Haltung ist.
 
Beim Konzert im domicil bewies er den Willen zur Neudefinition von ELP, die – 1970 gegründet - stilistisch revolutionär Rockmusik mit klassischer Musik, Blues und Jazz verbanden.
 
Die Hörer, die nicht mit der Erwartung kamen, eine ELP – Coverband zu hören, haben mit Begeisterung ein knapp 2 stündiges Feuerwerk der frappierend vitalen 67 jährigen Drumlegende Carl Palmer erlebt.
 
Veranstalter des Konzert war die Essener Konzertagentur Impuls Promotion, die mit Jan Ackermann im Winter 2017 eine weitere Legende ins domicil holen wird.
 
Text & Fotos: Günter Maiß

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Christine Corvisier CC5 am 31.3.17 im domicil Dortmund

Sebastian Scobel - piano
Martin Schulte - guitar
Jakob Kühnemann - bass
Leif Berger - drums
Christine Corvisier - tenor sax
 
Ein beeindruckendes Konzert lieferte die Band um die aus Nizza stammende Tenorsaxofonistin Christine Corvisier am 31.3. im Dortmunder domicil Club. C. Courvisier, mit Wahlheimat Köln, ist eine wirkliche Bereicherung der NRW – Szene. Bereits mit 14 begann sie Saxophon zu spielen, studierte in Nizza/Frankreich und Amsterdam/NL, u.a. bei F. Povel. Einen weiteren Schub brachte der Gewinn des Preises “Young Talent of Alpes Maritimes”, welcher es ihr ermöglichte 2 Monate nach New York zu gehen, um u.a. mit Joshua Redman, David Binney and Donny McCaslin ihre Fähigkeiten zu erweitern.
 
2006 folgte die Gründung ihres Quintetts CC5; 2010 ließ sie sich in Köln nieder, wo sie CC5 mit den besten Musikern der Region neu formierte, - und das war beim Konzert im domicil deutlich zu hören: Traumwandlerisches Zusammenspiel und solistische Glanzlichter überzeugten rundum.
 
S. Courvisier zeichnete sich allein verantwortlich für das markante Repertoire der Band, wobei sie sich auch Bearbeitungen französischer Chansons wie dem Edith-Piaf-Klassiker „La vie en rose“ einfließen lässt. Ihre einprägsamen Eigenkompositionen nutzen geschickt die beiden Harmonieinstrumente g/p, die mal unisono, mal mehrstimmig ein spannendes, harmonisch-melodisches Gerüst bilden. Im domicil wurden Bearbeitungen und Widmungen präsentiert, u.a. „My Favorite Things“ an Coltrane, „Groove in den Mai“, eine funky – Widmung an LesCann und „Now“: Letztere Komposition ist Ihrer 4 Jährigen Tochter und dem Moment gewidmet, endlich, - eben „Now“ - Zeit zum Schreiben zu haben!
 
Als Solistin glänzte sie - neben dem Gitarrenvirtuosen Martin Schulte und atmosphärischen Pianosolos von Sebastian Scobel - mit einem ausgereiften Tenorsaxofonsound und dramaturgisch schlüssigen Beiträgen.
 
Beachtlich war beim Dortmunder Konzert das Agieren des Rhythmusgespanns - Jakob Kühnemann am Bass und Leif Berger an den drums – die sich derart perfekt einbrachten, dass man kaum glauben konnte, dass sie als Ersatz für die regulären CC5 -Mitglieder D. Anders/T. Sauderborn einsprangen. CC5 bot einen höchst unterhaltsamen Abend mit modernen Jazz, der gleichsam mit einprägsamen Melodien/tracks und Tiefgang überzeugte.
 
PS: In der Konstellation mit CC/Schulte/Scobel/Anders/Sauderborn (+ Filippa Gojo -voc) wurde auch Ihre letzte CD „Reconnaissance“, die 7. CD von C. Courvisier, eingespielt, - hörenswert wie das Konzert! Die CD ist erscheinen auf „unit records“ und über ihre website zu beziehen.

http://www.christinecorvisier.com
 
Fotos & Text (c) Günter Maiß

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10|01|2017 domicil Dortmund
 
Eva Klesse Quartet feat. Julia Hülsmann / Phil Donkin / Verneri Pohjola, im domicil in Dortmund
 

Modern Jazz mit der diesjährigen Westfalenjazzpreisträgerin Eva Klesse
 

Eva Klesse - drums
Julia Hülsmann - piano
Phil Donkin - bass
Verneri Pohjola - tp
 

Schlagzeugerinnen sind bisher eher in der Minderheit in der Jazzszene, als Bandleaderin zudem: Eine der letzten Drummerinnen im domicil war Cindy Blackman-Santana, die mit virtuosem tom-tom-Donner in reichlichen Drum-Solis für Furore sorgte. Eva Klesse ist eine ganz anders agierende Schlagzeugerin, allerdings so überzeugend in ihrer Musikalität, dass die Jury mit dem künstlerischen Leiter des Jazzfestivals Münster, Fritz Schmücker, den Programmmachern Waldo Riedl (Jazzclub domicil) und Lena Jeckel (Bunker Ulmenwall) ihr den Westfalen-Jazz-Preis 2017 verliehen (gestiftet von der Imorde GmbH).
 

