Tampere Jazz Happening 2024
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Vilnius Jazz 2024
Vilnius, Litauen
Es lebe das Duo! Fans dieser kleinsten Besetzung nach dem Solo dürften zufrieden nach Hause gegangen sein nach dem ersten Abend des 37. Vilnius Jazz. Hat Festivalleiter Antanas Gustys doch gleich mal drei Duo-Formationen auf die Bühne des wunderschönen Alten Theaters von Vilnius gestellt. Da las Vytautas Landsbergis, Musiker und Musikologe sowie bedeutender Politiker und erstes Staatsoberhaupt seines Landes nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens 1990, seine eigene Poesie vor. Dazu trommelte der legendäre russische, aber schon ewig in Litauen lebende Vladimir Tarasov spontan, was ihm dazu einfiel. Leider oft ein wenig spannungsarm, das Ganze. Sicher auch, weil man als Nicht-Litauer die litauischen Texte nicht verstand. Die beiden Franzosen Vincent Courtois und François Corneloup brauchten auf Cello und Baritonsaxofon dagegen keine Worte und begeisterten mit ihren Konversationen zwischen griffigen, kurzen Melodiesprengseln und freien Gedanken ebenso wie anschließend das australische Duo Alister Spence (Piano) und Tony Buck (Schlagzeug). _________________________________________________________________________________________________
NUEJAZZ 2024 in Nürnberg
Etwa mit dem US-Gitarristen Kurt Rosenwinkel und seinem reaktivierten Projekt „The Next Step“, bei dem in Nürnberg Ben Wendel Saxofon spielte anstelle des etatmäßigen Mark Turner. Ansonsten ist die Besetzung mit Bassist Ben Street und dem famosen Jeff Ballard am Schlagzeug die ursprüngliche. Geblieben ist auch die aufregende Musik des dicht zusammen agierenden Quartetts voller Improvisationskunst und vielfältigen Schattierungen von leiser Poesie bis cool-lässiger und dennoch warm klingender, boppiger Intensität.
Das Wort Jazz mag er nach eigenem Bekunden gar nicht. Das schrecke viele ab, die meine Hörer sein könnten, sagt Theo Croker. Und hat damit durchaus recht. Denn seine Hörer können eigentlich alle sein. Die Jazzer, auch aber auch die coolen jungen Kids, die sich von dem modernen Soundmix des US-Trompeters und seinem Quartett angezogen fühlen dürften. Von den knalligen Drum-Beats des Schlagzeugers. Oder den ausufernden Läufen auf Fender Rhodes und Keyboard seines auch am Konzertflügel spielenden Pianisten. Und dann natürlich vom lässigen, coolen, aber gleichzeitig intensiven Trompetenspiel Crokers, das mal klar und wie ein Strahl die Sounds der Band durchdringt, mal mit Hall angereichert ganz andere Klangbilder generiert. Zwischen Jazz, Funk, Soul, Fusion, HipHop, Afrofuturismus, Club-Elektronik und einem Schuss Spiritualität und mit gesampelten Stimmen von Jill Scott oder Estelle kreiert Croker in Nürnberg eine furiose, stylische Black American Music mit großer Sogwirkung. Wie anders klang da direkt zuvor das Quartett von Melissa Aldana. Die chilenische Tenorsaxofonistin ist deutlich puristischer im Jazz unterwegs, zeigte beim NUEJAZZ aber ihre ganze Klasse mit selbstkomponierten Akustik-Perlen ohne jegliche Klischees, dafür mit ausdrucksstarkem, eindringlichen Saxofonspiel, hoher Improvisationskunst und einem dichten Sound mit ihrem Trio um den Klase-Pianisten Glenn Zaleski.
Auch Alfa Mist zählt zu den aktuell gehypten Jazzern mit seiner Lounge-Ästhetik, seinem zeitgenössischem Jazz mit Popappeal und HipHop-Beats. Im großen Z-Bau, einer früheren Nazi-Kaserne und für zwei Abende Festivalspielort, lockte der Brite viel Publikum und vor allem viel junges Publikum zu seinem Stehkonzert an. Dabei klingt seine Musik, zumindest live gespielt, ein wenig zu zugänglich, zu wohltemperiert, zu voraushörbar und zu gefällig und so auf Konzertlänge irgendwie dann auch irgendwann ein klein wenig langweilig. Den Gedanken an Langeweile lässt dagegen die holländische Band Gallowstreet gar nicht erst aufkommen mit ihrer tanzbaren Gute Laune-Brass-Powermusik. Sieben Blech- und Holzinstrumente, dazu ein ordentlich Dampf machender Schlagzeuger, mehr brauchen die acht Jungs aus Amsterdam nicht, um sofort Partystimmung zu erzeigen, inklusive Mitsingen der Melodien. Die Stimmung im großen Saal kocht hoch dank der groovigen und schweißtreibenden Musik, die sich stilistisch längst nicht nur beim Jazz bedient und zwischendurch nur mal kurz runtergedimmt wird zur kurzen Beruhigung.
Auch bei der zweiten Nacht im Z-Bau herrschte eine fröhliche Club- und Partystimmung, was wiederum am Programm lag. DJs wärmen vor, und Senegals legendäres Orchestra Baobab, immerhin schon 1970 gegründet und nach der Auflösung Ende der 1980er Anfang der 2000er mit frischen Gesichtern wiedervereinigt, brachte dann das erneut zahlreiche Publikum rasch zum Tanzen oder animierte es zumindest zu zarten Bewegungen mit karibisch-kubanisch beeinflusster, jazzparfümierter Weltmusik. Ein Sänger, zwei Saxofonisten, zwei E-Gitarristen, Bass und reichlich Schlagwerk erzeugen eine bunte, softe Klangmischung mit repetitiven Rhythmen, zu denen man einfach ganz easy mitschwingen kann. Was sich im Anschluss bei den Briten der neunköpfigen Truppe Nubiyan Twist mit der stimmstarken Sängerin Aziza Kaye und ihren globalen Grooves zwischen Jazz, Funk, HipHop, Afrobeat, Tanzmusik oder Soul nahtlos fortführen ließ.
Text: Christoph Giese; Fotos: Helene Schütz
Auch Alfa Mist zählt zu den aktuell gehypten Jazzern mit seiner Lounge-Ästhetik, seinem zeitgenössischem Jazz mit Popappeal und HipHop-Beats. Im großen Z-Bau, einer früheren Nazi-Kaserne und für zwei Abende Festivalspielort, lockte der Brite viel Publikum und vor allem viel junges Publikum zu seinem Stehkonzert an. Dabei klingt seine Musik, zumindest live gespielt, ein wenig zu zugänglich, zu wohltemperiert, zu voraushörbar und zu gefällig und so auf Konzertlänge irgendwie dann auch irgendwann ein klein wenig langweilig. Den Gedanken an Langeweile lässt dagegen die holländische Band Gallowstreet gar nicht erst aufkommen mit ihrer tanzbaren Gute Laune-Brass-Powermusik. Sieben Blech- und Holzinstrumente, dazu ein ordentlich Dampf machender Schlagzeuger, mehr brauchen die acht Jungs aus Amsterdam nicht, um sofort Partystimmung zu erzeigen, inklusive Mitsingen der Melodien. Die Stimmung im großen Saal kocht hoch dank der groovigen und schweißtreibenden Musik, die sich stilistisch längst nicht nur beim Jazz bedient und zwischendurch nur mal kurz runtergedimmt wird zur kurzen Beruhigung.
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Leibnitz Jazz Festival 2024
Leibnitz, Österreich________________________________________________________________________________________________
Bozcaada Jazz Festival 2024
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Reykjavík Jazz 2024
Reykjavík, _______________________________________________________________________________________________
Kristupo Festivalis – Christopher Summer Vilnius
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Canarias Jazz & más 2024
Kanarische Inseln
Text: Christoph Giese; Fotos: @canariasjazz
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Heiß ist es auf Malta im Sommer. Ziemlich heiß sogar. Wie gut dass da einige Konzerte des diesjährigen Malta Jazz Festival im Stadttheater von Valletta stattfinden. Die dortige Klimaanlage funktioniert nämlich bestens und ist fast schon ein wenig zu kalt eingestellt. Aber dennoch wärmt die Brasilianerin Mônica Salmaso sogleich die Herzen der vielen Zuhörer im heruntergekühlten Saal. Denn die Sängerin aus São Paulo, die lyrische Stimme Brasiliens, berührt einfach unweigerlich die Seele mit ihren Interpretationen alter Sambas und Walzer oder Musik des berühmten brasilianischen Klassik-Komponisten Heitor Villa-Lobos. Mit Teco Cardoso an verschiedenen Blasinstrumenten und Pianist Nelson Ayres an ihrer Seite zeichnet Salmaso gefühlvolle, oft zurückgenommene, aber durchaus auch mal beschwingte Bilder von zeitlos schöner, intensiver, poetischer brasilianischer Musik.
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Funchal Jazz Festival 2024
Funchal, Madeira
Wenn man die Augen schließt, dann wähnt man sich ein paar Jahrzehnte zurück. Mindestens. Denn das Quartett von Emanuel Inácio entführt mit seinem Programm in die Zeit der guten alten Jazzstandards. Und der junge Bassist aus Madeira und seine ebenfalls noch jungen Bandmitglieder vom portugiesischen Festland wissen wie man swingt und schwelgt. Mit João Ribeiro, eigentlich Schlagzeuger des Quartetts, hat die Band zudem noch einen vorzüglichen Sänger an Bord. Fragte man sich vor dem Auftritt vielleicht noch warum vier junge Musiker sich so „altem“ Jazz verschrieben haben, ist man nach dem Gig mehr erstaunt wie gut und mit wie viel Esprit und Leichtigkeit die jungen Burschen diese Musik zu interpretieren wissen.#madeiraisland
#visitmadeira#madeiranowordsneeded
#madeiratãotua
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21. NovaraJazz
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35. Schaffhauser Jazzfestival
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Jazz à Liège
Lüttich
Vier Tage mit Konzerten in den schönsten Sälen von Lüttich – so wirbt Jazz à Liége vorne auf dem Cover des gedruckten Festival-Programmheftes. Und wenn man dann gleich am ersten Abend im Trocadéro landet, diesem wunderschönen, über 100 Jahre alten Cabaret-Theater im Herzen der Lütticher Altstadt, das sich beim Konzert mit dem Trio des Lütticher Pianisten Johan Dupont bis auf den letzten Platz gefüllt zeigt, dann glaubt man das mit den schönen Konzertsälen sofort. Und erfreut sich an so einem Ort an den schönen und reichhaltigen, auch mal Richtung Latin blickenden Jazzmelodien, die das Trio mit viel Leidenschaft spielt.
Auch das Forum in der Nähe der Kathedrale, im Herzen von Downtown Lüttich, ist ein alter, geschichtsträchtiger, über 100 Jahre alter Spielort. Schon deshalb ist ein Besuch dieses wunderschönen, großen Art Déco-Theater schon irgendwie Pflicht. Zwei Konzerte fanden im Rahmen des Festivals dort statt, das erste mit Snarky Puppy, das so angesagte, grammydekorierte vielköpfige US-Musikerkollektiv um Bassist und Gründer Michael League. Und da sitzt man nun komfortabel auf weichen Stühlen in einer der seitlichen Logen im zweiten Stock und lauscht den groovigen, kopfnickertauglichen, teils funkigen, fusionjazzigen Songs und fragt sich nach 20 Minuten was in aller Welt an dieser Truppe so besonders sein soll. Also raus aus dem Forum und ab zum Reflektor, einem coolen, schmalen Club mit Stehkonzerten, wo gerade der junge Trompeter Ife Ogunjobi spielt. Der gebürtige Londoner, Sohn nigerianischer Eltern und Bandmitglied beim Ezra Collective, kann mit eigener Band und seinen Verschmelzungen von Afrobeat mit hippem Jazz durchaus punkten. Noch überzeugender präsentieren sich an gleicher Stelle einen Tag später der Flötist und Saxofonist Ed Cawthorne aka Tenderlonious und sein vorzügliches Trio mit intensiver, packender Musik, die im spirituellen Jazz der 1960er und 1970er verwurzelt sich aber in Lüttich auch mal Inspiration vom Raga holt.
Erstmals Spielort beim Festival sind das Hôtel de Clercx und der sich darin befindliche Saal Regina Club. Das ehemalige Hotel aus dem 18. Jahrhundert bietet DJ Sets und Konzerte mit jungen, frischen Künstlern, und das alles bei freiem Eintritt. So ließ sich gratis der französische, in Genf lebende Saxofonist Léon Phal im Quintett mit seinem groovig-hippen, clubtauglichen Jazz erleben. Und der in London beheimatete, israelische Keyboarder Yoni Mayraz präsentiert ebenfalls in einem Gratiskonzert mit seiner Band absolute coole Jazzklänge. Mal spielt er dabei akustisches Klavier, dann auf dem Moog Synthesizer, aber immer eine moderne, groovende, treibende Musik.
Zu einem absoluten Highlight der 33. Ausgabe von Jazz à Liège wird der Auftritt vom Daniel García Trio. Der spanische Pianist und seine beiden kubanischen Mitstreiter Michael Olivera am Schlagzeug und Reinier Elizarde „El Negrón“ am Kontrabass spielen dramaturgisch ausgefeilte Songs, die sich langsam entwickeln dürfen. Songs mit singbaren Melodien, aber komplexen Rhythmen, die Jazz mit Flamenco verknüpfen, aber auch die Tradition der Folkloremusik der Heimatstadt Garcías, Salamanca, nicht vergessen. Aus all diesen Zutaten entstehen Stücke mit wahrer Sogwirkung. Mit tänzelnden Rhythmen und Melodien, einem genialen Zusammenspiel von Klavier und Schlagzeug, und dem auch optisch in der Mitte der beiden Kollegen platzierten Kontrabass, der die sprudelnden Ideen von García und Olivera mit seinem sonoren Spiel perfekt miteinander verbindet.
Jazz à Liège begeistert mit seiner Bandbreite. Und stellt mit dem in Brüssel lebenden, Tunesier Wajdi Riahi und seinem Trio einen spannenden Pianisten vor, der in Belgien gerade ziemlich angesagt ist mit seinem ganz persönlich klingenden Spiel, das sich aus seinem tunesischen Erbe speist. Und Lüttich präsentiert in diesem Jahr mit Maїna aus dem Senegal und der in Brüssel lebenden Adja zwei junge, hörenswerte Sängerinnen, deren musikalische Wurzeln nicht einmal im Jazz liegen. Aber das ist dem erfreulich jungen Publikum bei diesem Festival anscheinend ohnehin egal, fast alle Konzerte waren sehr gut besucht. Und wie hätten die vier Tage Musik in Lüttich besser ausklingen können als mit John Coltranes Meisterwerk „A Love Supreme“, das die US-Saxofonistin Lakecia Benjamin am Sonntagabend zu später Stunde vor Energie berstend als allerletzte Nummer regelrecht zum Glühen bringt.
Vier Tage mit Konzerten in den schönsten Sälen von Lüttich – so wirbt Jazz à Liége vorne auf dem Cover des gedruckten Festival-Programmheftes. Und wenn man dann gleich am ersten Abend im Trocadéro landet, diesem wunderschönen, über 100 Jahre alten Cabaret-Theater im Herzen der Lütticher Altstadt, das sich beim Konzert mit dem Trio des Lütticher Pianisten Johan Dupont bis auf den letzten Platz gefüllt zeigt, dann glaubt man das mit den schönen Konzertsälen sofort. Und erfreut sich an so einem Ort an den schönen und reichhaltigen, auch mal Richtung Latin blickenden Jazzmelodien, die das Trio mit viel Leidenschaft spielt.
Text: Christoph Giese; Fotos: Charlotte Bonfré
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53. Internationale Jazzwoche Burghausen 2024
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Nordlysfestivalen – The Northern Lights Festival 2024
Seit mehr als zwei Jahrzehnten schon gibt es ganzjährig die Mitternachtskonzerte im Dom in der Innenstadt von Tromsø, die während des Nordlysfestivalen ins Festival integriert sind. Zu später Stunde der zauberhaften Sopranistin Anne-Berit Buvik zu lauschen, die von Tore Nedgård and Kirchenorgel und Klavier und Sondre A. Kleven am Saxofon sensibel begleitet wird - pures Seelenfutter. Die Akustik in der einzigen norwegischen Kathedrale aus Holz und eine der nördlichsten Kathedralen der Welt ist hervorragend, das Programm aus norwegischen und schwedischen Volksliedern, einem samischen Joik oder einem Wiegenlied genau das Richtige zu dieser späten, besinnlichen Stunde.