In der Begründung heißt es: „Eva Klesse beeindruckt mit einem dynamischen Spiel, beherrscht feinste Nuancen und zarteste Töne. Sie überzeugt als Schlagzeugerin, Bandleaderin und Komponistin. In ihrem seit vier Jahren bestehenden Quartett prägt sie die Musik, eröffnet aber zugleich ihren Mitspielern alle Möglichkeiten, sich zu entfalten. Am Ende entsteht ein eigener Gruppensound auf Augenhöhe. Eva Klesse ist kreative Gestalterin mit identifizierbarer Handschrift und kongeniale Partnerin zugleich.“
 
Beim Festival in Münster trat sie mit ihrem „regulärem“ Quartett (Evgeny Ring-as, Philip Frischkorn-p, Robert Lucaciu-b) auf, der Preis ermöglichte ihr zwei weitere Auftritte mit einer Wunschband. Bei der Auswahl bewies sie ein sicheres Gespür für eine überzeugende Besetzung, die nach einer Probe und einem Konzert im Dortmunder domicil einen faszinierenden Auftritt hinlegte. Als Mitmusiker hat sie die Pianistin Julia Hülsmann ausgewählt, die zu ihren absoluten Lieblingsmusiker gehört; kennengelernt haben sich die beiden auf Workshops, durch die Zusammenarbeit im Berliner Jugendjazzorchester, das Julia leitete, und weitere Bandkooperationen. Den finnischen Trompeter Verneri hat Eva durch ein Konzert mit dem Quartett des Kölner Posaunisten Janning Trumann im Juni kennengelernt, Phil Donkin bei einem Konzert mit der Band der kanadischen Trompeterin Ingrid Jensen.
 

Das neue Quartett agierte derart interaktiv und mit perfektem Zusammenspiel, exakten Melodieführungen, überraschend abrupten Enden, dass man glauben musste, hier arbeitet eine Working Band seit Jahren zusammen. Eva Klesse war stets in Spannung und Höchstkonzentration, ständig pulsierten die Beine, um feinste Nuancen und Impulse beizusteuern, - kein schlichtes Timekeeping, sondern modernes Schlagzeugspiel war zu hören. Julia Hülsmann, seit Jahren feste Größe der deutschen Jazzszene, steuerte ebenso wie Trompeter Verneri Pohjola Stücke bei, alle drei Begleiter überzeugten mit ihren Soli, insgesamt stand jedoch ein Bandsound im Vordergrund, der geschickt packende Melodien, interessante Harmonien und Strukturen jenseits eines gängigen Mainstreams verband.
 

Das Quartett von Eva Klesse mit Evgeny Ring-as, Philip Frischkorn-p, Robert Lucaciu-b hat 2016 eine wunderbare CD bei enja vorgelegt: „Obenland“!
 
Die nächsten Auftritte von Eva Klesse (mit ihrem Quartett bzw mit der Band „Trillmann“ / dem Trio „No Kissing“ mit Werner Neumann / …):
 

17.1.2017 Trillmann @ Jazzschmiede, Düsseldorf
18.1.2017 Trillmann @ Golem, Hamburg
27.1.2017 Eva Kruse Band @ Bayreuth
03.2.2017 No Kissing @ Wiesbaden, Jazz im Rudersport
18.2.2017 Eva Klesse Quartett @ Bremen, Sendesaal
10.3.2017 Eva Klesse Quartett @ Düsseldorf, Jazzschmiede
17.3.2017 Eva Klesse Quartett @ St. Thomas Blues, Leipzig
18.3.2017 Eva Klesse Quartett @ Düren, Komm
25.3.2017 Eva Kruse Band @ Emsdetten
31.3.2017 Julia Ehninger Band @ Café Tasso, Berlin
13.4.2017 Jorinde Jelen Band @ Homunkulus, Hiddensee
14.4.2017 Jorinde Jelen Band @ Studiobühne, Theater Stralsund
15.4.2017 Jorinde Jelen Band @ Grundvighaus, Sassnitz
29.4.2017 Eva Klesse Quartett @ jazzahead, Bremen
 

„Eva Klesse, geboren 1986 in Werl (NRW) … studiert(e) das Fach Jazzschlagzeug an den Musikhochschulen Leipzig, Weimar und Paris, und beendete 2013 ihr Studium in Leipzig mit zweifachem Diplom (künstlerisch/pädagogisch) mit Auszeichnung. Von 2014 bis 2016 erhielt sie ein Stipendium des DAAD für ein Studium an der New York University, welches sie im Mai 2016 mit einem Master of Music abschloss. Zur Zeit ist Eva Klesse in einem Meisterklassestudium an der HMT Leipzig immatrikuliert.“ Quelle *
 

 

Fotos / Text: Günter Maiß

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„Jaga Jazzist“ im „domicil“ in Dortmund

Nu-Jazz & Rock Grooves aus Norwegen (Ninja Tune) plus Support: Aiming for Enrike
 
Ein furiosen Abschluss der Dortmunder JAZZTAGE, veranstaltet vom domicil in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Dortmund, boten zwei norwegische Ensembles: Jaga Jazzist und als „Support“ Aiming for Enrike.
 
Eröffnet wurde der Abend durch das Duo „Aiming for Enrike“, das sind Tobias Ørnes Andersen und Simen Følstad Nilsen an Schlagzeug und Gitarre. Mit reichlich Distortion und Dezibel (Ohrstöpsel waren angesagt) betörten die beiden Osloer Musiker mit Hardcore-Electro-Funk-Rock!
 
Das Konzert war, wie für ein Rockkonzert üblich, unbestuhlt, das Duo spielte ebenerdig vor der Bühne.
 
Der Aufbau auf der Bühne ließ erahnen, dass es klanggewaltig weiterging: Mehr als 8 Keyboards, (insbes. analoge Synthesizer), 3 E-Gitarren, Bassgitarre, Schlagzeug, Saxofone, Bassklarinette, Posaune, Tuba, Flöte und Vibrafon u.a. standen bereit.
 
Die acht Musiker von Jaga Jazzist boten dann auch eine fulminate und höchst originelle Kombination aus Nu-Jazz, Electronica und Progressive Rock. Assoziationen – ist es eine Mixture aus Frank Zappa und Alan Parson oder doch Softmachine und Satie oder …? - wurden binnen Sekunden eliminiert, um in neue Klanggefilde entführt zu werden. Hauptsongwriter von Jaga Jazzist ist Lars Horntveth, der die Band bereits 1994 gründete.
 
Beeindruckend war auch die Lichtshow mit dutzenden in der Farbe changierenden Lichtstelen.
 
Die Musiker von Jaga Jazzist überzeugten mit einer excellenten Bühnenpräsenz, die sich auch darin zeigte, das trotz vertrackter Songs kein einziges Notenblatt auf der Bühne zu entdecken war, welches angesichts einer zuweilen düsteren, dann flackernd grellen Lichtshow auch kaum zu lesen gewesen wäre.
 
Jaga Jazzist präsentierte vor allem Songs ihrer letzten Albums (ja, das gibt es auch als Vinyl) "Starfire", ein tiefgründiges und berauschendes Album, das einen in andere Sphären katapultiert, - so wie es auch das Konzert schaffte. Ein gelungener Abschluss der Dortmunder Jazztage, der einmal mehr offenbarte, dass Jazz vor allem da spannend ist, wo es auf andere Genre trifft.
 
 
Text &Fotos: Günter Maiß

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„Charles Lloyd Quartett“ im domicil in Dortmund
 
12|11|16 - Jazz Top Act im Rahmen der Dortmunder Jazztage mit
 
Charles Lloyd tenorsax/flute
Gerald Clayton piano
Reuben Rogers bass
Kendrick Scott drums
 
Der 1938 im Memphis geborene Saxofonisten ist ein wirkliches Phänomen, sowas wie ein Kamasi Washington der 60er Jahre!? Mit 9 Jahren begann er Sax zu spielen, erste Erfahrungen sammelte er in Blues Bands, es folgten ein Musikstudium an der University of Southern California, Bandmitgliedschaften bei Gerald Wilson und Cannonball Adderley. In der Band von Chico Hamilton wurde er rasch zum musikalischen Leiter, dort traf er auf Gabor Szabo, mit dem er 1965 seine 2. LP„Of Course, of Course“ (nach „Discovery C.L ...“ 1964) aufnahm. Mit dem aus Ungarn emigrierten Gitarristen Gabor Szabo verband Lloyd eine prägende musikalische Allianz und Gemeinsamkeit: die Offenheit gegenüber folkloristischen Elementen, das Gespür für starke Melodien, die Reduktion und Transparenz der Ausdrucksmitteln, - gut nachzuhören auf den wunderbaren impulse Alben von Hamilton. Zum „Jazzstar“ a la Kamasi wurde Lloyd Mitte der 1960er Jahre mit seinem Quartett mit den illustren Mitgliedern Keith Jarrett, Cecil McBee (bzw. Ron McClure) und Jack DeJohnette. Nach Auftritten in Europa, auf dem Newport und dem Monterey Jazz Festival wurde das Quartett aufgrund geschickten Marketings und breit gefächertem Repertoires extrem populär: Er spielte eine neue Mischung aus modernen, modalem Jazz mit Rock und folkloristischer Musik (heute würde man Weltmusik sagen). In einer Zeit, wo viele Jazzhörer sagten, „das kenn' ich irgendwie schon“ oder „das will ich nie mehr hören“ schaffte er es, mit einer neuen Jazzfusion mit z.T. absolut atonalem FreeJazz selbst in Fillmore West, wo sonst fast ausnahmslos Größen aus der Rockmusik gastierten, das Publikum zu begeistern.
 
Charles Lloyd ist ein sehr spiritueller Mensch, nicht verwunderlich, dass seine Karriere durch einen Rückzug Ende der 60er Jahre aufs Land und Tätigkeit als Meditationslehrer ein abruptes Ende fand. Michel Petrucciani überredete ihn in den 80er zu einem Comeback, Konzerte und wunderbare Alben vor allem auf Manfred Eichers ECM Label (mit Bobo Stensson, Geri Allen, Jason Moran, John Abercrombie, Dave Holland, Billy Hart, Billie Higgins u.v.a.) dokumentieren seinen neuerlichen, nachhaltigen Erfolg.
 