Text: Christoph Giese; Fotos: Knut Åserud
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Sparks & Visions 2024
RegensburgEin 219 Jahre altes, wunderschönes Theater, das von innen an die Mailander Scala erinnert, so einen Spielort hat nicht jedes Festival zur Verfügung. Beim Sparks & Visions, das jetzt zum zweiten Mal an einem kalten Winterwochenende in Bayerns viertgrößter Stadt Regensburg stattfand, mit seiner historischen Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe zählt, hat man so einen Spielort. Ein Traum ist alleine schon das, die Stadt, das Theater. Aber auch das Festival kann sich durchaus hören und sehen lassen.
Anastasia Wolkenstein hat sich im vergangenen Jahr mit der Premiere von Sparks & Visions auf für sie neues Terrain begeben. Denn eigentlich betreibt die Wahl-Regensburgerin seit anderthalb Jahrzehnten erfolgreich eine Bookingagentur für Jazz, bei der auch die ukrainische Sängerin und Musikerin Ganna Gryniva unter Vertrag ist, die die diesjährige Festivalausgabe eröffnete. Mit einem Soloauftritt, bei der sie alte ukrainische Volkslieder völlig neu interpretiert. Mit geloopter Stimme, mit gesampelten Sounds, Beats und anderen Effekten. Manchmal bleibt von einem Lied nur der Originaltext, und Ganna baut alles andere drumherum neu. Das klingt in Regensburg stellenweise sehr interessant, ist aber sicher eher ein Programm für einen kleinen, intimen Raum.
Das könnte man auch zu dem Duokonzert der beiden Briten, dem Pianisten Kit Downes und der Sängerin Norma Winstone, sagen. Die schon 82-Jährige Grande Dame des europäischen Jazzgesangs hätte man in dieser reduzierten Konstellation auch lieber in einem kleinen Club oder einer Bar erleben wollen mit ihrem ruhigen, zeitlosen Liedzyklus aus Kompositionen von Kit Downes und Liedern von Ralph Towner oder John Taylor. Dennoch, auch auf der großen Theaterbühne verwöhnte dieses Duo mit Feinfühligkeit, Timing und Gestaltungskraft.
Acht Konzerte an drei Tagen bietet das Festival, das mit einer Matinee am Sonntagmorgen und dem perfekten Abschluss mit dem Tord Gustavsen Trio endete. Denn der norwegische Pianist und seine beiden Landsleute Steinar Raknes am Kontrabass und Jarle Vespestad am Schlagzeug spielen genau die richtige Musik zu dieser für den Jazz eher ungewöhnlichen Uhrzeit. Eine meditative, hymnische. Wie diese drei Klänge in der Atmosphäre erspüren, wie sie in ihren zarten Akustikjazz feine elektronische Zutaten weben, wie sie Musik von Bach oder nordisches Volkslied zum emotionalen Jazz gestalten, wie sie 20-minütige Stücke als eine Reise voller Emotionen und Höhenpunkte inszenieren, wie Sparsamkeit gepaart mit Wärme zu einfach glücklich machenden Momenten führen – dieses magische Trio zeigt alles das in Regensburg. Und wurde dafür mit tosendem Beifall verabschiedet.
Überhaupt kann sich Festivalmacherin Anastasia Wolkenstein glücklich schätzen so ein begeisterungsfähiges, offenes Publikum in Regensburg vorzufinden. Das übrigens in diesem Jahr auch schon zahlreicher erschien als bei der Premiere. Ein guter Trend für ihr Festival, bei dem allerdings auch nicht alles nur glänzte. Der minimalistische Kammerjazz des eigentlich ambitionierten Projektes „Ruins and Remains“ des holländischen Pianisten Wolfert Brederode, aufgeführt zusammen mit Schlagzeuger Joost Lijbaart und den vier Streichern vom Matangi Quartet – ziemlich einschläfernd. Das estnische Temperamentbündel Kadri Voorand an Tasten, Violine, Loopmaschine und Gesang im Duo mit Landsmann und Bassist Mihkel Mälgand – ausdrucksstark wie immer, mit mitreißenden, bestens unterhaltenden Momenten, aber manchmal auch ein wenig „over the top“. Und der britische Keyboarder Alfa Mist lieferte mit seinem Quintett einen keineswegs schlechten, aber doch überraschend konventionellen Auftritt ab, der zudem auch nicht unbedingt höchst inspiriert wirkte.
Text: Christoph Giese; Fotos: Peter Hundert
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Brussels Jazz Festival Flagey 2024
In der Lobby des Flagey gibt es zum Ausklang vieler Festivalabende hippe Combos zu hören, wie etwa das britische Trio ILL Considered. Eine typische Jazztruppe von der Insel, die mit wahnsinnig viel Energie, energiegeladenen Beats und Grooves, einem heißlaufenden Saxofonisten und freien Impro-Jams clubtaugliche Musik spielt, die sich aber nach einer Weile leider immer wieder ein wenig im Kreis dreht.
Infos unter: https://www.flagey.be/brusselsjazzfestival
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Trans4JAZZ
Ravensburg & WeingartenEin wenig scheint sie selbst immer noch ein wenig erstaunt, wie ihre aktuelle Lebenssituation sich so darstellt. Die eigenen Kinder schon aus dem Haus, somit eigentlich neue Freiheiten, die sie mit ihrem Mann, dem Sänger Max Herre, für Dinge wie Reisen nutzen wollte. Stattdessen würden sie beide mehr arbeiten als zuvor, erzählt Joy Denalane beim Auftaktkonzert ihrer „Willpower“-Tour im historischen Konzerthaus von Ravensburg. Der Abend ist auch der Auftakt zur diesjährigen Ausgabe des Trans4JAZZ-Festivals in der Stadt. „Willpower“, so heißt das neue, feine Happysad-Soulalbum von Deutschlands Soul- und R&B-Stimme Nummer eins. Aber die gebürtige Berlinerin mit südafrikanischen Wurzeln und ihre mit zwei Backgroundsängerinnen bestückte Band schlagen in dem zweistündigen Auftritt auch einen Bogen zum Beginn der Karriere der heute 50-Jährigen Sängerin. Als sie ihre Soulmusik noch auf Deutsch sang. Wie den so intensiven, über 20 Jahre alten Trennungssong „Geh jetzt“. Denalane zeigt sich in Ravensburg als stimmgewaltige Soulstimme mit Attitüde, mit klarer Einstellung zu Rassismus und Ungerechtigkeiten. Aber auch als gute Unterhalterin mit Liebe zu Motown-Klängen und Jazz. Und als souveräne Künstlerin, die einige kleinere Pannen des Auftritts nebenbei auch noch ganz locker und sympathisch weglächelt und wegmoderiert.
Ein echter Festivalhöhepunkt war der Auftritt von Heiri Känzig´s Travelin´, und das in jeder Hinsicht. Der Spielort dieses wundervollen Konzertes: Die so gemütliche und atmosphärische Zehntscheuer in der Altstadt von Ravensburg, ein ehemaliges Lagerhaus aus dem 14. Jahrhundert. Die sechsköpfige Band: Sie wird geleitet vom Schweizer Kontrabassisten und musikalischen Weltenbummler Heiri Känzig, und es vereinen sich dort Spitzensolisten wie der so lyrisch-expressive Schweizer Flügelhornist Matthieu Michel oder der virtuose, total am Puls der Zeit aufspielende tunesische Oud-Spieler Amine M´raihi zu einer echten Einheit. Die Musik: Entzieht sich geschickt der Kategorisierung, changiert zwischen melodischem Jazz und orientalischen, krummen Metren, blickt hinaus in die weite Welt und klingt dabei so verführerisch vielfältig und aufregend. Das Besondere an diesem Abend: Die eigentliche Sängerin der Band ist erkrankt. So musste Känzig kurzfristig Ersatz finden und traf auf die fantastische Raphaëlle Brochet. Und die Französin, die hörbar jahrelang Gesang in Südindien studierte, zeigte mit ihrem fantasievollen, lautmalerischen, improvisierten, immer wieder überraschenden Gesang, dass sie den so positiv strahlenden Weltjazz dieses Ensembles komplett verstanden hat.
Das diesjährige Trans4JAZZ schlug wieder einen weiten musikalischen Bogen. Mit Bands wie Fieh und GoGo Penguin und einem deutlich reduzierten „Youth Ticket“ soll vermehrt ein junges Publikum angelockt werden. Beim Oktett Fieh um die charismatische, bewegungsfreudige Sängerin und Frontfrau Sofie Tollefsbøl weiß man musikalisch gar nicht so ganz genau, wo man ist. Aber die tanzbaren, groovenden und organisch warm klingenden, süffigen Easy Listening-Songs aus Soul, Funk, Pop und Jazz der Norweger machen einfach Spaß und reißen mit. Welch ein Kontrast zum klinisch perfekten Konzert am nächsten Abend von GoGo Penguin. Alles ist bei dem so angesagten Trio aus Manchester durchgetaktet. Genau 90 Minuten Konzertdauer, jeder Song perfekt konstruiert. Überraschungen: keine. Das mag man unaufregend und auf Dauer eintönig finden. Aber die Briten haben den Bogen raus, einen akustischen Jazzklaviertrio-Sound durch elektronische Erweiterungen und minimalistische Melodiekürzel und frickelige Drumbeats zu hypnotischen, soghaften Klanglandschaften anwachsen zu lassen.
Den Briten Oscar Jerome für den Ausklang des fünftägigen, bunten Festivals zu buchen war eine perfekte Idee des so engagierten Trans4JAZZ-Teams um Programmmacher Thomas Fuchs. Denn der Sänger und Gitarrist aus Norwich lockte noch mal viele junge Menschen an, um mit seiner von Congas, Schlagzeug und E-Bass unaufhörlich angetriebenen coolen Musik zwischen Soul, Funk und NuJazz für beste Stimmung und zumindest wippende Füße zu sorgen.
Text : Christoph Giese; Fotos: Hans Bürkle
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Tampere Jazz Happening 2023
Tampere, Finnland_________________________________________________________________________________________
NUEJAZZ 2023
Nürnberg
Er hat den Konzertflügel ganz nach rechts auf der Bühne rücken lassen. Um seinen Bassisten Joe Sanders sehen zu können muss Gerald Clayton schon den Kopf ein ganzes Stück nach hinten links schwenken. Der wahnsinnig kreativ Akzente setzende Drummer Jeff Ballard sitzt gar ganz im Rücken des Pianisten. Aber mit diesem Bühnen-Setting hat Sanders den besten Blick auf die linke Hand des Pianisten. Und so lässt sich traumwandlerisch zusammenspielen. Und genau das tun die drei US-Amerikaner in einem gut einstündigen Set mit ihrer zeitlos schönen Jazzmusik. Mit einem sensiblen Anschlag von Gerald Clayton, wie man ihn im Jazz nicht so oft hört. Mit Klangsinnlichkeit und herrlich spontanen Interaktionen. Mit tief empfundenen Gefühlen, die wunderschön in Noten gepackt werden. Und das alles mit keiner Note zu viel. Hier geht es nur um die Essenz der Musik. Weniger ist bei diesem Trio mehr. Ein magischer Auftritt.
Direkt vor dem Gerald Clayton Trio stand Landsfrau Lakecia Benjamin auf der Bühne. Und die extrovertierte, im silbernen Glitzerfummel gekleidete Altsaxofonistin ist das genaue Gegenteil des Pianisten. Sie stürmt gleich mal an den Bühnenrand und schreit dem Publikum entgegen, was es zu erwarten hat: eine Party. Das Dach soll vom Gebäude fliegen. Und dann geht es mit ihrem Quartett los: High Energy-Jazz im Geiste und sogar aus der Feder von John Coltrane, dessen Name sie später auch noch mehrfach durch den Saal brüllt. Das ist stark gespielt, ihre Band ist klasse, aber ihre Bühnenattitüde muss man schon mögen. Musikalisch präsentiert sie sich mit ihrer expressiven, spirituellen Musikentrückung und ihrer politischen Haltung jedoch als starke Künstlerin, die was zu sagen hat.
https://www.nuejazz.de/
Das NUEJAZZ feierte in diesem Jahr sein rundes Jubiläum. Zehn Jahre Jazzfestival, dafür gibt es von der Stadt Nürnberg sogar den Kulturpreis verliehen. Die beiden Macher Frank Wuppinger und Marco Kühnl haben ein sehr schönes und vielfältiges Festival auf die Beine gestellt, das für den Jazz erstaunlich viele junge Leute anzieht. Das liegt sicher auch an den coolen Konzertorten wie dem historischen Z-Bau, einst von den Nazis als Kaserne gebaut, aber natürlich in erster Linie am Programm. Denn das bietet Musik für viele Geschmäcker. Coole Künstler wie den amerikanischen Bassisten und Sänger MonoNeon etwa, der schon optisch mit seiner Kleidung und Kopfbedeckung ein Kunstwerk ist. Und der mit seinem knackigen, deutlich von Prince inspirierten Funk, mit rockiger Attitüde und seinem ungewöhnlichen Basspiel und schrägen Bassläufen vor der Bühne für Gedränge und Begeisterung sorgt. Das Berliner Sextett Make A Move bringt sogar 1.000 Leute im großen Saal des Z-Bau zum Hüpfen mit einer von gleich drei Bläsern angetrieben Partymusik. Direkt zuvor zeigte das aus Nürnberg stammende, sechsköpfige Kollektiv Ferge X Fisherman & Nujakasha in der prall gefüllten, kleinen Galerie des großen Kulturhauses wie cool und gut man englischsprachigen HipHop mit lässigen Beats und Jazz zusammenbringen kann.
Eine Vinyl-Lounge am zweiten Hauptspielort, der Kulturwerkstatt Auf AEG, gibt diversen DJs die Möglichkeit aufzulegen und dem Publikum einen Ort zum Chillen. Und junge Bands aus der Umgebung und der Region locken im kleinen Saal der Kulturwerkstatt bei freiem Eintritt Neugierige an. Bei solch einem bunten Angebot ließt es sich auch verschmerzen, dass der Auftritt des US-Amerikaners Cory Henry und seinen an diesem Abend nur mittelprächtig aufspielenden Funk Apostles im Z-Bau zwar stark begann, dann aber wenig aufregend weiterging.
Text: Christoph Giese; Fotos: Leon Greiner
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Vilnius Jazz 2023
Vilnius, Litauenhttps://www.vilniusjazz.lt/
Text: Christoph Giese; Fotos: Vygintas Skaraitis & Greta Skaraitiene
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PUNKT Festival 2023
Kristiansand, NorwegenText:
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Kristupo Festivalis – Christopher Summer Vilnius
Text: Christoph Giese
Fotos: Antanas Minkevičius, Mantas Bartaševičius & Modestas Endriuška
Fotos: Antanas Minkevičius, Mantas Bartaševičius & Modestas Endriuška
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Turku & Seili, Finnland
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Canarias Jazz & Más 2023
Kanarische Inseln
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Funchal Jazz Festival 2023
Funchal, Madeira
Einen guten Geschmack, was die Programmierung seines Festivals angeht, beweist Paulo Barbosa jedes Jahr auf Neue, wenn im Juli das Funchal Jazz Festival im wunderschönen Santa Catarina Park im Herzen von Madeiras Hauptstadt über die große Open Air Bühne geht. Aber der umtriebige Festivaldirektor hat sich in diesem Jahr gleich am ersten der drei Abende mit den internationalen Stars (zuvor gab es wie erstmals im letzten Jahr auch wieder einige Konzerte für regionale Musiker im kleinen Stadtpark bei freiem Eintritt) als Türoffner betätigt, indem er dem fantastischen portugiesischen Altsaxofonisten Ricardo Toscano eine tragende Rolle als Special Guest beim Konzert des Trios des US-Pianisten Emmet Cohen andachte. Was ziemlich gut funktionierte. Das Cohen-Trio mit seinem ganz in der Tradition verwurzelten Jazz, den der kongeniale Dreier so spannend und nach vorne oder zumindest in die Gegenwart schauend aufzubrechen weiß, und auf der anderen Seite der klangstarke Portugiese mit seinen beseelten, kraftvollen Saxofonlinien. Ein Schwung von Jazzstandards dient dabei als gemeinsame Basis für das Ausloten von klanglichen Verbindungen. Magisch, muss man am Ende konstatieren.
https://www.funchaljazz.com/
#visitmadeira
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#madeirabelongstoall
#madeiratãotua
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inJazz & North Sea Round Town 2023
https://www.northsearoundtown.nl/
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34. Schaffhauser Jazzfestival 2023
Der Fokus liegt auf dem Schweizer Jazz. Das allein macht dieses Festival schon so interessant. Dass es auch noch vorzüglich organisiert ist, die Hauptspielstätte, das Kulturzentrum Kammgarn, ein angenehmer Ort zum Verweilen und Schaffhausen zudem eine hübsche Stadt, das alles macht die Reise an die deutsch-schweizerische Grenze mehr als lohnenswert.