Im domicil in Dortmund trat er 1995 erstmalig auf, nun im neuen domicil das 2. mal, wiederum mit einem hochkarätig besetztem Quartet mit dem Bassisten Reuben Rogers, dem Pianisten Gerald Clayton und dem Drummer Kendrick Scott (Crusaders, Kurt Elling, Pat Metheny u.v.a.). Die Musik der Band war von großer lyrischer Kraft. Vor allem Clayton schaffte es durch packende, hochvirtuose Soli die Spannung zu halten bzw. zu steigern.
 
Das Saxofonspiel von C. Lloyd ist unverwechselbar. Es ist weniger durch swingende, gleichförmige Notensetzungen sondern vielmehr von hymnischen Melodien geprägt; geschickt setzt er Zieltöne, die er oftmals mit fließenden Glissandi, auf- oder absteigende Tonfolgen über große Intervalle, verbindet.
 
Bert Noglik schrieb über einen der „letzten Mystiker des Jazz": In seiner Musik findet sich beides: meditative Konzentration und ekstatische Verausgabung. Charles Lloyd singt auf seinem Saxophon, und er erzählt Geschichten, die sich mit einem an Erfahrungen reichen Leben verknüpfen."
 
Der Auftritt im ausverkauften domicil war ein absolutes Highlight im Rahmen der Dortmunder Jazztage.
 
Empfehlenswert ist auch das filmische Portrait über Charles Lloyd "Arrows Into Infinity": „Der Film dokumentiert das Leben von Charles Lloyd mittels reichhaltigem (teils nie zuvor gezeigtem) Archivmaterial, Interviews und viel faszinierender Musik“ … und kritischen Worten zum Musikbusiness.
 
Weitere Termine im Rahmen der Dortmunder Jazztage folgen noch bis Anfang Dezember. www.domicil-dortmund.de
 
Fotos/Text © Günter Maiß

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WAY BACK HOME Tour - STEVE GADD BAND | Mole Trio
 

„Legends on Stage“ im Fritz-Henßler-Haus Dortmund
 

Ein Konzert Highlight des Jahres präsentierte das Fritz-Henßler-Haus am 23.9.2016: Im Rahmen seiner Europatournee gastierte Schlagzeuglegende STEVE GADD mit seiner Band im geschichtsträchtigen Saal, der schon eine Vielzahl von Legenden eine Bühne bot.
 

Als „Support“ gab es vorab das „Mole Trio“ (Philipp Humburg – Gitarre, Niklas Tikwe – Bass, Malte Weber - Schlagzeug), ein Gitarrentrio, dass sich 2014 an der Folkwang Universität in Essen gefunden hat. M. Weber hat vor seinem Studium an der Folkwang Universität mehrere Jahre in der Big Band der Glen Buschmann Jazzakademie getrommelt. Das Mole Trio gewann den Sonderpreis der Carl Dörkenstiftung beim Jazz@undesigned Wettbewerb. Die Band bot Fusion und energiegeladenen Sraight ahead Jazz auf hohem Niveau, - ein Warmup mit groovigen und kurzweiligen Songs wie Goodbye Porkpie Hat (Mingus) und Manic Depression (Hendrix), dass das Publikum bestens auf die „Legenden“ einstimmte.
 

Steve Gadd ist unbestritten ein Weltstar unter den Schlagzeugern. Jahrgang 1945, mit drei !!! erhielt er die ersten drumsticks, seine Discographie umfasst mehr als unglaubliche 750 Alben, zum Ruhm trugen unzählige Welttourneen u.a. mit Paul Simon, Frank Sinatra, Joe Cocker, Eric Clapton, George Benson, Chet Baker bei. Chick Corea sagte über ihn: "Jeder Schlagzeuger möchte wie er spielen, denn er spielt perfekt."
 

In der Bandankündigung dokumentierte Veranstalter Bernd Weber den Ruhm des drummers durch eine schlichte Abfrage, welche Besucher denn Schlagzeuger seien: Gefühlte 150 Finger gingen hoch, drummer Petzi kommentierte das mit “ … wenn hier eine Bombe hoch geht, hätten 50% der NRW Bands ein Problem …!“.
 

STEVE GADD ließ es sich nicht nehmen, eine absolut hochkarätige Band für die Tour zusammenzustellen: Die Bandmitglieder könnte man fast allesamt als weitere Musiklegenden bezeichnen: Zu hören waren der Gitarrist Michael Landau, Jimmy Johnson am E-Bass, Walt Fowler an Trompete und Flügelhorn und Kevin Hays an den Keyboards. Vor allem Letzterer überzeugte mit seinen Solis am Fender Rhodes Piano. Auf „Country“ von Keith Jarrett steuerte Bruce Fowler ein wunderbar melodisches Flügelhorn Soli bei, seine Komposition „Dukes Anthem“ widmete er George Duke.
 

Das Konzert überzeugte nicht nur die Schlagzeugfans. Mit einer Melange aus Fusion, Funk, Soul und Jazz wusste die Band zu begeisterten. Angesichts moderater 15 € Eintritt war das Konzert auch frühzeitig ausverkauft.
 

Weitere Konzerte vom Mole Trio: http://www.moletrio.de
25.10 Hochschule Osnabrück Jazzlounge
16.11 - WDR 3 Campus Jazz
 

Text & Fotos:Günter Maiß

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Hartmut Kracht Trio plus Tom Lorenz live im domicil Dortmund

Hartmut Kracht - el-guitar
Tom Lorenz – vibes, perc
Stefan Werni - bass
Patrick Hengst - drums

Hartmut Kracht, Jahrgang '57, Essener Jazzlegende, ist immer für eine Überraschung gut: Regelmäßige domicil Konzertbesucher kennen ihn als Kontra-Bassisten diverser Bands, vor allem in Zusammenarbeit mit Jan Klare (Das Böse Ding, Supernova, The Dorf), er trat mit einem ausgefuchstem Kontrabass Solo Programm auf, 1999 erschien die CD „Kontrabass pur“. Dann griff er zur 

Bassgitarre und seit einigen Jahren beschäftigt er sich wieder mit seinem anfänglichen Instrument, der E-Gitarre, die er im eigenen Trio und im Quartett mit Eva Kurowski spielt.
Im domicil trat er mit seinem Trio mit Stefan Werni und Patrick Hengst auf. Als Gast und vollintegriertes 4. Mitglied war der Vibrafonist Tom Lorenz, ebenfalls Ex -“Das Böse Ding“, dabei.

Das Repertoire der Band umfasst poetisch-humorvolle Jazzbearbeitungen von Stücken deutscher Komponisten. Hans Hielscher im „Kulturspiegel“: "Wie die Melodien von George Gershwin und Richard Rodgers bieten auch Stücke von Theo Mackeben und Friedrich Hollaender bestes Material für Jazzmusiker: 'Bel ami' und 'Ich bin die fesche Lola' dekonstruiert und reharmonisiert. Gitarrist Kracht schafft das überzeugend mit seinen Partnern Stefan Werni (Bass) und Patrick Hengst (Schlagzeug)." Das Trio veröffentlichte 2010 die CD "Hommage" mit diesem Repertoire (Label: JazzSick), als Quartett ist (leider) keine CD geplant, - zu schlecht sind die Verkaufszahlen in Zeiten, wo viele Hörer meinen, Musik müsse umsonst zu beschaffen sein.

Neben dem harmonisch raffinierten bis eruptiven Soli des Leaders erwies sich der Düsseldorfer Tom Lorenz am Vibraphon als grandioser Solist und Begleiter. Er erweiterte die harmonischen Klangmöglichkeiten und bereichert die Arrangements und Improvisationen, die sich mal schwebend, mal explosiv mit dem poetisch-melancholischen sowie humorvollen Charakter der Originale verbanden.

Die Band spielte quasi unplugged und ohne Monitore, - außer dem Ansage Mikro kam alles aus der Backline (g + b), das Vibrafon und die drums waren unverstärkt. Der domicil Club erwies sich für derartige natürliche, unmittelbare Beschallung als bestens geeignet.

Hartmut Kracht hat auch seinen Sound verändert. Er ersetzte seine Jazzgitarre durch eine Gibson SG 61 Reissue Gitarre (Santana spielte die SG auf dem Woodstock Festival u.v.a.). Die SG war eine Reaktion von Gibson auf die Fender Stratocaster: sie sollte nicht nach Jazzgitarre aussehen, mit den Humbucker – Tonabnehmern bietet sie ein fettes Klangbild mit einer kernigen Note. Die SG setzte sich auch in lauteren Passagen hervorragend durch, - gerade verzerrt ließ H. Kracht sie zur wirklichen Form auflaufen!

Mit Stefan Werni und Patrick Hengst war ein perfekt eingespieltes Ryhtmusgespann im Einsatz. Beide wussten auch solistisch zu glänzen, schön auch das Drums-Perkussion Duo mit T. Lorenz. Insgesamt ein kurzweiliger Abend mit Top-Jazzern der Ruhrgebietsszene.

Fotos & Text: Günter Maiß

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Die Festival Besprechung:  „Moers Festival 2016“

Das Moers Festival gehört zweifellos zu den renommiertesten Musikfestivals in der Welt, 2016 in der 45. Auflage nach bescheidenen Anfängen im Schlosshof, vielen Jahren unter der Leitung von Burghard Hennen, nun in der 11. Auflage mit dem künstlerischen Leiter Reiner Michalke.

Die Location
Das Festival hat einige räumliche Stationen durchlaufen: Openair im idyllischen Park, Eissporthalle, und viele Jahre im Zirkuszelt im Park. Mit dem Umbau der Tennishalle als neue Spielstätte seit 3 Jahren, ist es gelungen für knapp 2000 Besucher optimale Hör- und Sichtverhältnisse zu schaffen, 2016 nochmals durch akustische Maßnahmen nachgebessert. Licht und Beschallung waren trotz knapper Umbauzeiten top, selten waren Jazzmusiker optisch und klanglich so eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Nostalgie
Der Umzug vom Zelt bzw. der Openair-Bühne im Schlosspark hat nicht nur Befürworter. Einige wünschen sich die Idylle mit der großen Rasenfläche um das Zelt und der angrenzenden Zelt-, Party- und Marktstände-Kleinstadt zurück. Für diejenigen, die vor allem Musik hören wollen, ist der Umzug allerdings eher ein Gewinn. Für die Zelter ist eine ruhige Fläche in dem im Umbau befindlichen Freibad eingerichtet,- Zugang nur mit Festivalticket: Die vielen Partygäste müssen draußen bleiben und die kamen erst gar nicht nach Moers, was aus tourismuswirtschaftlicher Sicht vielleicht ein Verlust ist, aber dem Festival wieder zu mehr Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche ermöglichte sowie der Stadt weniger Parkverwüstung einbrachte. Nun sind Speisen, Getränke und sonstige Shops mit Schmuck, kultigen Outfits etc. auf ausreichende 60 Stände – außerhalb des Festivalgeländes und für jeden zugänglich - reduziert worden.