Und die Macher trauen sich was. Platzieren etwa am Eröffnungsabend im Stadttheater das Berner Duo Bureau Bureau direkt vor dem sinfonischen Programm „Clazz“ des Bassisten und Komponisten Luca Sisera aus Chur. Zunächst die Performance aus Spoken-Word, Gesang und diversem Schlagwerk von Vokalistin Sonia Loenne und Drummer Michael Cina. Die sparen nicht mit Gesellschaftskritik, liefern einen anarchistischen Auftritt, kräftig gegen Hörgewohnheiten gebürstet. Muss man mögen. Das fällt bei „Clazz“, einem Werk zwischen Jazz und Klassik, geschrieben für Siseras Jazzquintett Roofer und den rund 50 Musikern der Kammerphilharmonie Graubünden, viel leichter. Denn die gebotene Musik offeriert Wohlklang in fünf Sätzen, feine Kombinationen von opulenten, bisweilen hymnischen Orchesterklängen und darin eingebetteter Jazzband. Dieses zugängliche großorchestrale Werk – welch ein Kontrast zu dem strubbeligen Duo direkt davor.
Ganz allein am Konzertflügel verzaubert am nächsten Tag der Pianist Yannick Délez das immer sehr aufmerksam lauschende Schaffhauser Publikum. Wer den Tastenkünstler aus Lausanne live erlebt, fragt sich warum der Mann noch immer ein wenig unter dem Radar der großen Bekanntheit agiert. Denn fesseln kann er mit seinen impressionistischen Klangmalereien, mit seiner perlenden Kammermusik der sensiblen Art, die aber durchaus auch mit intensiven Läufen beeindruckt. Intensiv war auf jeden Fall auch der Auftritt des Trios des schweizerischen Tenorsaxofonisten Christoph Irniger mit dem holländischen Altsaxofonisten Ben van Gelder als Gast. Zwei starke Saxofonstimmen, die sich aneinander reiben, herrlich unisono miteinander können, aber auch jeweils allein mit dem fantastischen Rhythmusduo mit Bassist Raffaele Bossard und Ziv Ravitz den Kern von Jazzmusik neu zu definieren verstehen.
Auch Clemens Kuratle ist eine spannende Stimme des aktuellen Schweizer Jazz. Mit seinem Quintett Ydivide, zu dem mit dem Pianisten Elliot Galvin und der Altsaxofonistin Dee Byrne zwei Briten gehören, startet der aus Bern stammende Schlagzeuger das Konzert sehr freigeistig um dann aber fast schon konventionell weiterzumachen. Aber konventionell bedeutet bei dieser Band nie langweilig, denn die Beteiligten suchen ständig wieder nach kreativen Brüchen, spielen sich durch variierende Rhythmen, reißen zu viel Schönklang auf.
Sehr geschmeidig kommt das Chopin-Projekt des Schweizer Pianisten Jean-Paul Brodbeck und des US-Gitarristen Kurt Rosenwinkel rüber, das Chopin-Etüden, Preludien oder auch mal einen Walzer hoch virtuos in den Jazz überführt. Fürs Virtuose ist vor allem Rosenwinkel auf der E-Gitarre zuständig. Der bei diesem Festival viel beschäftigte Schweizer Bassist Lukas Traxel und der katalanische Drummer Jorge Rossy komplettieren die Band und sorgen für das Modern Jazz-Fundament.
Und dann ist da noch das Louis Matute Large Ensemble, das formidable Sextett des Genfer Gitarristen mit honduranischen Wurzeln, bestehend aus zwei vorzüglichen Bläsern, einen Wahnsinns-Pianisten, einem ganz starken Rhythmusduo an Bass und Schlagzeug und natürlich Matute selbst an der Stromgitarre. Der Rising Star der Schweizer Jazzszene hat sein aktuelles Album „Our Folklore“ betitelt. Aber davon sollte man sich nicht zum Denken in eine Richtung verführen lassen. Denn seine top zusammenspielende Truppe, die er mit seinem Gitarrenspiel wunderbar durch die Stücke leitet, kombiniert belebenden, mitreißenden, supergut gespielten modernen Jazz mit klischeefreien Latin-Elementen zu einer packenden Mischung, die runter geht wie Öl und in jedem Moment Spaß macht. Manchmal kann Gutes so einfach sein. Welche eine Entdeckung in Schaffhausen, wo es immer viel zu Entdecken gibt.
https://www.jazzfestival.ch/
https://www.jazzfestival.ch/
Text: Christoph Giese; Fotos: Peter Pfister
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Leuven Jazz 2023
Wie man Jazzstandards auch mal spielen kann, zeigt Tigran Hamasyan auf seinem letzten Album StandArt. Mit dieser Platte im Gepäck schaute der armenische Pianist im Trio mit dem kanadischen Bassisten Rick Rosato und US-Drummer Jonathan Pinson beim Leuven Jazz vorbei, einem feinen Festival in der quirligen, nicht weit von Belgiens Hauptstadt Brüssel entfernten, historischen Studentenstadt Leuven, die Belgiens größte und bedeutendste Universität aus dem 15. Jahrhundert beherbergt. Zehn Jahre Festival feierte das inzwischen zehntägige Leuven Jazz in diesem Jahr. Jemanden wie Hamasyan bei der Jubiläumsausgabe dabei zu haben, ist wunderbar, denn der kleine Armenier ist an den Tasten ein ganz Großer. Quirlig, komplex, kantig, vor Ideen nur so sprudelnd ist sein Klavierspiel, oft auch durchzogen von Melodien seiner Heimat. Letzteres ist bei StandArt nicht der Fall, aber spannend ist das Projekt dennoch. Geschickt verfremdet das Trio die bekannten Melodien, variiert sie in Tempo, nimmt sie auseinander, um sie mit flirrenden Klaviernoten neu zusammenzusetzen. Da bekommt ein Standard wie I Didn´t Know What Time It Was auch schon mal schleppende HipHop-Grooves untergerührt. Wirklich cool – auch wenn Hamasyan bei seinem ganzen Konzert nicht eine Silbe sprach, nicht einmal seine Musiker vorstellte.
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Lady Blackbird im Konzerthaus Dortmund
Diese Lady ist eine echte Erscheinung. Optisch sowieso, mit ihrem überdimensionalen, weißen Afro-Schopf und dem ziemlich extravaganten Bühnen-Outfit. Und dann diese Stimme! Dunkel, mächtig, raumausfüllend, aber auch verletzlich und irgendwie auch immer warm und seelenvoll. Die ganze Palette an Gefühlen kann Lady Blackbird mit ihrer Stimme problemlos abbilden. Und tut das im ausverkauften Konzerthaus. Mit feinen Nuancen, dabei immer mit todsicherer Intonation und Phrasierung, und mit spannenden Zwischentönen.
Viel weiß man eigentlich nicht über den neuen Star am internationalen Vokalhimmel. Marley Siti Munroe heißt die kleine Sängerin aus Farmington, New Mexico mit der Riesenstimme, die sich bei ihrem Künstlernamen von Nina Simones Protestsong „Blackbird“ hat inspirieren lassen und 2021 mit ihrem Klasse-Debütalbum „Black Acid Soul“ weltweit aufhorchen ließ. Sie dürfte so um die vierzig sein, wuchs mit Soul und Gospel auf, fokussierte sich später mehr auf den Jazz.
Text und Fotos: Christoph Giese
All das und mehr hört man in ihrer Musik. Zwischen Blues, Spiritual, Retro-Soul, Pop und Jazz bewegen sich die ungemein bühnenpräsente Amerikanerin und ihre vierköpfige, sehr gute Liveband immer sehr geschmackvoll - und haben zwischendurch kleine Überraschungen parat. So dürfen Bassist und Schlagzeuger minutenlang ganz alleine auf der Bühne eine herrlich psychedelische Version der Beatles-Nummer „Come Together“ einleiten. Und auch Pianist Kenneth Crouch darf öfter mal zeigen, was für ein feines Händchen er hat.
Ein intensiver Auftritt ist das. Auch weil Lady Blackbird vokale Extreme bewusst ansteuert, schiere Verzweiflung und Herzschmerz manchmal fast schon zu expressiv in ihren Gesang verpackt. Und dann, schon bei der Zugabe, ein weiteres Mal verblüfft. Wie sie das durch Gloria Gaynors Discoversion berühmt gewordene „I Am What I Am“ völlig entschleunigt und auf die pure Essenz herunterbricht – magisch wie der ganze Abend.
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Nordlysfestivalen – The Northern Lights Festival
Tromsø
Und wie man Franz Schuberts „Schwanengesang“ auch interpretieren kann, das zeigt beim Nordlysfestivalen das sehr unterhaltsame norwegische Duo frankågunnar. Sänger Frank Havrøy ist sich für keine, auch urkomische Dramatik zu schade, ohne das Ganze jedoch auch nur für eine Sekunde ins Lächerliche zu ziehen. Währenddessen zieht Pianist Gunnar Flagstad Schuberts Melodien immer wieder rüber in einen jazzigen Kontext. So entsteht in einem kongenialen Zusammenspiel der beiden Protagonisten ein köstliches Musikabenteuer auf einer kleinen Bühne, in Clubatmosphäre. Und genau in solch einem Rahmen sind frankågunnar einfach bestes Entertainment.
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Brussels Jazz Festival Flagey
Und ein Erlebnis ist das Brussels Jazz Festival Flagey zweifellos. Das fängt schon beim Spielort an. Das in den 1930ern im Art Déco-Stil erbaute Flagey-Gebäude, das früher das Nationale Institut für Rundfunk (NIR) beherbergte und bis 2002 renoviert wurde, ist ein wunderbarer Ort für Livemusik, mit seiner großartigen Akustik und den bequemen Sitzen. Da lässt sich eine Band wie das Trio von Henri Texier entspannt genießen. Der 1945 geborene französische Kontrabassist verwöhnt zusammen mit Sohnemann und Saxofonist Sébastien Texier und dem Schlagzeuger Gautier Garrigue mit Jazzstandards und eigenen Kompositionen als echter Geschichtenerzähler. Da klingt alles fantasievoll und luftig und immer auch ein wenig nach imaginärer Folklore, obwohl fest im Jazzidiom verortet.
Ein junges Publikum sprechen Bands wie die der britischen Trompeterin und Sängerin Emma-Jean Thackray und des ebenfalls aus Großbritannien stammenden Kamaal Williams an. Thackrays energetische Musik groovt, ist funky und tanzbar und eigentlich eher was für ein Stehpublikum. Dabei hält sie ihre Songs schlicht. Und vielleicht wirken sie auf Dauer deshalb ein wenig zu einfach und catchy? Definitiv ist die Künstlerin aus Leeds keine große Sängerin. Aber sie singt in Brüssel mehr als sie Trompete spielt. Auch deshalb keine volle Punktzahl. Die erreicht auch Tastenmann Henry Wu alias Kamaal Williams nicht ganz, hat sein ansonsten überzeugender Auftritt doch ein paar Längen. Und braucht eine Weile, bis er in die Gänge kommt. Aber wenn auf Touren, dann ist die Mischung grandios. Dann treffen 70er Jahre Jazzfunk mit auch mal ungewöhnlichen Keyboardsounds auf gnadenlose Rhythmen. Für die zeichnet der Wahnsinns-Schlagzeuger Samuel Laviso aus Guadeloupe verantwortlich. Der hat ein paar Jahre bei Kenny Garrett getrommelt. Und kann Breakbeats, kann pushen, aber auch kolorieren. Ein Trompeter komplettiert das Trio, das sich gegenseitig befeuert, ohne große Setlist arbeitet, dafür eher schaut, was sich spontan entwickelt. Musik mit hypnotischen Grooves und süffigen Melodien, mit Dancefloor-Feeling und Jazz-Hipness. Ziemlich cool.
Zu einem absoluten Festival-Höhepunkt wird ein Auftritt zur Mittagszeit. Das Trio der klassisch geschulten, griechischen Pianistin Tania Giannouli, ungewöhnlich besetzt mit zwei Landsleuten an Oud und Trompete, entführt in poetische, spielerische Klangwelten zwischen Okzident und Orient, die aber auch mal aufbrechen und kurzzeitig bissig klingen können. Präpariertes Piano, ideenreiche Improvisationen, gefühlvolle Melodien und eine bildhafte Klangsprache ziehen den Zuhörer in einen Kosmos einer zeitgenössischen, jazzigen Kammermusik, von der man in Belgiens Hauptstadt gar nicht genug hören kann.
Einer jungen Künstlerin eine Festival-Residenz zu geben mit gleich drei Auftritten, dafür darf man den Programmmachern danken. Denn Posaunistin Nabou Claerhout aus Antwerpen entpuppt sich als Künstlerin, die im Trio mit Gitarrist und Schlagzeuger aus Holland musikalisch Spannendes zu erzählen hat, beim zweiten Konzert mit ihrem Trombone Ensemble, mit dreiköpfiger Rhythmusgruppe und gleich sechs Posaunisten besetzt, darunter US-Posaunen-Koryphäe Robin Eubanks, ihr Instrument mit interessanten Arrangements wunderbar in den Fokus zu rücken versteht, am Abschlusstag im Duo mit ihrer Landsfrau Lynn Cassiers an Stimme und Elektronik im bislang beim Festival noch nie genutzten kleinen Studio 10 allerdings keine so packenden Momente kreiert.
Zum ersten Mal findet auch ein kleines, 30-minütiges Konzert im kleinen Turm, ganz oben im Flagey-Gebäude statt. Da müssen erst einmal etliche Stufen hochgelaufen werden. Aber dann wird man mit einem tollen Blick belohnt. Die junge Belgierin Anneleen Boehme spielt solo und sehr fantasievoll auf ihrem Kontrabass, setzt dabei dezent Loops ein. Der stürmische Wind draußen pfeift durch die Fenster. Was für ein Erlebnis!
Und dann ist da noch Angus Fairbairn, der auf der Bühne zur Kunstfigur Alabaster DePlume wird. Sein musikalisches Schaffen in wenige Worte zu fassen – schwierig. Man muss diesen Verrückten erleben, sein bisweilen versponnenes Gequatsche, das aber immer voller Seele und Ermutigung steckt. Dieser Jazzpunk aus Manchester ist sowohl politisch als auch sozial. Und spielt auf der anderen Seite ein vibratoreiches, intensives Tenorsaxofon, das in mehreren Stilen wildert. Zwei junge Damen an E-Bass und Schlagzeug hat er in Brüssel dabei, die auch als Chorstimmen fungieren müssen. Spirituell, verschmitzt, sympathisch, surreal, aber auch (selbst-)ironisch, mit folkhippiger Liedermacher-Attitüde und dann wieder knackig funky und jazzig – all das bietet der schrill gekleidete Anfangvierziger auf der Bühne des Flagey und zieht mit dieser wilden Mischung sein Publikum in den Bann.
https://www.flagey.be/brusselsjazzfestival
Text : Christoph Giese; Fotos:brussels jazz festival flagey
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Till Brönner & Band im Dortmunder Konzerthaus
Mark Wyand – Saxofon & Querflöte
Bruno Müller – Gitarre
Christian von Kaphengst – Bass
Christian Frentzen – Keyboards
Olaf Polziehn – Klavier
Felix Lehrmann – Schlagzeug
Frank McComb – Gesang & Keyboard
Die „Stille Nacht“ als rhythmisch quirlige Samba? Wieso nicht! Ist doch schließlich auch Kurze Hose-Wetter und Sommer an der Cobacabana zur Weihnachtszeit. Mit besinnlichen und andächtigen Weihnachtsklängen hat es Till Brönner sowieso nicht so. Auch wenn er das Publikum im ausverkauften Dortmunder Konzerthaus mehrmals wissen lässt, dass er Weihnachtsplatten und deren Musik ziemlich liebt.
Das „Winter Wonderland“ wird bei den in schwarzen Anzügen und weißen Hemden gekleideten, schicken Herren auf der Bühne zu Souljazz allererster Güte. Und natürlich darf Gast Frank McComb mit „Another Day“ auch einen eigenen Klasse-Soulsong vorstellen. Überhaupt gibt es viele Freiheiten, werden die Weihnachtslieder immer wieder als Ausgangspunkte für jazzige Abschweifungen genutzt.
In diesem Christmas-Programm ist eben kein Platz für Kitsch. Ein paar Lichterketten vor den Monitorboxen sind optisch die einzige Deko für diesen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Abend, den auch langjährige Brönner-Buddies wie Saxofonist Mark Wyand, Pianist Olaf Polziehn oder Bassist Christian von Kaphengst wunderbar mit ausschmücken.
Und ja, auch an den Überweihnachtssong „Last Christmas“ von George Michael wagt sich diese furchtlose Truppe am Ende. Und umkurvt auch dank eines rockigen Gitarrensolos von Bruno Müller geschickt die weichgespülten Momente des Originals.