Die Musik
Große Anerkennung und Zufriedenheit gab es bezüglich des Programms, vom Programmmacher über das Publikum bis hin zu ersten Pressestimmen. Die Mischung stimmte, neue Trends und Bands, (Avantgarde, Elektronik, Free Impro, Noise, weniger Weltmusik als ehemals …), aber auch Bewährtes stand auf dem Programm. Nach Moers fahren die wenigsten aufgrund der Weltstars/des „Name dropings“, man freut sich über Neues und hier bisher Ungehörtes, das Reiner Michalke recherchiert oder in New York, Kuba oder sonst wo live erlebt hat. Glanzlichter gab es einige, besonders beeindruckend und höchst unterschiedlich die beiden Ensembles aus Kuba: Das Klaviertrio der Nussa Brüder + Y. Morejon-Pino sprühte vor Energie und Spielfreude, der vergleichsweise leicht zu goutierende Latin-Jazz riss die Hörer von den Stühlen. Deutlich akademischer kam das zweite Kubanische Ensemble über die Bühne: David Vireiles merkte man seine Lehrjahre (seit seinem 18. Lebensjahr) in NewYork an, den Kuba-Bezug stellte vor allem Sänger und Congaeiro Roman Diaz her. Eher enttäuschend empfanden viele den Auftritt des vermeintlichen Stars des Festivals: Cassandra Wilson kraftvolle Alt-Stimme schwebte zwar überzeugend über dem elektrischen Klangteppich des Harriet Tubmann Trios, insgesamt wirkte der Auftritt des illustren Trios aber konzeptlos und unausgereift. Glanzpunkte waren das Zapptett von Tim Isfort sowie die glänzend eingespielten Großformationen „No BS!Brass Band“ aus Virginia/USA sowie das Subway Jazz Orchester, das monatlich im Kölner Subway zu hören ist. Ein Baustein des Festivals ist der jährlich wechselnde Artist in Residence, diesmal war es die Geigerin Carolin Pook, die seit Januar in Moers lebte und arbeitete. Sie eröffnete das Festival mit einem Violinen-Oktett, das im Grenzbereich von Neuer und improvisierter Musik agierte. Weiterer Baustein neben dem Programm in der Halle sind die „morning sessions“ in der Musikschule, 2016 wiederum kuratiert von Jan Klare. Als Glücksgriff erwies sich die Integration des Trios der Nussa Brüder: Harold Lopez Nussa legte mit den b/dr Gespann Vatcher/Morsey einen für ihn sicherlich ungewohnten Avantgarde-Piano-Trio-Set unter Einflechtung einiger Latin-Melodielinien hin, während sein Bruder Ruy Adrian zusammen mit dem Bassisten des Trios, Y.Marejon Pino, eine fulminante Begleitung für die wie gewohnt furios aufspielende Altsaxophonistin Angelika Niescier boten. Eine größtmögliche Dynamik mit spannenden Improvisations- und Rhythmusverläufen bot das Free-Impro-Sextett um die (Ruhrgebiets-)Künstler Camatta/Gabriel/Trumann/ Ludwig/Helm/Sauerborn. Und dann gibt es noch „Nebenreihen für Entdecker“. Die Röhre, ein Szene-Club & Veranstaltungsurgestein mit Nachtkonzerten sowie Konzerte in Kirchen, - hier beeindruckte u.a. Stian Westerhuis in einem Solokonzert mit einer bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten E-Gitarre.

Nebengeräusche
Erst im März war das Festival nach reichlichen Diskussionen um eine finanzielle Schieflage gesichert. Ein unmöglicher Zustand, der letztlich dazu führte, das R. Michalke bei der Abschlusspressekonferenz seinen Rücktritt vom Vertrag anbot, wenn es nicht gelingt, einen besseren Rückhalt in der Stadt zu realisieren. Musiker und viele Vertreter der Stadt und des Aufsichtsrat stellten sich nachfolgend auf die Seite vom künstlerischen Leiter: Reiner muss bleiben!
 
Die Stadt
In der Tat, was wäre das für eine Fehlentscheidung, sowohl das Festival in Frage zu stellen als auch einen so kompetenten Macher wie R. Michalke gehen zu lassen. Symptomatisch?: Das städtische Image-Prospekt ist zwar betitelt mit „Moers bietet mehr“, aber hinsichtlich Image und Alleinstellung hat Moers eigentlich nur das Festival zu bieten. Man schalte doch mal wenige Image-Anzeigen in der FAZ/ZEIT/Spiegel … Das Geld in Höhe des Festivalzuschusses würde recht effektlos verpuffen! Die lange Stadtgeschichte, eine nette Fußgängerzone, Bergbau, Natur, damit können viele Städte aufwarten. Vielleicht bezeichnend, das im besagten Prospekt erst auf Seite 16 (von 28) mit wenigen Zeilen und nur einem Foto das Festival berücksichtigt wird. Es bleibt, der Stadt zu wünschen, (endlich/wieder) dieses Juwel zu erkennen und gebührend zu unterstützen, selbst wenn man persönlich der dort gebotenen Musik wenig abgewinnen kann.

Das Publikum
Es waren 12.000 Besucher da, ausverkauft an allen Tagen. Somit ein voller Erfolg! Spannend ist die Auswertung der Umfrage: Ist es gelungen, auch ein junges Publikum zu erreichen, dem Augenschein nach überwogen die Grauhaarigen! Und die waren begeistert, keine Buhrufe (wie damals z.B. bei Rip, Rig & Panic mit Neneh Cherry, die dem intellektuellem Publikum viel zu poppig-rockig rüberkamen), sondern mehrfach Standing-Ovation! Was noch nicht immer funktionierte, war die in Mallorca-Handtuch-Platz-Sicherung, -hier wäre eine offizielle Handlungsempfehlung hilfreich, um zukünftig Unmut zu vermeiden und im ausverkauften Saal maximale Sitzmöglichkeiten zu ermöglichen.
Gebrauchsanweisung Moers Festival - „Das moers festival steht für Risikobereitschaft und den Mut zu Neuem und ist damit Garant für musikalische Entdeckungen jenseits des Mainstream.“ (Zitat Pressetext)- darum nicht nach Jazzgrößen im Programm suchen, sondern dem künstlerischen Leiter vertrauen und das Ticket frühzeitig kaufen („early bird“ & „save the date“!) - Zelten oder Übernachten vor Ort, damit ein richtiges Festivalfeeling aufkommt - Fahrrad mitbringen – um alle Locations gut erreichen zu können -... und so manch einer wird dann Yehudi Menuhins Spruch teilen: „Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude"


Text: Günter Maiß  Fotos: Kurt Rade

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Der Konzertbericht:

Das „Uwe Plath Quintett“ im domicil in Dortmund

Zvonimir Tot – Gitarre
Uwe Plath – Tenorsaxophon
Ryan Carniaux – Trompete & Flügelhorn
Matthias Akeo Novak- Bass
Silvio Morger - Drums

„Einen swingenden Jazz-Abend der Extraklasse mit einer internationalen Begegnung USA – NRW“ versprach die domicil Ankündigung, und den gab es in der Tat auch im gut gefüllten Saal des Dortmunder domicil. Die Band, die erstmals in der Konstellation für einige Auftritte zusammenkam, funktionierte blendend. Als Repertoire dienten wohlbekannte Standards wie „Skydive“ von Freddie Hubbard oder „How deep is the Ocean“, die den Solisten viel Freiraum für überaus individuelle und durchweg hochvirtuose Solis boten. Ergreifend war auch das Stück „Leaving“als Widmung an den viel zu früh (2015) verstorbenen ehemaligen 2. Vorsitzenden des domicils, Horst Ziemann.
Gitarrist Z. Tot nutzte die wunderbare Komposition „A child is born“ von Thad Jones für einen mehr melancholischen Balladenausflug im Trioformat. Überaus überzeugend interpretierte Z. Tot auch „Dance for Victor“, eine Komposition seines Gitarrenhelden Philip Catherine. Zvonimir Tot ist ein amerikanischer Jazzgitarrist, Komponist und Arrangeur mit europäischen Wurzeln. Er unterricht als Professor an der University of Illinois/Chicago, ist Gründer von Groove Art Records und u.a. Mitglied beim American Composers Forum. Er spielte u. a. mit Scott Hamilton, Billy Harper, Jamey Aebersold, Peter King und vielen anderen Jazzgrößen. Vor kurzem hat er eine neue »Jazz Guitar Education« Edition bei Jamey Aebersold in den USA herausgegeben.
Das Quintett war besetzt mit herausragenden Musiker aus NRW, z.T. ebenfalls in der Lehre verwurzelt: Der in Dortmunder lebende Saxofonist Uwe Plath studierte in den Niederlanden und den USA und ist seit 1997 vor allem als Dozent der Glen Buschmann Jazz Akademie Dortmund und als Gründer des »East West European Jazz Orchester« bekannt.
Der amerikanische Trompeter Ryan Carniaux studierte Jazz und Trompete am Berklee College of Music und ist seit 2014 Professor an der Jazzabteilung der Folkwang Hochschule der Künste in Essen. Ryan Carniaux spielte u.a. mit Benny Golsen, Eric Alexander , Peter Herbolzheimer, Manfred Schoof, Marc Murphy und gilt als einer innovativsten und aufstrebendsten Jazz-Trompeter der europäischen Jazzszene.
In der Rhytmusgruppe spielen der schweizerische Schlagzeuger Silvio Morger (Dee Dee Bridgewater, hr Big Band, Paul Heller u.v.a.) und der virtuose Bassist Matthias Akeo Novak, der den verhinderten Fedor Ruscuc, hervorragend ersetzte.
Auch wenn die Stilistik und das Repertoire 50 Jahre und älter sind: So perfekt und mitreißend gespielt, hört man Mainstream Jazz nur selten. Die Band bot einen überaus unterhaltsamen Abend, der auf große Begeisterung stieß.