15.12.: Duisburg, Mercatorhalle
16.12.: Düsseldorf, Tonhalle
19.12.: Essen, Philharmonie
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Eckard Koltermann Trio in der „werkstatt“ in GE-Buer
Eckard Koltermann – Bassklarinette
Christian Hammer – E-Gitarren
Achim Krämer – SchlagzeugChristian Hammer – E-Gitarren
Los geht es mit einem Kinderlied. „Little M“ verwöhnt mit einer schönen Melodie und warmen Tönen der Bassklarinette. Aber haben sie keine Angst vor den Liedern für die Erwachsenen, begrüßt Eckard Koltermann anschließend die Anwesenden in der Galerie „werkstatt“ in Buer.
Text und Fotos: Christoph Giese
Als kleine Warnung kann man das schon verstanden haben, denn so sanft bleibt der Konzertabend mit dem Trio des Wanne-Eickeler Bassklarinettisten nicht. Der kürzlich 64 Jahre alt gewordene Musiker ist keiner, der Musik spielt für die Hörgewohnheiten seiner Zuhörer, keiner der es sich und seinem Publikum leicht macht.
Weil er über Grenzen hinwegblickt. Weil er seine Liebe für den West Coast Jazz der 1950er und 60er Jahre in diesem Trio mit freien und melodischen Improvisationen und europäischer Kammermusik so genial zusammenzubringen weiß, dass beim Zuhören keine Grenzen und Barrieren spürbar werden. Auch weil der Übergang zwischen notierten und freien Passagen so fließend passiert.
Vor zwölf Jahren hat der über die Ruhrgebietsgrenzen hinaus bekannte Koltermann sein Trio mit ebenfalls aus Wanne-Eickel stammenden Schlagzeuger Achim Krämer und dem Gelsenkirchener Gitarristen Christian Hammer, Gastgeber dieses Abends, gegründet. Länger hat man nicht mehr zusammengespielt, was dieser kongeniale Dreier unbedingt künftig wieder ändern sollte.
Denn diese im Grundsatz ruhige und reduzierte Musik spielt das Trio enorm facettenreich. Eckard Koltermann mit seinem raumfüllenden, unverstärkten Ton auf der Bassklarinette und Christian Hammer mit variierenden, fantasievollen Sounds auf seinen Stromgitarren. Und dann sitzt da noch Achim Krämer am Schlagzeug. Was für ein Kreativgeist, der seine beiden Kollegen viel mehr als begleitet. Er kommentiert, kontrastiert oder ergänzt das Geschehen auf der Bühne mit seinem lebendigen, unorthodoxen Schlagzeugspiel und vielen überraschenden Einfällen.
Völlig zu Recht lockte dieses Konzert ein großes Publikum in die „werkstatt“. Wer den Abend verpasst hat: Mit „Bonus“ hat Eckard Koltermann in der Pandemiezeit ein grafisch spannendes und musikalisch ziemlich umfassendes Opus auf 4CDs plus Vinyl-Album zusammengestellt, das eine Schaffensphase von 1990 bis 2016 abdeckt. Mit Solo-, Duo- und Ensembleaufnahmen. Und mit einer Trio-CD, auf der die ersten sechs Stücke mit Christian Hammer und Achim Krämer eingespielt sind. Zu beziehen übrigens im Essener Musikverlag AUGEMUS unter www.augemus.de.
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Trans4JAZZ Ravensburg
Und dann war da noch Lady Blackbird, eine echte Erscheinung. Extravagant sieht die Amerikanerin aus, mit ihrem Outfit und dem wasserstoffblonden, riesigen Wuschelkopf. Die Sängerin, die eigentlich Marley Munroe heißt, sich aber nach Nina Simone´s Rassismus-kritischen Song Blackbird aus den 1960ern benannt hat. Und in Ravensburg vor allem mit eigenwilligen Coverversionen alter, nicht immer so bekannter Songs das Publikum sofort um den Finger wickelt. Ihre Musik ist aufregend, dringlich, aber zugleich rockig, sexy und rebellisch. Was für eine Mischung. Und was für eine Stimme hat diese Frau. Dunkel und mächtig, raumausfüllend. Aber auch berührend, verletzlich und warm. Gänsehaut pur mit einer Predigerin der Black Music vergangener Jahrzehnte, die irgendwie wunderbar retro und dabei doch auch nach dem Heute klingt. Und wie sie das durch Gloria Gaynor´s Discoversion berühmt gewordene I Am What I Am in einer der stürmisch geforderten Zugaben herunterbricht auf die pure Essenz des Songs – einfach magisch, so wie der ganze Auftritt von Lady Blackbird. Zum Glück ist jetzt eine Doppel-CD Deluxe-Edition ihres fantastischen Debütalbums Black Acid Soul erschienen. Damit lässt sich immerhin ein Teil der Magie dieser Künstlerin jederzeit ins heimische Wohnzimmer holen.
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Tampere Jazz Happening 2022
Gefühlt fragt sie nach fast jedem Stück das Publikum wie es sich fühlt. Überhaupt scheint Nubya Garcia gerne zu plaudern an diesem Abend. Auch welches Stück denn als nächstes gespielt werden soll, bespricht sie auf der Bühne mit ihren Musikern für alle hörbar. Das kann man spontan und authentisch nennen, aber auch fürchterlich finden. Musikalisch jedenfalls liefert die so angesagte Britin mit karibischen Wurzeln mit ihrem Quartett beim Tampere Jazz Happening ihre gewohnte lässige bis bissige Mischung aus mitunter spirituellen Saxofonlinien, gepaart mit Dubstep, Reggae oder Broken Beats. Einiges ist packend gespielt, manches hat Längen, ein minutenlanges Solo ihres Kontrabassisten ist gar ein wenig langweilig. Am Ende aber will und bekommt das Publikum eine Zugabe und alle scheinen zufrieden.
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Viljandi Guitar Festival 2022
Viljandi, EstlandChris Thile kann es einfach nicht glauben. Da ist er das erste Mal in Estland und dann auch noch in einer Kleinstadt im Süden des Landes, die allerdings als Kulturhauptstadt Estlands gilt. Und der Konzertsaal ist voll, das Publikum total begeistert von ihm und singt sogar textsicher mit bei einem von ihm komponierten Stück. Der US-amerikanische Mandolinen-Wizard zeigt beim Viljandi Guitar Festival was er alles auf seinem Instrument kann. Bach wie selbstverständlich neben Bartók setzen, einer Radiohead-Nummer ganz persönlichen Schliff geben. Aber man muss es auch mögen, dass da jemand anderthalb Stunden auf der Bühne Solo-Mandoline spielt, sich gelegentlich dabei selbst mit Gesang begleitet, Fiddle Tunes intoniert und auch sonst sehr folkloristisch daherkommt.
Was dieser Auftritt aber ganz klar zeigt: Dieses Festival, das in diesem Jahr seinen 15. Geburtstag feiert, will offen sein für viele Musikrichtungen, kein reines Jazzfestival sein, auch wenn der Festivalgründer und immer noch Leiter, Ain Agan, selbst Jazzgitarrist ist. Aber natürlich gibt es auch guten Jazz im hübschen kleinen Ort Viljandi zu hören. Etwa vom jungen estnischen Gitarristen Jaagup Jürgel mit seinem Trio und unterhaltenden Klängen aus eigenen Stücken und Jazzstandards. Jürgel hatte im letzten Jahr den alljährlich beim Festival verliehenen Tiit Paulus Young Guitarist Award gewonnen. Er stammt aus der Region, hat in Tartu studiert. Der regionale Bezug - auch das macht dieses Festival aus.
Janno Trump aus Estlands Hauptstadt Tallinn brachte sein Clarity Ensemble mit nach Viljandi, um das im Frühjahr erschienene, erste Album dieser ungewöhnlichen Formation, Up North, live zu präsentieren. Warum er mit dieser Band die Besetzung eines Klaviertrios mit einem Streichquartett paart, das viel Raum bekommt, kann der Bassist selbst gar nicht so genau erklären. Er liebe einfach das Arrangieren, erzählt der sympathische Musiker auf Nachfrage in Viljandi. Und wunderbar arrangiert sind seine fließenden Jazznummern, die durchzogen sind von einer nordischen Ästhetik, und die ihren kammermusikalischen Rahmen immer wieder mal verlassen, um funkig zu grooven.
Zwei Brasilianer an zwei Gitarren, die eine akustisch, die andere eine E-Gitarre. In dieser Besetzung verzaubern Daniel Santiago & Pedro Martins im Estonian Traditional Music Centre, dem 2008 fertig gestellten Hauptspielort des Festivals. Ein Gebäude mit langer Geschichte, direkt neben den Ruinen der alten Burganlage der Stadt gelegen, das nun zwei gut klingende (Konzert-)Säle, eine Bibliothek im Keller und Gastronomie zu bieten hat. Das Center organisiert auch das jährlich weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Viljandi Folk Music Festival. Und da sitzen die beiden Brasilianer nun im großen Saal des Centers und spielen zarte, berührende Klänge, die so gar nicht in die Klischees von brasilianischer Musik passen wollen. Wie sich das Spiel der beiden gegenseitig ergänzt und miteinander verzahnt – wunderschön. Dass US-Gitarrist Kurt Rosenwinkel, der den Abend dann mit seinem formidablen Trio und ideenreichen, weil ganz eigenwilligen Interpretationen von Jazzstandards auf höchstem Niveau beendet, die beiden Brasilianer längst auf seinem eigenen Label Heartcore Records untergebracht hat, ist kein Wunder.
Im Café-Restaurant Fellin im Herzen der Stadt spielt am Eröffnungsabend das fein swingende, estnische Gypsy Jazz-Quartett Titoks. Nicht nur ist dieser Ort urgemütlich mit seinem lässigen, bohemischen Vibe, es lässt sich auch lecker essen dort. Hat jetzt sogar der Guide Michelin festgestellt und positiv bewertet. Und man kann sich dieser Meinung nur anschließen. In den allabendlichen Jam Sessions zeigen dann junge Studenten der heimischen Musikakademie in der ebenfalls hippen Keller-Weinbar Mulks ihr Können. Viljandi ist eine Kultur- und Musikstadt, das ist auch hier wieder hörbar.
https://viljandiguitar.ee/en/
Text: Christoph Giese; Fotos: Rene Jakobson
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NUEJAZZ 2022
Nürnberghttps://www.nuejazz.de/
Text: Christoph Giese; Fotos: Leon Greiner
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Redman-Mehldau-McBride-Blade in der Essener Philharmonie
Joshua Redman – Saxofone
Brad Mehldau – KlavierChristian McBride – Kontrabass
Brian Blade – Schlagzeug
Ist ein Song wie „Rejoice“ wirklich schon fast 30 Jahre alt? Er klingt immer noch so hitzig wie damals, weil Redman noch der drängende Bläser sein kann, Mehldau mit fiebernden Pianoläufen und überraschenden Akkorden so viele Farben in die Musik zeichnet, weil McBride so herrliche Kontrapunkte auf dem akustischen Tieftöner setzt und nebenbei noch wahnsinnig groovt. Und weil da mit Brian Blade ein Schlagzeuger am Werk ist, der so nuanciert anschiebt, verdichtet und melodisch akzentuiert und kommentiert, dass man das kaum glauben kann.
Text: Christoph Giese
Foto: Michael Wilson
Man hört dieser Band die dazu gewonnene Erfahrung an. Schon damals waren die vier aufregend. Sie sind es noch immer. Und sie bringen den Spaß des Miteinander, des sich gegenseitig Bälle zuwerfen, auch noch wunderbar rüber. Ein Erlebnis, und trotz aller Rückblicke noch immer absolut zeitgemäß.
Foto: Michael Wilson
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Vilnius Jazz 2022
Vilnius, LitauenKalt ist es im Alten Theater Vilnius, das bei der letzten Ausgabe von Vilnius Jazz noch Russisches Drama Theater hieß. Aber da hatte Putin auch noch nicht die Ukraine überfallen. Die Jacke oder den Mantel lässt man an den vier Festivalabenden besser an. Aber die Kälte liegt nicht an fehlendem Gas in Litauens Hauptstadt, sondern daran dass die zentralen Heizungen im Herbst in der ganzen Stadt aufgrund der Temperaturen noch nicht angestellt wurden. Aber zum Glück hat Antanas Gustys für die Jubiläumsausgabe des ältesten Jazzfestivals der litauischen Hauptstadt, das in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag feiert, viel erwärmende Kunst im Angebot.
Gleich das erste Konzert am ersten Abend ist ein Knaller. Die Musik des Trios des britischen Pianisten Alexander Hawkins ist zugleich zugänglich wie abenteuerlich, pendelt zwischen komponierten Strukturen und hoch spannenden improvisatorischen Ausarbeitungen der Freiräume darin. Dabei entpuppt sich Stephen Davis als grandioser Rhythmengeber, der sehr kreativ mit den offenen Räumen arbeitet, während Kontrabassist Neil Charles das perfekte Verbindungsglied zwischen Klavier und Schlagwerk ist. Klangsuche und rauschhaft Fließendes, angereichert mit gesampelten Sounds – dieses Trio aus Großbritannien ist in jedem Moment so erfrischend, weil so voller Überraschungen.
Klangsucher sind auch Saxofonist und Pianist Petras Vyšniauskas und Drummer Arkady Gotesman, zwei absolute Legenden des litauischen Jazz, die schon im Jahr 1990 als Duo PetrArka debütierten. Und jetzt im Theatersaal mit fein gesponnenen Dialogen so spannend unterhalten. Was Gotesman auf unterschiedlichsten Trommeln zu Gehör bringt, kommentiert Vyšniauskas immer kreativ, sehr oft übrigens auf dem Klavier, auch wenn die Saxofone ja eigentlich seine Hauptinstrumente sind. Spirituell wird es dagegen beim Tributkonzert für Alice Coltrane mit Hamid Drake´s Turiya. Der legendäre US-Drummer kommt mit einem Septett nach Vilnius, mit illustren Beteiligten wie dem US-Tastenmann Jamie Saft, dem norwegischen Sample-Spezialisten Jan Bang oder der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva. Und mit einer sensiblen und imaginären Transformation einer unsterblichen Künstlerin wie es Alice Coltrane immer sein wird.
Nach den abendlichen Konzerten in dem wunderschönen Alten Theater Vilnius lockt eine Night Stage die ersten drei Festivalnächte vor allem viele junge Leute zu dem hippen Opera Social House, direkt gegenüber der imposanten Oper von Vilnius gelegen. Hier zeigen vor allem junge und zumeist litauische Musiker, was sie so drauf haben und dass sie im improvisierten Jazz eine Menge zu erzählen haben. Man war gespannt auf die Band Vėjeliai von Dalius Naujokaitis, keiner der ganz Jungen mehr. Aber einer der spannendsten litauischen Jazzer, der im vergangenen Jahr noch auf der großen Festivalbühne mit einem gigantischen Spektakel mit über 50 beteiligten Musikern für Staunen sorgte. Doch der Drummer erkrankte kurzfristig, aber seine sechsköpfige, mit jungen Litauern besetzte Band hatte mit Ignas Kasikauskas an den Drums einen großartigen Ersatz und riss mit ihrem Free-Funk-Jazz das Publikum mit. Auch der im großen Theatersaal an einem Nachmittag stattfindende Wettbewerb Vilnius Jazz Young Power, den Antanas Gustys schon seit siebzehn Jahren in sein Festival integriert hat, zeigt mit Bands wie der litauisch-dänischen Formation SNUS oder den späteren Wettbewerbs-Gewinnern, dem Trio Quark Effect, dass die junge litauische Jazzszene Mutiges und Innovatives zu bieten hat.