Text & Fotos: Günter Maiß

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Olivia Trummer |09|04|16 im domicil Dortmund

Jazz Piano Trio plus Vocals

Olivia Trummer – Piano, Vocal
Paul Kleber - Bass
Rainer Winch - Drums

Olivia Trummer gehört zu den interessantesten Musikern der aktuellen Jazzszene. Souverän bewegt sich die noch junge, singende Pianistin - oder besser Klavier spielende Sängerin? - im Spannungsfeld von Klassik, Jazz und Singer/Songwriting.
Im domicil trat sie auf mit ihrem hervorragend eingespieltem Trio mit Rainer Winch an den drums und Paul Kleber, der noch „kürzlich“ Lisa Basenge im domicil am E-Bass begleitete.

Im Programm waren zwei Standards, herrlich ihre Version von „Nature Boy“, als Solo-Zugabe gab es ein Bach -Stück. Alles klang organisch, Schubladen brauchte es nicht, nur offene Ohren, um sich vom Zauber ihrer Musik einfangen zu lassen. Das Repertoire stammte vor allem aus ihrer aktuellen CD „Fly Now“, mittlerweile bereits das 6. „Baby“, wie sie selbst ihre beachtliche Diskographie benennt.

Die aus Stuttgart stammende Olivia Trummer bewegt sich seit mehreren Jahren zwischen den Metropolen New York City und Berlin. Sie wurde überhäuft mit Preisen und Auszeichnungen, ihre Konzert- und Aufnahmetätigkeit brachte sie zusammen mit der NDR Big Band, mit Kurt Rosenwinkel, Jimmy Cobb, Matt Penman, Obed Calvaire, Wolfgang Haffner, Bodek Janke, Martin Gjakonovski, Jean-Lou Treboux, Sebastian Studnitzky, Johannes Lauer, Matthias Schriefl u.v.a.

Höchst hörenswert ist ihr aktuelles Album "Fly now": Alle Stücke stammen aus ihrer Feder, sie ist auch am Rhodes – Piano sowie an der Hammond Orgel zu hören, den Bass bedient Matt Pennman, drums Obed Calvaire, als Gast ist zudem der innovativ aufspielende Kurt Rosenwinkel auf 3 Tracks dabei. Eine vielversprechende Künstlerin, von der sicherlich noch einiges zu erwarten ist!

www.Oliviatrummer.de   Text & Fotos: Günter Maiß

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Konzertbesprechungen von: Günter Maiß

Matthias Bergmann Quintett feat. Paul Heller am 18|03|16 im domicil Dortmund

Matthias Bergmann tp/flügelhorn, Paul Heller sax, Hendrik Soll p, Oliver Lutz b, Jens Düppe dr
Matthias Bergmann ist ein guter Bekannter in der Dortmunder Jazzszene: Neben vielen Konzerten mit diversen Bands ist er seit 2001 Trompetendozent an der Glen Buschmann Jazzakademie Dortmund. Darüber hinaus hat er seit 2008 einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Die Liste seiner Konzertaufritte als Sideman ist beeindruckend lang, seit 1998 ist er festes Mitglied in Peter Herbolzheimers Rhythm Combination+Brass (Konzerte mit u.a. Dianne Reeves, New York Voices, Charlie Mariano, Till Brönner, u.v.a.).
Im domicil stellte er seine eigene Band mit eigenen Stücken vor. Das Repertoire stammt aus seinen beiden CDs, „Still Time“ (2007) und vor allem aus seinem aktuellen Album "All the light"
Im domicil präsentierte Matthias Bergmann eine absolut hochkarätig besetzte Band, allesamt (Wahl-)Kölner: Paul Heller sax, Hendrik Soll p, Oliver Lutz b, Jens Düppe dr.
Geboten wurde intensiver Modern Jazz in traumwandlerischem Zusammenspiel, straight ahead Jazz vom Feinsten. M. Bergmann solierte virtuos mit geschmeidigem Ton vor allem am Flügelhorn. Viel Raum für ausgedehnte, mitreißende Tenorsax-Soli hatte Paul Heller, der vielen Hörern ebenfalls bestens bekannt ist als Solist und Mitglied der WDR Big Band Köln.
Wärmstens an Herz gelegt sei die aktuelle CD von M. Bergmann"All the light", ebenfalls mit H. Soll am Piano und J. Düppe (dr), jedoch mit C. Valk (ts, b-cl) und Cord Heiniking (b) plus Hanno Busch (g), erschienen 2015 auf FLOAT MUSIC. Ein höchst abwechslungsreiches Modern Jazz Album, das Fender Rhodes Piano, Gitarre und Bassklarinette bringen nochmals weitere Klangfarben in die ausgefeilten Kompositionen, die allesamt aus der Feder von M. Bergmann stammen.
Text/Fotos © Günter Maiß
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