Für die berührendsten Momente sorgt in Vilnius aber ein anderer, der Pianist Vadim Neselovskyi. Der Ukrainer, geboren in Odessa, ein paar Jahre in Dortmund lebend und in Essen und Detmold studierend, wohnt inzwischen in Boston, wo er am Berklee College of Music Professor ist. Mit vielen Jazzlegenden hat der Mittvierziger gespielt und zusammengearbeitet, aber in Vilnius zeigt wie magisch er solo am Klavier ist. Neselovskyi stellte seine mehrteilige Suite Odesa vor, deren Titel bewusst nur mit einem „s“ geschrieben ist. Es ist die ukrainische Schreibweise der Stadt. Komponiert schon vor Kriegsausbruch, hat Odesa eine erschreckende Aktualität bekommen und nimmt den Zuhörer gefangen auf einer musikalischen Reise durch die Heimatstadt des Pianisten. Perkussive Feuerwerke, osteuropäisch gefärbte, melodische Motive, viele plötzliche Brüche, etwa von aufwühlendem Tastenspiel in urplötzlich übernehmende, fast stille Melancholie – Vadim Neselovskyi lässt den Zuhörer Odessa spüren. Mal sind es Töne wie Schneeflocken, wenn er auf den Tasten vom Winter in der Stadt erzählt. Dann treibt ein Beat ordentlich voran und man ist im Bahnhof von Odessa angelangt. Wie sehr ihn die aktuelle Situation in seiner Heimat schmerzt und bewegt, der Ukrainer vermittelt diese Gefühle atmosphärisch wunderbar eingefangen auf dem Konzertflügel. Bewegend, einzigartig, ganz große Kunst!
https://www.vilniusjazz.lt/
Text: Christoph Giese; Fotos: Vygintas Skaraitis & Greta Skaraitiene
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PUNKT Festival 2022
Kristiansand, Norwegen
Text: Christoph Giese; Fotos: Alf Solbakken
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Riga Ritmi 2022
Riga, LettlandWie schon 2021 gab es parallel wieder eine kleine Bühne in dem coolen, halboffenen Kunstzentrum Noass, direkt am Riesenfluss Daugava gelegen. Das Vinyl-Plattenlabel Jersika Records von Mareks Ameriks sorgte wieder für dieses kleine Festival im Festival, wo man etwa das feine Orgeltrio von Tastenmann Atis Andersons und neben einigen ausländischen Künstlern auch weitere lettische Musiker und Bands entdecken konnte. Und wem das nicht genug Musik war, der konnte die in diesem Jahr tropischen Tage und Nächte in Lettlands besuchenswerter Hauptstadt in der angenehm gekühlten Bar eines großen Hotels bei den allabendlichen Jam Sessions ausklingen lassen.
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Look into the Future IV 2022
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33. Schaffhauser Jazzfestival
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An Evening with Branford Marsalis, Konzerthaus Essen 2022
Klavier - Joey Calderazzo
Kontrabass - Eric Revis
Schlagzeug - Justin Faulkner
Bop, Swing, eine sanfte Brasil-Nummer, New Orleans-getränktes, Rhythm & Blues oder soulgetränkte Ballade - das Spektrum dieser sehr unterhaltsamen Reise durch den Jazz ist breit. Was auffällt: Branford Marsalis gibt sich betont lässig, lässt seinen Mitstreitern immer wieder Raum. Er ist der Bandleader, aber auch gleichgestellt mit den anderen dreien. Auch das charakterisiert die Klasse dieser Band, die in Essen gut 100 pausenlose Minuten lang ziemlich verwöhnt hat.
Text: Christoph Giese Foto: Philharmonie Essen
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Riga Jazz Stage 2022
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51. Internationale Jazzwoche Burghausen 2022
Während US-Saxer Bill Evans mit seinen The Spy Killers! mit Drummer Wolfgang Haffner und knackigem Fusion-Jazz zu überzeugen wusste, blieb manch anderer Act wie die holländische Truppe Jungle By Night mit ihrer selbsternannten Analog Dance Music blass und wirkte in der großen, bestuhlten Wackerhalle vor einem zudem überwiegend älteren Publikum zudem ziemlich deplatziert.
Ebenfalls im Stadtsaal fand ein Nachmittag unter dem Motto Next In Jazz statt. Da stellte sich neben dem Schweizer Quintett Ikarus und den österreichischen Shootingstars der letzten Jahre, Shake Stew, auch die junge Münchner Sängerin und Pianistin Alma Naidu mit ihrem Quartett vor. Klasse-Stimme, viel Ausdruck, aber Jazz ist es sicher eher nicht, was sie singt und spielt. Ob ihre poppigen Songs reichen um schon als Next Big German Jazz Thing gefeiert zu werden, wie das einige wohl schon tun?
Text: Christoph Giese, Fotos: Elmar Petzold & Frank Rasimowitz
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Ayça Miraç Quartett im RWE Pavillon der Essener Philharmonie
Henrique Gomide - Klavier
Philipp Grußendorf - Kontrabass
Marcus Rieck - Schlagzeug
Es ist eine reizvolle Mischung - die archaischen Melodien und orientalischen Rhythmen im Verbund mit denen des Jazz. Daraus entstehen in der Philharmonie kreative, zumeist sehr intime Dialoge, über die die glockenklare Stimme der Sängerin strahlt. Der mit feinem Tastenanschlag spielende, brasilianische Pianist Henrique Gomide, Bassist Philipp Grußendorf und Schlagzeuger Markus Rieck sind ein vorzügliches Jazztrio an der Seite der Sängerin, spielen jedoch meist in einem ähnlichem Duktus auf. Da hätte das Programm ein wenig mehr Abwechslung mit unterschiedlichen Stimmungen durchaus vertragen können.
CD-Tipp: Ayça Miraç „Lazjazz“
Text: Christoph Giese; Fotos: Kurt Rade
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Mariza im Konzerthaus Dortmund
Wenn der eigene Vater in Lissabon schon eine Taverne betreibt, in der abends Fado gesungen wird, wie soll man da nicht irgendwann mit dem portugiesischen Sehnsuchtsblues in Berührung kommen. Bei Mariza passierte das schon sehr früh. Aber bis die in Mosambik geborene Tochter eines Portugiesen und einer Mosambikanerin zur weltberühmten Fadista wurde, war es ein langer und zunächst auch steiniger Weg.
Alles Vergangenheit. Fado ist populär, Mariza ein Star, das Konzerthaus ausverkauft. Aber genau das ist auch das Problem ihres Auftritts in Dortmund. Die Frau mit dem wasserstoffblond gefärbten Kurzhaarschnitt weiß um ihr Standing und inszeniert sich inzwischen leider ein wenig zu sehr. Dabei hat sie den Fado vor Jahren so geschickt geöffnet, mit anderen Genres und Stimmungen verknüpft.
Neben drei Fado-typischen Gitarristen komplettieren ein Akkordeonist und ein Schlagzeuger ihre aktuelle Band. Da klingen ihre Lieder auch mal luftig-leicht und mediterran. Nix Schwermut und depressive Stimmung, sondern sogar poppiges Feeling und eine über die Bühne tänzelnde Mariza, wenn die Basstrommel mächtig losbumst.
Die richtig berührenden Momente sind bei ihren Konzerten inzwischen jedoch ein wenig rarer geworden. Aber sie sind noch immer emotional und großartig. Etwa als die Sängerin sich vorne am Bühnenrand auf einen Stuhl hockt, ganz eng neben ihr zunächst einer, dann zwei ihrer Gitarreros. Da legt Mariza auch mal das Mikrofon zur Seite und füllt den Saal mit ihrer starken, einnehmenden Stimme mühelos akustisch. Und ein Liebeslied wie das so poetische „Há palavras que nos beijam“ geht direkt unter die Haut. Wenn Worte wirklich küssen könnten, dann tun sie das hier mit wahnsinnig viel Gefühl.
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Ankündigung Ganna Gryniva 2021 in der Werkstatt in Gelsenkirchen-Buer
"Starke Stimme, starker Sound" - Matthias Wegner, Deutschlandfunk Kultur
In ihrer Solo-Performance mit Loops und Effekten vereint Ganna Gryniva die Authentizität und die Traditionen des Gesangs aus der Ukraine mit zeitgenössischer Komposition. Alles beginnt mit einer einfachen Melodie, die in einen Raum voller unerwarteter Harmonien, Rhythmen und Atmosphären eingebetet wird: Live und ganz allein mit der Stimme.
Ganna Gryniva ist Sängerin, Komponistin und Pianistin aus Berlin. Auf der Suche nach ihrer eigenen Stimme in der zeitgenössischen Musik ist sie als Bandleaderin, Side-Woman, interdisziplinäre Performance- und freie Improvisations-Künstlerin aktiv. Aufgewachsen in der Ukraine und Deutschland sucht Ganna nach Wegen ihre verschiedenen kulturellen Wurzeln zum Ausdruck zu bringen.
Text: Christoph Giese
Ganna tritt regelmäßig mit verschiedenen Ensembles und ihren eigenen Projekten auf, wie dem ukrainischen Ethno-Jazz Quintett GANNA. 2020 veröffentlichten Double Moon Records und JazzThing Next Generation das neue Album von GANNA "Dykyi Lys" ("Wild Fox" aus dem Ukrainischen), welches eine bemerkenswerte Anerkennung der internationalen Presse erhielt.
Zu den jüngsten Höhepunkten gehört ebenfalls die Zusammenarbeit mit Kurt Rosenwinkel und seinem Label Heartcore Records: Ganna arrangierte und sang das Lied „Spivanka“ zusammen mit den Jazzgrößen Louis Cole am Schlagzeug, Michael League am Bass, Pedro Martins und Daniel Santiago an den Gitarren.Mit verschiedenen musikalischen Projekten tourt Ganna regelmäßig in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Estland, Litauen, Lettland, Ukraine, Ungarn, Polen, Dänemark und Griechenland.
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Till Brönner & Band im Dortmunder Konzerthaus 2021
Till Brönner – Trompete & Flügelhorn
Mark Wyand – Saxofon & Querflöte
Bruno Müller – Gitarre
Christian von Kaphengst – Bass
Jan Miserre – Keyboards
Olaf Polziehn – Klavier
Felix Lehrmann – Schlagzeug
Jeff Cascaro – Gesang
Mark Wyand – Saxofon & Querflöte
Bruno Müller – Gitarre
Christian von Kaphengst – Bass
Jan Miserre – Keyboards
Olaf Polziehn – Klavier
Felix Lehrmann – Schlagzeug
Jeff Cascaro – Gesang
Herrlich belebend und erfrischend ist das. So kann man Weihnachten durchaus mal in Töne setzen. Cool, lässig, gewitzt. „Let It Snow“ mutiert bei Deutschlands Vorzeige-Trompeter zum feinen Swing, das alte Frank Loesser-Stück „What Are You Doing New Year´s Eve“ zur Soulnummer mit dezenten Synthi-Streichern und von Brönner butterweich gespieltem Flügelhorn. Und „Winter Wonderland“ schaut beim Souljazz vorbei.
Und Till Brönner traut sich was. Etwa den Überweihnachtssong „Last Christmas“ von George Michael weitestgehend instrumental zu servieren, ohne dabei zu sehr nach Fahrstuhl zu klingen. Oder ein Weihnachtslied auf Zuruf aus dem Publikum anzustimmen.
Es klingt aber nicht alles nach dem bevorstehenden Fest an diesem Abend. Sänger Jeff Cascaro darf mit dem „Stormy Monday Blues“ aus seinem Repertoire so richtig jazzbluesig losröhren. Und Lounge-Jazziges mit Biss und starken Improvisationen rundet einen zauberhaften Konzertabend in grandioser Soundqualität und starkem Lichtdesign ab.
20.12.: Wuppertal, Historische Stadthalle
22.12.: Düsseldorf, TonhalleText & Fotos: Christoph Giese
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Michael Wollny im Dortmunder Konzerthaus 2021
Daraus kreiert Michael Wollny Stimmungen, mischt Farben, gibt sich lyrisch, verträumt melancholisch, um auch mal kurzzeitig mächtige Klangberge aufzutürmen und sich zu regelrechten Tastengewittern verleiten zu lassen. Aber dann geht es gleich auch wieder in eine introvertierte Klangsuche.
Michael Wollny feiert auf den 88 schwarz-weißen Tasten eben in erster Linie die Einsamkeit, zwischen Schönheit und Düsternis. Um ganz am Ende, nach zwei Zugaben, sein zuvor gebannt lauschendes Publikum mit einem sanften Wiegenlied auf den Heimweg durch die dunkle, vielleicht auch einsame Nacht zu schicken.
Text und Fotos: Christoph Giese
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We Jazz, Helsinki
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Humorvoll und mit akrobatischen Höchstleistungen
Die neue Show Circus im Essener GOP Varieté-Theater
In einem Zirkus wird natürlich Humor großgeschrieben. Und entsprechend gut gelaunt und humorvoll präsentiert sich das Ensemble der neuen GOP-Show Circus. Was viel mit Clown Eduardissimo zu tun hat. Der gebürtige Russe spricht am ganzen Abend zwar kein einziges Wort, aber das muss er auch nicht. Seine Gesten, seine Bewegungen, sie sagen alles. Man schmunzelt, man lächelt und freut sich zugleich auf den nächsten Programmpunkt der Show.
Denn natürlich steht auch bei Circus die Artistik wieder im Mittelpunkt. Und die Mitglieder des Theaters „Bingo“ aus Kiew haben da einiges zu bieten. Etwa Anton Shcherbyna mit seiner Diabolo-Jonglage. Auch wenn ein zugegebenermaßen sauschwer und fast unmöglich scheinendes Element am Ende seiner Aufführung gleich zwei Mal hintereinander nicht funktioniert und er es kein drittes Mal mehr versucht. Aber das ist überhaupt nicht schlimm, weil einfach menschlich. Wer das ganz Besondere bieten will, der darf auch mal an einem Abend daran scheitern.
Etwas ganz Besonderes zeigen auch Tatiana Yudina und Maryna Tkachenko mit ihrer waghalsigen Luftschlaufen-Nummer. Denn das aparte Damen-Duo hängt nur an zwei schwarzen Luftschlaufen mehrere Meter über dem Bühnenboden und begeistert mit Überkopf-Spagat und anderen tollkühnen und ungewöhnlichen Figuren.
Tollkühnes bietet das Männer-Duo Vitalii Neponiashchi und Dmytro Naumenko zwar am Boden, aber ihre Partnerakrobatik ist mit schwersten Übungen bestückt nicht minder spektakulär. Und noch ein Duo ist ein echter Hingucker: Tatiana & Alexey Bitkine sorgen für Staunen bei ihrer Duo Pole-Nummer. Denn mehr als einmal sausen sie von ganz oben kopfüber die vertikale Stange herunter um kurz vor dem Boden wie von Geisterhand gebremst zu stoppen.
Flotte Tanzmomente, eine Hula Hoop-Nummer in der Höhe, Vertikaltuch-Akrobatik oder die unglaubliche Kontorsions-Spezialistin Anna Pieies, die nur biegsame Gummi-Knochen in ihrem Körper zu haben scheint, sorgen für allerbeste Unterhaltung, die Clown Eduardissimo immer wieder mit seinen kleinen Auftritten zwischendurch auf seine ganz eigene Art kommentiert.
Circus läuft noch bis zum 9. Januar 2022 im Essener GOP-Varieté-Theater. Und passend zu einer Show in der Vor- und Nach-Weihnachtszeit ist dieses Mal auch das als Option erhältliche, begleitende Menü im Varieté-Saal ausgewählt. Denn dort wartet als Hauptgang eine köstlich zarte und geschmackvolle Barbarie Entenbrust vom Grill auf den Gast. Trüffel-Tagliatelle ist als vegetarische Alternative ebenso erhältlich.
Ticket-Hotline: 0201/2479393; online unter www.variete.de.
http://www.variete.de/essen
Text: Christoph Giese; Foto: GOP
http://www.variete.de/essen
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„Trans4JAZZ 2021“ in Ravensburg
Viel ruhiger und entspannter musiziert da bei der Sonntagsmatinee das Duo des ungarischen Gitarristen Ferenc Snétberger und des dänischen Bassisten Jesper Bodilsen. Eigentlich sollte der Schwede Anders Jormin den Bass bedienen, aber der fiel familiär bedingt kurzfristig aus. So kam es in der Linse in Weingarten zur Premiere dieser beiden Musiker auf einer Bühne, die mit luftigen Melodien und wunderschönen Zwiegesprächen feinsten, virtuosen Jazz zelebrierten. Den stürmischsten Applaus holte sich in diesem Jahr das „Herbert Pixner Projekt“ ab, das für den Schlussakkord des Festivals sorgte. Und wie. Mit seiner so vielschichtigen Instrumentalmusik aus den Alpen, die mal bluesig, mal nach Flamenco, Rock oder Gypsy schielt und dabei immer wieder volkstümlich klingt, packen der gebürtige Südtiroler Akkordeonist und Multiinstrumentalist Herbert Pixner und seine Band das Publikum immer wieder.
Und wann hat man Simon & Garfunkels „The Sound Of Silence“ derart spannend bearbeitet gehört wie in der Version von „Ameli in the woods“, der Band um die aktuell in Berlin lebende Stuttgarter Sängerin und Keyboarderin Franziska Ameli Schuster, Landesjazzpreisträgerin 2020 von Baden-Württemberg. Abgesehen von diesem Coversong gibt es bei ihrem Konzert in der atmosphärischen Zehntscheuer mit ihrem Quartett, in der Bruder Sebastian Bass, Fender Rhodes und ebenfalls Keyboards bedient, nur eigenes Material zu hören. Songs, die sich einer engen Kategorisierung geschickt entziehen und dabei eine poppige Attitüde und elektronische Bearbeitungen mit erfrischendem, modernem Jazz paaren. Und von der charismatischen Ausstrahlung von Franziska Ameli Schuster geprägt sind, auch wenn ihre drei Mitstreiter ebenfalls mehr als zu gefallen wissen. Dieses junge Quartett, das im kommenden Jahr sein Debütalbum herausbringt, sollte man sich merken. Eine echte Entdeckung in Ravensburg.
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OSLO WORLD 2021
Oslo, Norwegenhttp://www.osloworld.no/en/
Text: Christoph Giese; Fotos: Oslo World
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Vilnius Jazz 2021
Vilnius, Litauenhttp://www.vilniusjazz.lt/
Text: Christoph Giese; Fotos: Vygintas Skaraitis
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FAST TRACKS
Volume 2Volume 2 von FAST TRACKS bietet wieder einen kleinen Überblick über neue CD-Veröffentlichungen im Bereich Jazz und Weltmusik.
Als erstes gibt es Musik einer Legende zu hören. Eine illustre Truppe aus dem New Orleans-Umfeld, dem Geburtsort des legendären Trompeters und Sängers Louis Armstrong, und weitere klangvolle Namen des Jazz firmieren auf A Gift To Pops
Noch eine Legende: A Love Supreme: Live In Seattle (Impulse!) wurde am 2. Oktober 1965 im Penthouse Club in Seattle live mitgeschnitten und nimmt den Zuhörer mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Auch, weil die Aufnahme nicht unbedingt Studioqualität hat, was sie noch authentischer wirken lässt. Vor allem zeigt sie die Spiritualität und große Improvisationskraft von Jazzikone John Coltrane und seinem legendären Quartett, das hier in erweiterter Besetzung Coltranes berühmte vierteilige Suite in einer wilden, ziemlich enthemmten Version spielt. Neben McCoy Tyner, Jimmy Garrison und Elvin John sind hier auch drei weitere Musiker, darunter Pharoah Sanders, bei diesem irren Musiktrip mit dabei.
Nomfusi kommt aus Südafrika und mischt auf ihrem neuen, bereits vierten Album The Red Stop (Delicious Tunes) Township Music mit Soul und Afropop. Die stimmgewaltige Sängerin und Songschreiberin stammt selber aus einem Township, lebt inzwischen in Johannesburg und engagiert sich durch Aufklärungsarbeit an Schulen für gefährdete Kinder in Soweto, Swasiland und Malawi. Musikalisch bietet ihr Album mit Maskandi-Gitarren, groovigen Township-Rhythmen, mal tanzbarem, mal her loungigem Afropop einen bunten, immer positive Vibes ausstrahlenden Musikmix.
Ihr neues Album Palabras Urgentes (Real World Records) markiert bereits das 50. Jahr der Karriere von Susana Baca, Die afroperuanische Sängerin zählt zu den bedeutenden Stimmen Südamerikas und war sogar kurzzeitig auch als Kultusministerin Perus aktiv. Hier zeigt sie in zehn starken Songs einmal mehr ihre ganze Klasse. Ihr eindringlicher Gesang legt sich über traditionell klingende Songs, die durch die Mitarbeit von Michael League (Snarky Puppy, Bokanté) aber einen durchaus zeitgenössischen Sound verpasst bekommen.
Im letzten Jahr im Mai schon veröffentlichte die Band Aksak Maboul das Doppelalbum Figures (Cramned Discs). Nun kommen gleich zwei Alben der Belgier mit Remixen, Coverversionen und neuen Versionen heraus. Redrawn Figures 1 und Redrawn Figures 2 (beide Cramned Discs) erscheinen nur digital und auf Vinyl, letztere Variante auf jeweils 500 Exemplare limitiert. Künstler wie The Notwist, Spooky J, Carl Stone, Felix Kubin, aber auch Aksak Maboul selbst machen sich hier an spannende Bearbeitungen der Songs in einem schillernden Umfeld aus Elektronik, Avantgarde und Progrock.
Guerilla Jazz (JazzHausMusik) nennen Posaunist Detlef Landeck, Tenorsaxofonist Sven Grau und Drummer Joe Bonica als Trio Landeck I Grau I Bonica das, was sie hier auf acht Stücken zelebrieren. Der ungemein groovende, leicht hibbelige Auftaktsong „Fetter Engel“ gibt die Richtung des gesamten Albums vor: Schlagzeug-Grooves und energiegeladene Bläserströme erzeugen expressive, vitale, mitreißende Sounds, manchmal auch mit einem Augenzwinkern versehen.
(Verve) unter dem Namen The Wonderful World Of Louis Armstrong All Stars und zelebrieren ihn. Los geht es mit einer bislang unbekannten Originalaufnahme von Armstrong. Es folgen Stücke aus seinem Repertoire und wie sie heute vielleicht klingen würde, weilte Armstrong noch unter uns. Das Ganze ist ein vergnüglicher, swingender Musiktrip. Mitwirkende wie Wynton Marsalis, Nicholas Payton oder Wycliffe Gordon garantieren dabei Originalität, Gäste wie Rapper Common bringen zusätzlich ein wenig Hipness mit rein.
Und das polnisch-japanisch-schweizerische Gesangs-Gitarren-Duo Yumi Ito & Szymon Mika erschafft auf Ekual (Helvetia Records) wunderschöne, das Herz berührende, zeitlose Songs, die sich einer eindeutigen, festen Stilisierung wundersam entziehen, dafür aber viel Gefühl und Wärme verströmen. Auch, weil dieses Album mit großer klanglichen Transparenz aufgenommen wurde.
Text: Christoph Giese
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Vorschau WOMEX Porto
Und jetzt steht auch das Showcase-Festival, das in die Musikmesse integriert ist. Ein buntes Programm mit Künstlern aus vielen Ländern erwartet den Besucher, mit Musik von den Kapverden (Neuza oder Miroca Paris), Kuba (Yarima Blanco oder Cimafunk), Brasilien (Lucas Santtana, Mateus Aleluia oder Rincon Sapiencia) und natürlich auch Portugal (Vitorino oder Rastronaut). Etliche länderübergreifende Projekte wie die Band „Ayom“ oder das Duo „Lina_Raül Refree“ sind ebenfalls vor Ort. Das komplette Showcase-Programm gibt es hier zu sehen:
http://www.womex.com/programme/showcases
Seit 1994 findet die Messe unter dem Namen WOMEX statt. Begonnen hatte alles 1991 in der deutschen Hauptstadt, als Teil der Berlin Independence Days. Daraus ist inzwischen längst was richtig Großes entstanden. Zur letzten Vor-Corona-Ausgabe im finnischen Tampere kamen 2019 neben 2.500 Menschen aus dem Musikbusiness auch 260 Künstler und 110 Sprecher, die bei der Konferenz über diverse Musik-Themen sprachen.
Auch ein Film-Programm mit Dokumentationen, die Musik, Bewegungen und Geschichten aus aller Welt zeigen, gehört mit zum Programm der WOMEX in Porto.
Hier geht es zum Konferenzprogramm:
Alle Termine, weitere Infos und Tickets unter: http://www.womex.com
Text: Christoph Giese; Fotos: WOMEX
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JugendJazzOrchester NRW im Maschinenhaus
der Zeche Carl in Essen
Stefan Pfeifer-Galilea – künstlerische Leitung
Stephan Schulze – künstlerische Leitung
JugendJazzOrchester NRW
Das Resultat aber kann sich mehr als hören lassen. Auch live, beim CD-Releasekonzert im Maschinenhaus. Auch wenn nicht jeder Moment schon exakt sitzt. Aber kein Wunder wenn man länger nicht zusammen gearbeitet hat.
Tonträger und das Konzert halten eine große Bandbreite bereit. Von souljazzigen, George Benson-mäßigen Single Note-Gitarrenläufen über beseelte Jazz- und Bossa Nova-Balladen bis hin zu einer knackigen, groovig-funkigen Nummer der US-Rocker Little Feat.
Alle drei künstlerischen Leiter des JJO NRW, die auch alle in Essen vor Ort waren und das Jazzorchester jeweils leiteten, haben zudem spannende Arrangements zu je einer Beethoven-Komposition geschrieben. Für eine musikalische Reise von psychedelischen 70er Jahre Sounds bis zu flottem Swing.
Und der jazzende NRW-Nachwuchs zeigt in allen Momenten dieser Arrangements und überhaupt des ganzen Abends, was er alles so drauf hat. Und das ist so einiges.
Text: Christoph Giese; Fotos: Carla Köllner/JJO NRW
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European Jazz Conference 2021
Tallinn, Estland
Gibt es eine europäische Musikhauptstadt? Von Ende August und hinein bis in den Oktober geht der Titel auf jeden Fall ins kleine Estland, das sich in diesem Zeitraum musikalisch ganz groß präsentiert.
Weit über 200 Delegierte aus vielen Sparten des Jazz reisten trotz Corona-Pandemie persönlich nach Tallinn zur Jahreskonferenz. Aber die Organisatoren, darunter auch das Festival „Jazzkaar“ und das estnische Kulturministerium, hatten alles getan, um ein möglichst sicheres Wochenende zu garantieren. Natürlich fühlt es sich für den aus Deutschland angereisten Berichterstatter ein wenig seltsam an, weil seit langer Zeit nun einfach total ungewohnt, dass man zu später Stunde in einem engen Club dicht beieinander stehen kann und darf, ohne Maskenzwang, und tanzen kann zur mitreißenden Liveshow der estnischen Funkband „Lexsoul Dancemachine“. Oder zuvor zumindest mitwippen zu den erstklassigen Soul- und R&B-Klängen der estnischen Sängerin Rita Ray.
Wie baut man sich ein Publikum wieder auf nach der Corona-Pandemie? Welche neuen Formate und Wege des Musikhörens gibt es? Und was ist zu beachten beim Post-Covid-Programmieren von Konzerten? Über diese und weitere Themen wurde bei der Konferenz gesprochen und diskutiert. Und bei gemeinsamen Mittag- und Abendessen sicher auch diese Themen vertieft und andere angesprochen.
Und natürlich gab es auch Musik zu hören. In den Showcases stellte sich vor allem die heimische Jazzszene vor. Der in Deutschland aufgewachsene, estnische Pianist Kristjan Randalu etwa zeigte in einem Solokonzert und als Mitglied des Trios „Peedu Kaas Momentum“ warum er zu den spannendsten Tastendrückern Europas zu zählen ist. Spannend und vielseitig ist auch der estnische Gitarrist Jaak Sooäär. Im Trio mit dem armenisch-estnischen Bassisten Ara Yaralyan und dem finnischen Drummer Markku Ounaskari finden Jazzrockiges, armenische und nordische Folklore und europäische Klassik wunderbar zusammen. Und im „Tormis Quartet“ interpretiert Sooäär zusammen mit den Sängerinnen Kadri Voorand und Liisi Koikson und Gitarrenkollege Paul Daniel die Musik des großen, 2017 verstorbenen estnischen Chormusik-Komponisten Veljo Tormis wagemutig, frisch und frech in einem Jazzkontext – fein untermalt durch Visuals, die wiederum mit informativen Fakten zu Estland mit Texteinblendungen interessant angereichert wurden.
Einige estnische Künstler haben sich längst auch außerhalb ihres Landes einen klangvollen Namen gemacht. Wie etwa die Sängerin und Musikerin Kadri Voorand, die gleich mehrere Male im Rahmen der Konferenz auftrat. Auch mit ihrem Duo, das sie mit ihrem Landsmann, dem Bassisten Mikhel Mälgand, betreibt. So mancher vor Ort wird sich dieses Zweiergespann gemerkt haben. Aber nicht nur gute Musik bleibt hängen von der diesjährigen „European Jazz Conference“, sondern auch die vorbildliche Organisation der gesamten Veranstaltung. In Corona-Zeiten so ein Event zu planen war sicher alles andere als einfach im Vorfeld. Es ist den Machern in Estland aber eindrucksvoll gelungen. Dass es zudem Tage mit Wohlfühlfaktor wurden – auch die Kirsche auf der Torte fehlte in Tallinn nicht.
Die nächste „European Jazz Conference“ des EJN findet im kommenden September übrigens in Bulgariens Hauptstadt Sofia statt. EJN-Mitglied Mila Georgieva von der mitorganisierenden „A to Z Foundation“ stellte in Tallinn ihre Heimatstadt schon einmal vor und machte direkt Lust auf die Veranstaltung im Jahre 2022.
http://www.europejazz.net/
Text: Christoph Giese; Fotos: Rene Jakobson
Zunächst einmal mit dem größten Jazzfestival des Baltikums, dem „Jazzkaar“ (wir berichteten: https://www.virgin-jazz-face.de/christoph-giese-ii.html). Dann fand zum zweiten Mal die jährliche „European Jazz Conference“ des „Europe Jazz Network“ (EJN) in Estlands Hauptstadt statt – und zum guten Schluss gibt es am kommenden Wochenende auch noch die ebenfalls jährliche „Tallinn Music Week“.
Text: Christoph Giese; Fotos: Rene Jakobson
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Viel Musik und tolle Artistik
Die neue Show WunderBAR im Essener GOP Varieté-Theater
In dieser Bar geht es munter zu. Und auch mal sehr rhythmisch. Dann wenn druckvolle Dancebeats wummern. Aber auch jazzig kann es in dieser Bar klingen, oder nach einem Hauch von Schlager. Oder betörender Weltmusik. Ja, die musikalische Untermalung spielt eine tragende Rolle in der WunderBAR. So heißt die neue Show im Essener GOP Varieté-Theater, die jetzt Premiere feierte und bis zum 7. November in Essen zu erleben sein wird.
Und die Show lohnt sich. Für alle diejenigen, die Musik mögen. Denn durch das knapp anderthalbstündige Programm führt mit Ruth von Chelius als Barchefin eine charmante Sängerin, die klasse singen kann und auch den einen oder anderen kessen Spruch auf den Lippen hat.
An einen netten Drink auf den Lippen kann das Duo Fabulous bei seinen Ikarischen Spielen nicht einmal denken. Wie der größere der beiden den kleineren auf dem Rücken liegend mit seinen Füßen durch die Luft wirbelt – dazu passt kein nettes Getränk nebenbei.
Der Wahlberliner Andalousi braucht nur einen bequemen Couchsessel. Auf den lümmelt er sich zunächst um dann zu zeigen wie gelenkig er doch ist - und wie er den Sessel als Ausgangs- und Mittelpunkt seiner turnerischen Übungen zu verwenden vermag. Alles sieht bei ihm so leicht aus, wenn er die Schwerkraft zu ignorieren scheint. Aber natürlich geht das alles nur mit einer außergewöhnlichen Körperbeherrschung.
Großartig und recht ungewöhnlich wie Annika Hemmerling ihre sehr ästhetische Trapeznummer beginnt. Sie wackelt als lustiger kleiner Gnom auf die Bühne, den Körper eingeklappt und das Hinterteil als Gesicht aus dem bis oben zugeknöpften langen Mantel schauend. Herrlich komisch und sehr akrobatisch.
Zwischendurch taucht dann immer wieder Ava auf, eine exzentrische Dame in Grün, und gibt kurze, knappe Kommentare mit französischem Akzent von sich. So richtig überzeugend ist diese Ava aber irgendwie nicht.
Das genaue Gegenteil trifft dagegen auf TJ Wheels zu, den absoluten Knaller der Show. Zunächst als Barmann in der „WunderBAR“ eher im Hintergrund, dreht er später auf mit seiner wahnsinnigen Rollschuh-Nummer. Auf einer kleinen Halfpipe hin und her rollend, jongliert er dabei auch noch mit Keulen oder kleinen Reifen. Beide Bewegungsabläufe parallel hinzubekommen und zu koordinieren – dafür bekam der sympathische Künstler viel Beifall vom begeisterten Premierenpublikum.
Ticket-Hotline: 0201/2479393; online unter www.variete.de.
https://www.variete.de/essen
Text: Christoph Giese; Fotos: Simon Bierwald/GOP
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WDR Big Band mit „And Still We Sing“ in der Essener Philharmonie
David Linx – Gesang
Magnus Lindgren – Flöte & musikalische Leitung
WDR Big Band
Memorabel deshalb weil die WDR Big Band unter der Leitung des Schweden Magnus Lindgren einmal mehr eindrucksvoll zeigt wie vielschichtig sie zu musizieren versteht. Und weil der Abend ein bunt schillerndes Programm bereithält. Mit Sprechgesang zu quirligen Beats, einer von David Linx komponierten, hochemotionalen Hommage an die verstorbene Jazzdiva Betty Carter, lässigem Souljazz oder schnellem, fulminanten Swing. Und wann hat man den tausendfach interpretierten, in Essen maximal schleppend daherkommenden Duke Ellington-Klassiker „In A Sentimental Mood“ je so berührend empfunden!
Text: Christoph Giese
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PUNKT Festival
Kristiansand, Norwegen
Kristiansand, Norwegen
Zum zweiten Mal in diesen Pandemiezeiten setzt das Festival
PUNKT ausschließlich auf norwegische oder in Norwegen lebende Künstler.
Natürlich wäre es in diesem Jahr auch möglich gewesen Musiker aus dem Ausland
einzufliegen - der Virgin Jazz Face-Mitarbeiter hat es ja auch aus Good Old
Germany ins dieses Mal durchgehend sonnige und angenehm warme Kristiansand
geschafft. Aber warum sich unnötig Stress machen, wenn man so eine kreative
Musikszene direkt vor der Haustür hat, ein Füllhorn an Künstlern, die man einladen
kann. Und die man auch in ungewöhnlicher Weise miteinander kombinieren kann.
Außerdem wollten die Festivalmacher auf Nummer sicher gehen, was sich auch als
richtig erweisen sollte. So musste das geplante Konzert von „Dark Star Safari“
ausfallen, um allerdings durch ein fantastisch miteinander agierendes PUNKT
Ensemble mit Jan Bang, Erik Honoré, Eivind Aarset und weiteren Musikern ersetzt
zu werden. Wie diese Band, die ja eigentlich keine ist, den Zuhörer auf eine
Klangreise durch Beats, geheimnisvolle Sounds und Reminiszenzen mitnahm, das
war wunderbar zu erleben. Und von „Dark Star Safari“ gab es in Kristiansand
immerhin schon das neue, zweite Album zu erwerben. Und „Walk Through Lightly“
ist ein sehr hörenswertes Werk geworden.
Das Auftaktkonzert der 17. Festivalausgabe stand ganz im Zeichen vom 25. Geburtstag von Bugge Wesseltofts Plattenlabel Jazzland. Um die 250 Produktionen hat Jazzland inzwischen veröffentlicht. Der Labelchef konnte zwar leider nicht persönlich vor Ort sein wegen anderer Verpflichtungen, aber er hatte zuvor eine Geburtsband für PUNKT zusammengestellt. Bekannte Namen waren nur zwei der insgesamt sechsköpfigen Formation, nämlich Saxofonist Håkon Kornstad und Bassist Audun Erlien. Zu diesen beiden arrivierten Namen der norwegischen Musikszene gesellen sich im Retro-Chic des Gebäudes vom Blå Kors vier junge Damen - die Geigerin Harpreet Bansal, Tablaspielerin Sanskriti Shrestha, Gitarristin Lilja und Schlagzeugerin Veslemøy Narvesen. Was wie eine wild zusammengewürfelte Truppe unterschiedlicher musikalischer Herkünfte klingt und ja auch ist, entpuppt sich aber als überraschend homogenes, vielschichtiges, mutig agierendes Ensemble, das sich wunderbar gegenseitig zuzuhören vermag und eine herrlich organische, stilübergreifende Musik, von klassischen indischen Klängen bis zu diversen Spielarten des Jazz und Nordic Folk, präsentiert.
Die beiden Hauptabende fanden zum zweiten Mal im langjährigen, ziemlich modernisierten Festival-Hotel Norge statt. Im obersten Stockwerk der große Konferenzraum, das hört sich erst einmal schrecklich an, aber es ist in der Tat ein wunderbarer, sehr gut klingender Konzertraum mit tollem Blick auf Kristiansand. Und mit einer digitalen Riesenleinwand am Bühnenhintergrund, die viele visuelle Umsetzungen des Gehörten ermöglicht. Und das visuelle Element war und ist bei PUNKT immer ein wichtiger Baustein des Konzeptes.
Die Osloer Geigerin Harpreet Bansal, Tochter indischer Eltern, durfte an Festivaltag zwei ihre eigene Band, besetzt mit Harmonium, Bass, Santur und Tablas, und ergänzt um dem fabelhaften Cellisten Svante Henryson, und ihre eigene Musik vorstellen. Wie sie dabei die Tradition der klassischen indischen Raga mit Jazz und nordischem Folk zusammenbringt – aufregend und hörenswert. Wie auch der Musikmix der Band des Hardanger Fiddlers Nils Økland, in der Mats Eilertsen den Bass spielt. Traditionelle norwegische Folklore, klassische und zeitgenössische Elemente und Jazz, das alles so schlüssig miteinander verbunden, da lässt man sich mitnehmen auf beseelte Ausflüge in verzaubernde Klangwelten. Mats Eilertsen hat übrigens zwei neue, eigene CDs am Start: Das herrlich vielschichtige, mit Effekten über den akustischen Bass gelegte Soloalbum „Solitude Central“ und das ebenfalls in vielen Farben schimmernde, im Quartett unter anderem mit Saxofonist Tore Brunborg aufgenommene, im frühen Winter offiziell erscheinende „Hymn For Hope“.
Für Klangwelten ganz anderer Art sorgte Gitarrist Eivind Aarset mit seinem Release-Konzert seines neues Albums, das dieser Tage bei Jazzland erscheint: „Phantasmagoria, or A Different Kind Of Journey“. Mit seinem „4tet“, mit E-Bass und gleich zwei Drummern besetzt, lotet Aarset dabei mit seinem Ambient-Jazz viele Möglichkeiten seines Instrumentes aus, bin hin zur völligen Verfremdung des Gitarrentons, türmt mit Hilfe von elektronischen Bearbeitungen laute, mächtige Klangberge auf, die von grandiosen Visuals getragen den Zuhörer fast in die Galaxie schießen. Wie will man das anschließend remixen? Mastermind Helge Sten gab die Antwort und führte den intergalaktischen Soundtrip mit eigenen Ideen aufgefüllt einfach fort.
Dass PUNKT auch der nächsten Generation von Musikern ein Podium gibt, dieses Mal sogar am Samstagabend zur Prime Time, ist großartig. Vor allem wenn man dann so ein Talent wie die junge Sängerin und Komponistin Benedikte Kløw Askedalen, eine ehemalige Studentin von PUNKT-Mastermind Jan Band an der Agder-Universität in Kristiansand, mit ihrer Auftragsarbeit für Festival auf der Bühne sieht. Zwischen Folk, Pop und Improvisation changierend, hört man schöne Kompositionen, die zwischendurch immer wieder spannend aufgebrochen werden. Und es gab noch so viel weitere wundervolle Momente beim PUNKT 2021. Etwa der kurze Sologig von Håkon Kornstad mit geloopten Sounds und berührendem klassischen Gesang. Oder die Remixe nach den meisten Konzerten, die das zuvor Gehörte jeweils in ein anderes Licht rückten. Und das visuell, aber vor allem auch für die Ohren. Offen sollten sie sein, dann bietet PUNKT jedes Mal wieder eine Menge Entdeckungen. Und sowieso lohnt sich eine Reise in den landschaftlich traumhaft schönen Süden Norwegens.
Text: Christoph Giese; Fotos: Alf Solbakken & Petter Sandell
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Jazzkaar 2021
Tallinn, Estland
Mystisch klingt es, wenn Naïssam Jalal in eine ihrer Flöten bläst und zwischen modalem Jazz und traditionellen orientalischen Motiven changiert. Packend, wenn sie beim Flöte spielen zwischendurch noch ergreifend singt. Die syrisch-französische Flötistin und Sängerin sorgte mit ihrem Trio mit ihren beiden großartigen Begleitern und Klanggestaltern, Pianist Leonardo Montana und Kontrabassist Claude Tchamitchian, beim letzten Konzert des Auftaktabends des diesjährigen „Jazzkaar“-Festivals für magische, intime und sehr berührende Momente im kleineren der beiden Hauptspielorte des Festivals mitten im Kreativquartier Telliskivi der estnischen Hauptstadt. Im Fotografiska herrschte eine besondere Stimmung beim Hören dieser außergewöhnlichen Musik, mit der man anschließend richtig beseelt nach Hause ging.
Tallinn, am Finnischen Meerbusen gelegen, gegenüber von Finnlands Hauptstadt Helsinki, das prima mit einer Fähre erreicht werden kann, mit seiner postkartenschönen Altstadt und der zauberhaften Natur in unmittelbarer Nähe, beheimatet das größte Jazzevent des Baltikums. Eigentlich findet es jedes Jahr im Frühjahr statt, wegen Corona nun im Spätsommer, der sich in Tallinn mit seinen doch schon frischen Temperaturen aber eher schon zumindest wie Frühherbst anfühlt. Aber der Sommer war ungewöhnlich heiß, wie im ganzen Baltikum und der Este beschwert sich sowieso eher nicht über das Wetter.
Am ersten Abend von drei Terrassenkonzerten, bei denen estnische Musiker in kleinen Besetzungen auf Terrassen von Privatpersonen spielen, ist sogar der Himmel blau. Und so sitzt man da, hoch oben auf dem Dach eines Wohngebäudes im beliebten Stadtviertel Kadriorg, schaut über Teile der Stadt, und hört der Sängerin Eleryn Tiit zu, die im Duo mit einem Gitarristen mit poppigen Klängen ganz nett unterhält.
Musikalisch spannender war da später am Abend der Auftritt des estnischen Schlagzeugers Tanel Ruben im größten Saal des diesjährigen Festivals, ist sein Quintett mit Bassist Taavo Remmel, Saxofonist Raivo Tafenau und den beiden auch in Deutschland bekannteren Akteuren, Pianist Kristjan Randalu und Sängerin Kaadri Voorand, doch eine echte estnische All Star-Band. Voorand ist eine charismatische Frontfrau, die mit auf Estnisch gesungenen, aber mindestens genauso mit ihren freien Vokalimprovisationen immer wieder mitreißt in einem wohlklingenden, melodischen Mainstream-Jazz.
Das Publikum bei „Jazzkaar“ ist erfreulich jung. Liegt vielleicht auch ein wenig an der Venue des Festivals. Denn das Kreativquartier Telliskivi, auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik, ist ein echt hipper Ort geworden, in dem Unternehmen, Organisationen und Start-Ups beheimatet ebenso wie Design-Shops, eine Galerie, drei Theater sowie Restaurants und Bars. Für dieses junge Publikum sind Acts wie der liberianisch-finnische Soulsänger Jesse Markin oder die estnische Sängerin Ellip mit ihrem Mix aus groovigem R&B und Jazz beim diesjährigen „Jazzkaar“ genau richtig. Da werden dann die Stühle im Saal weggeräumt und es herrscht Club-Atmosphäre.
Entdeckenswert in Tallinn: Die wunderschönen, vielfach sanften und getragenen jazzig-poetischen Songs mit Singer/Songwriter- und Popcharakter des Quintetts der estnischen Bassistin Mingo Rajandi. Die spannenden Klangsuchereien des kongenialen Duos des französischen Perkussionisten Mino Cinélu mit dem norwegischen Trompeter Nils-Petter Moolvær. Oder die „London-Tallinn Cosmic Bridge“, ein interessantes Projekt in Quartettbesetzung vom so kreativen und vielseitigen estnischen Gitarristen Jaak Sooäär und der in England lebenden, polnisch-ukrainischen Harfinistin Alina Bzhezhinska – unter anderem mit Tributsongsan John und Alice Coltrane.
Und dann war da noch das in Amsterdam beheimatete Trio „Tin Men and the Telephone“, das zeitgemäßer kaum sein könnte. Denn der Dreier um Pianist Tony Roe musiziert nicht nur parallel zum Wortlaut von Kommentaren oder Interview-Ausschnitten, etwa von Greta Thunberg zur Klimakrise, die live auf einer großen Leinwand gezeigt werden, sondern bindet das Publikum immer wieder mit ins Geschehen ein. Auf den eigenen Smartphones sollen die Zuhörer mal Melodien, mal Beats kreieren, mittels einer App, die vor Konzertbeginn heruntergeladen werden muss. Die Ergebnisse werden über die Lautsprecherboxen abgespielt, die besten mittels der App ausgewählt, und darüber improvisiert dann das Trio. Alles eingebunden auf einer imaginären Reise zum Planeten Jazzmars. Das Konzept hat schon einen hippen Charakter, wurde von den Tin Men zur schon mitternächtlichen Stunde aber vielleicht ein wenig zu sehr ausgereizt.
Eine andere Dreierbande in der Besetzung Klavier, Bass und Schlagzeug, das Trio des estnischen Bassisten Raimond Mägi, forderte beim Zuhören. Mit einer Mischung aus Jazz, Improvisation, Progrock und experimentellen Sounds, abenteuerlichen undmutigen Klangbildern. Estlands Jazzszene hat einiges zu bieten – und „Jazzkaar“ präsentiert dem neugierigen Zuhörer davon jedes Mal wieder aufs Neue.
Text: Christoph Giese; Fotos: Festival Jazzkaar
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Riga Ritmi 2021 2021
Riga, LettlandWie klingt lettischer Jazz? Ziemlich packend kann er klingen! Beim Kristaps Vanadziņš Trio ist das zumindest so. Der charismatische lettische Pianist und seine beiden Mitstreiter spielen ein starkes Konzert bei der 21. Ausgabe von Rigas Ritmi, dem größten Jazzevent des Landes. Starke Melodien, kraftvolles Interagieren der drei Musiker, durchzogen von lyrischen Momenten, feines Songwriting, frische Klangbilder – diesem Trio zuzuhören macht einfach durchweg Spaß. Und wer dann am Schluss noch derart gewitzt Gershwins Klassiker „I Loves You, Porgy“ interpretiert, der kann schon fast sicher sein viel Applaus zu bekommen. Vanadziņš spielte in einer hippen Location, direkt am Wasser, unweit der Daugava, dem über 1000 Kilometer langen Strom, der durch Riga zieht bis hinein in das Baltische Meer. Und die Konzerte in diesem coolen, halboffenen Kunstzentrum hat das Plattenlabel Jersika Records organisiert, das seiner Bezeichnung alle Ehre macht, veröffentlicht es doch nur Vinyl. Mareks Ameriks hat sein Independent-Plattenlabel 2017 gegründet mit der Idee überwiegend komplett analog aufzunehmen, um einen warmen, organischen Sound zu garantieren. Und Mareks Ameriks hat mit seiner Bühne in diesem Jahr ein kleines Festival im Festival kreiert, um seine Künstler vorzustellen.
Im Musikhaus Daile, mitten in Riga, schaute kurz zuvor das Quartett des litauischen Bassisten Leonid Shinkarenko, „Shinkarenko Jazz 4N“, vorbei mit seinem groovenden Fusion-Jazz, der aber vor allem durch die beiden gerne auch mal unisono agierenden Bläser Jan Maksimovich und Vytautas Labutis bestechende freie Improvisationen in die durchkomponierten Nummern eingestreut bekam. Und wenn Sängerin Neda, eine der spannendsten Stimmen Litauens, als Gast zu der Band stieß, bekam das Ganze durch ihren improvisierten Gesang noch mal eine ganz andere Dimension.
Ein Highlight des Festivals war sicher der Auftritt des Spaniers Antonio Lizana mit seiner Band im großen, altehrwürdigen VEF Kulturpalast, ein wenig außerhalb von Rigas Stadtzentrum gelegen. Gleich zwei Flamenco-Tänzer waren an diesem Abend dabei, der so ausdrucksstarke Mawi de Cádiz und Lizanas mehr elegant agierende Schwester Nieves. Wie Antonio Lizana Jazz mit Flamenco kreuzt, wie er sein heißes Altsax jazzig zum Glühen bringt, um dann mit heister-betörenden Stimme Flamenco zu singen, das ist einfach einzigartig gut, weil mitreißend, vibrierend, gut durchdacht und gespielt.
Abendliche Jam Sessions unter freiem Himmel in einem großen Innenhof und bei freiem Eintritt rundeten das Festival ab. Da strömten dann viele junge Leute, von denen einige auch schon zuvor Tickets gekauft hatten, um in einer ebenfalls coolen Location auf dem gleichen Gelände lettische Bands wie das in Ansätzen durchaus schon vielversprechende, junge Toms Mikāls Trio zu hören.
Das eine oder andere Bezahlkonzert hätte in diesem Jahr sicher deutlich mehr Publikum verdient gehabt, aber bis wenige Wochen vor Festivalbeginn war überhaupt nicht klar ob und wie Rigas Ritmi 2021 wird stattfinden können. Spielorte wurden geändert und immer wieder auf die aktualisierten Vorgaben geschaut. So was verunsichert dann irgendwann auch ein Publikum. Aber Festivalleiter Maris
Briežkalns ist dennoch froh, das Festival gemacht zu haben. Wahrgenommen zu werden, sichtbar bleiben, das war und ist ihm wichtig. Und das ist ihm auf jeden Fall mit der aktuellen Ausgabe gelungen.
Text: Christoph Giese; Fotos: Rigas Ritmi
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Neue konzertreihe in der "werkstatt" in Gelsenkirchen-Buer
Die Kunst des Duos, intime Konversationen und musikalische Interaktionen von nur zwei Musikern – diese Idee steckt hinter der vierteiligen, vom Gelsenkirchener Journalisten und Fotografen Christoph Giese erdachten und konzipierten Konzertreihe „The Art of the Duo“, die jetzt startete und bis zum kommenden März in der Kunstgalerie „werkstatt“ in Gelsenkirchen-Buer laufen wird.
Da die Konzeption der Reihe von vornherein vorsah, alle Konzerte zu filmen, danach zu bearbeiten und einen circa einstündigen Zusammenschnitt online auf der „werkstatt“-Webseite zu veröffentlichen, fand das erste Konzert auch tatsächlich statt, nur wegen der Corona-Vorschriften ohne Publikum.
Dennoch war es Balsam für die schon ein wenig kulturentwöhnte Seele, dem beseelten Spiel des rumänischen Holzbläsers Nicolas Simion und des holländischen Pianisten Mike Roelofs zuzuhören.
Bis März erwartet die Zuhörer, dann hoffentlich mit Publikum live vor Ort, noch orientalische Weltmusik, brasilianische Klänge und ein preisgekröntes, holländisches Fado-Duo, das selbst im portugiesischen Fernsehen schon für Aufsehen sorgte durch einen Auftritt mit Fado-Königin Mariza.
Weitere Infos zu den drei noch kommenden Konzerten sowie das Auftaktkonzert-Video gibt es hier: https://bit.ly/37ksfn3
Text: Christoph Giese
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Lars Danielsson Group in der Essener Philharmonie
Lars Danielsson – Bass & Violoncello
Grégory Privat - Piano
John Parricelli - Gitarren
Magnus Öström – Schlagzeug & Perkussion
Grégory Privat - Piano
John Parricelli - Gitarren
Magnus Öström – Schlagzeug & Perkussion
Na klar, der Schwede rückt den eigentlichen Rhythmusknecht Kontrabass an diesem Abend immer wieder auch in den Vordergrund. Ohne dabei aber den Fluss der Musik zu unterbinden. Und ohne seinen drei Kollegen die Räume zu nehmen. So hat der Brite John Parricelli seine Momente für ein rockiges Gitarrensolo oder für dezent unterstützende Soundlandschaften, darf der französisch-karibische Pianist Grégory Privat seine einfallsreiche Virtuosität ausbreiten und Schweden-Drummer Magnus Öström seinen Sinn für Groove und Antrieb unter die Stücke mischen.
Vom Ohrwurm über tänzerische Momente, einer quirligen Passacaglia im Viervierteltakt bis hin zu einer sanft schwingenden Ballade – dieses Konzert bot ein einziges Verwöhnprogramm.
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Die „Sisters In Jazz“ zu Gast bei „Jazz in Essen“ im Grillo-Theater in Essen
Lineup:
Cæcilie Norby – Gesang & Percussion
Rita Marcotulli - Klavier
Pernille Bevort – Saxofon
Lisa Wulff – Bass
Benita Haastrup - Schlagzeug
Meistens hat sie in ihrer inzwischen über 30-Jährigen Karriere mit Männern zusammengespielt. Aber im letzten Jahr nahm die dänische Sängerin Caecilie Norby eine Platte mit dem Titel „Sisters In Jazz“ auf. Nur mit Frauen. Dieses Projekt war am Sonntag wegen Corona gleich zwei Mal zu hören bei der Konzertreihe „Jazz in Essen“.Cæcilie Norby – Gesang & Percussion
Rita Marcotulli - Klavier
Pernille Bevort – Saxofon
Lisa Wulff – Bass
Benita Haastrup - Schlagzeug
Etwa die wunderschöne, viel gecoverte Ballade „Willow Weep For Me“ von Ann Ronell, ein alter Song aus der Tin Pan Alley-Ära. Oder eine boppende Swingnummer aus der Feder von Jazzsängerin Betty Carter. Oder Abbey Lincolns „Wholly Earth“, dem das vorzügliche Damen-Quintett einen aufregenden Afro-Touch verpasst.
Die fünf Musikerinnen, darunter die deutsche Bassistin Lisa Wulff, unterhalten prächtig mit einem bunten Programm, bei dem auch Carole Kings berühmter Liebessong „Will You Still Love Me Tomorrow“ nicht fehlt.
Eine feine Überraschung gibt es dann noch am Schluss. Zur stürmisch geforderten Zugabe kommt die ausdrucksstarke Grand Dame des Jazzgesangs in Dänemark nur mit Pianistin Rita Marco tulli zurück auf die Bühne, um Leonard Cohens Hymne „Hallelujah“ zu singen. Und biegt dabei kurzzeitig ab in elektronisch bearbeiteten klassischen Gesang.
Jazz-Pott verliehen an das Julia Kadel Trio
Am Ende führt ein wunderschöner, lyrischer Epilog aus dem Programm. Fast, denn in der Zugabe umspielt Julia Kadel solo mit ein paar Klavier-Akkorden noch das Summen des Publikums. Ums Summen hatte sie die Zuhörer zuvor gebeten. Denn das sei nach den Corona-Bestimmungen ja noch erlaubt.
https://juliakadel.com/
Text: Christoph Giese; Fotos: Kurt Rade
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Ankündigung der: „41. Leverkusener Jazztage“
Die gute Nachricht vorweg: Die 41. Leverkusener Jazztage werden stattfinden! Auch wenn das komplette, geplante Hauptprogramm ins kommende Jahr geschoben werden muss. Die aktuellen Corona-Beschränkungen für Versammlungsstätten, aber auch die Reisebeschränkungen der Künstler lassen Auftritte von Stars wie Gregory Porter, Melody Gardot oder Jamie Cullum derzeit einfach nicht zu.
Mit dabei sind Flamenco-Gitarrenvirtuose Rafael Cortés aus Essen als Zugpferd einer Flamenco-Nacht (15.11.). Oder Sänger Max Mutzke, der in einem Duo auf die kubanische Pianistin Marialy Macheco trifft (17.11.).
Aus dem hohen Norden Europas kommt am 12.11. nicht nur ein weiteres Duo, das der beiden Schweden Nils Landgren (Posaune) und Jan Lundgren, (Klavier). Tags darauf ist das Trio des schwedischen Pianisten Martin Tingvall zu Gast am Rhein - und am 14.11. die norwegische Sängerin Rebekka Bakken.
Mit dem Trompeter Nils Wülker, Drummer Wolfgang Haffner und Blödelexperte Helge Schneider ist Deutschlands Szene ebenfalls hochkarätig in Leverkusen vertreten.
Es wird in diesem Jahr sicher ein anderes Festival werden, ohne die ganz großen Konzerte im Forum. Aber weniger musikalische Spannung verspricht dieses modifizierte Programm deshalb nicht.
Ticket-Hotline: 02171-767959.
Alle Termine, weitere Infos und Tickets unter www.leverkusener-jazztage.de.
Text & Fotos: Christoph Giese
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PUNKT Festival 2020 in Kristiansand, Norwegen
Ebenfalls ganz alleine mit seinem Instrument, dem Kontrabass, präsentiert sich Mats Eilertsen – und kreiert einen magischen, gut halbstündigen Set aus akustischem Spiel und elektronischen Erweiterungen. Magie ist eigentlich auch immer dabei, wenn Arve Henriksen, Jan Bang und Eivind Aarset zusammen musizieren. Dieses Mal stellen die drei, begleitet von drei eindringlichen Streichern, ihre Auftragsarbeit für eine Soundinstallation für eine Brücke in England erstmals als Live-Projekt vor. Sehr atmosphärisch schwebende Musik und Sounds, dazu der in die Höhe geschraubte Gesang von Trompeter Arve Henriksen und seine so sehnsuchtsvollen, unverwechselbaren Trompetenlinien - „The Height Of The Reeds“ ist ein packendes Stück Musik, ganz in der Tradition von PUNKT. In der traumverhangenen Stimmung dieses Konzertes wäre man gerne noch geblieben, aber Remixer Helge Sten holt mit seinem lauten, grellen Remix das Publikum schnell wieder zurück in die Realität.
Absagen wollte man PUNKT 2020 schon alleine deshalb nicht, um den norwegischen Künstlern und auch den Mitarbeitern wie Sound- und Lichtcrew nicht absagen zu müssen. Denn für alle ist die aktuelle Lage schwierig. Und wahrscheinlich sei die finale Ausgabe sogar noch stärker als das ursprünglich geplante Line-Up, bei dem auch ausländische Musiker eingeplant waren, meint Erik Honoré. Ja, in Norwegen kann man sich glücklich schätzen über so eine große Bandbreite an Spitzenkünstlern im Bereich des Jazz und der elektronischen Musik. Und fast alle aus dem engen Kreis der immer wieder bei PUNKT auftretenden Künstler kamen dieses Jahr nach Kristiansand.
Auch wegen Corona fanden alle Konzerte im langjährigen Festival-Hotel Norge statt. Das ist gründlich umgebaut und ziemlich modernisiert worden. Im obersten Stockwerk befindet sich jetzt ein großer Konferenzraum, der auch als Theater genutzt werden kann. Ein schöner Ort mit tollem Blick auf Kristiansand und ein würdiger, hervorragend klingender Konzertsaal mit einer Riesenleinwand, die für die visuellen Umsetzungen des Gehörten ideal war.
Das Visuelle ist bei PUNKT nämlich immer mit im Fokus. Und so ist das Konzert der beiden Soundtüftler Jan Bang und Eivind Aarset ein aufwühlendes audiovisuelles Erlebnis. Ihr gemeinsames Albumprojekt „Snow Catches On Her Eyelashes“ changiert zwischen atmosphärischen Melodielinien, anschwellenden Energien hin zu verqueren Sounderuptionen. Und hallt ebenso grandios nach im direkt anschließenden Remix mit Trompeter Nils Petter Molvær, Drummer Audun Kleive und dem jungen Soundbearbeiter Kristian Isachsen.
Und dann war da noch die Pianistin und Komponistin Anja Lauvdal, die sich als „Artist in Residence“ an allen drei Abenden mit einem unterschiedlichen Projekt zeigen durfte. Mit ihrem langjährigen Trio „Moskus“, einer ambitionierten Auftragsarbeit mit Streichquartett und dem wohl verblüffendsten Projekt, der Band „Finity“. Mit Tuba, Saxofon und Trompete, Schlagzeug, Klavier und Electronics werden Songs der amerikanischen R&B-Superband „Destiny´s Child“ dekonstruiert und neu zusammengesetzt. Ein herrliches Musikvergnügen – und einmal mehr Beweis, dass es nichts gibt was bei PUNKT nicht möglich ist.
Text: Christoph Giese; Fotos: Petter Sandell
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Riga Ritmi 2020
Einen runden Geburtstag lässt man nicht so einfach ausfallen. Dachten sich auch die Macher von Rigas Ritmi in Lettlands Hauptstadt Riga. Und sagten ihr Festival eben nicht ab, wie es die meisten anderen Sommerfestivals so taten und aufgrund vieler Restriktionen teilweise tun mussten. In Riga aber ist von Corona Anfang Juli nichts zu spüren. Das Land hat nur gut 1.000 nachgewiesene Infizierte bis zu diesem Zeitpunkt. Und jeden Tag infizieren sich vielleicht ein oder zwei Menschen neu. Deshalb sieht man auch nirgends Masken, nicht draußen auf den Straßen und auch nirgends in den Gebäuden. Selbst in den Hochzeiten des Virus, im März und April, war alles weiterhin geöffnet - Geschäfte, Restaurants. Aber viele schlossen trotzdem, weil die Kundschaft vorsichtig war und wegblieb. Nur Konzerte gab es keine. So berichtet Kaspars Zavileiskis, zuständig für die Kommunikation bei Rigas Ritmi, von leuchtenden Augen, von bewegten Zuhörern, als in Lettland die ersten Konzerte wieder stattfinden durften, mit maximal 20 Leuten. Beim Festival ist das längst wieder großzügiger erlaubt. Ohnehin finden alle Auftritte der um einen Tag verkürzten Jubiläumsausgabe draußen statt. Das Programm wurde angepasst. Internationale Stars wie der kubanische Pianist Roberto Fonseca kommen erst gegen Ende des Jahres nach Lettland, Rigas Ritmi 2020 widmet sich im Juli ausschließlich der lettischen Szene. Da ist zum Beispiel der Gitarrist Rainis Jaunais, ein Weltenbummler, der gerne neue Ecken auf diesem Planeten entdeckt, davon auch gerne erzählt und sich musikalisch inspirieren lässt. Jazz ist es nicht wirklich was der hochvirtuose, sehr sympathische Gitarrero so spielt im Quartett. Eher folkig angehauchte Popmusik. Aber mit seiner Akustikgitarre kann der Mann aus Riga so ziemlich alles anstellen. Eine Weile dem zuzuschauen, machte schon Spaß. Viel Spaß bereitete auch der Auftritt von Rūta Dūduma und ihrer Band. Die Sängerin hat vielleicht nicht die riesigste Stimme, dafür aber viel Charisma und echte Bühnenausstrahlung. In erster Linie sang sie sich durch ein Jazzstandardprogramm. Aber wie sie die alten, bekannten Klassiker sang, das hatte einfach was. Und dann war da ja noch Musik von Rachmaninow, die das Quintett wie selbstverständlich in den Jazz überführte und die Rūta Dūduma dann natürlich auf Russisch zum Klingen brachte.
Einen echten Jazzclub sucht man in Riga übrigens vergebens. Die, die es mal gab, funktionierten wirtschaftlich irgendwie nicht. Aber es gibt eine nette Cider-Bar am Rande der Altstadt mit einem Raum und einem Innenhof für Konzerte – je nach Wetterlage. Dort präsentierten sich an den drei Festivalabenden junge Bands. Und Nachwuchsjazzer durften bei anschließenden Jam Sessions mitmachen in diesem ungezwungenen Ambiente.
Wer sich selbst „Very Cool People“ nennt, hat schon Mal Humor. Und sollte dann tatsächlich aber auch cool sein. Die achtköpfige Truppe um Gitarrist und Bandgründer Elvijs Grafcovs ist es. Nicht nur sieht die Band in ihren schwarzen Anzügen lässig auch, ihr selbstkomponierter Jazzfunk klingt frisch, frech, ja auch cool, und in jeder Note bestens gelaunt. Im zweiten Konzertteil dann zusammen mit der in Lettland populären Popsängerin Aija Andrejeva in einer Premiere Lieder von Janis Joplin zu servieren – eine Superidee, weil stark und überzeugend umgesetzt.
Es war ein besonderes Festivalerlebnis in Riga, in diesen Zeiten. In einer spannenden Stadt, die sich in diesem Sommer längst nicht so voll zeigte wie sonst um diese Jahreszeit. Was ja nicht unbedingt schlecht ist. Downsizing im Tourismus - wenn Corona was Gutes an sich hat, dann zählt das sicher dazu.
www.rigasritmi.lv
Text: Christoph Giese; Fotos: Jānis Škapars
Text: Christoph Giese; Fotos: Jānis Škapars
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JazzNacht Zollverein 2020 wird verschoben
Statt im Mai jazzt es nun im kommenden Februar auf dem UNESCO-Welterbe in Essen
Sie sollte eigentlich in gut vier Wochen stattfinden, am 2. Mai. Der Vorverkauf lief auch bereits schon sehr gut. Doch die dritte Ausgabe der bislang so erfolgreichen JazzNacht Zollverein in Essen ist ein weiteres Opfer der aktuellen Corona-Pandemie - und muss nun verschoben werden. Ein neuer Termin konnte mit dem 6. Februar 2021 rasch gefunden werden. Ein Samstag, wie der 2. Mai auch. Und glücklicherweise können beide Bands sowie der eingeplante DJ zum neuen Termin nach Essen kommen. Das Trio der jungen tschechischen Pianistin Nikol Bóková sowie als Topact Deutschlands prominentester Jazzschlagzeuger Wolfgang Haffner. Der wird auf Zollverein sein neues Album "Kind Of Tango" präsentieren, den dritten Teil einer musikalischen Trilogie des fränkischen Trommlers. Keine Tango-Platte, aber eine durch den Tango inspirierte.
Die bisher gekauften Tickets behalten ihre Gültigkeit. Weitere Tickets sind erhältlich unter der Telefonnummer 0180-6050400, online unter www.adticket.de oder an allen bekannten VVK-Stellen über ADticket sowie im Besucherzentrum Ruhr in der Kohlenwäsche auf Zollverein.
Text: Christoph Giese Fotos: Christoph Giese & Jan Vala
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32. Internationale Kulturbörse Freiburg
Mit einem hochkarätig besetzten Varieté-Abend ging sie zu Ende. Und die Macher der „Internationalen Kulturbörse (IKF)“ dürfen zufrieden sein, können sie doch einen erneuten Besucherzuwachs vermelden. An die 5.200 Besucher und rund 400 Aussteller tummelten sich in der Messe Freiburg.
Und auch der eine oder andere Prominente aus Funk und Fernsehen lief durch die beiden Messehallen. Jochen Malmsheimer oder Torsten Sträter traf man natürlich eher an den Ständen, die mit Comedy arbeiten.
Die aktuellen Trends und Tendenzen des Kultur- und Eventsbereich zu entdecken, darauf liegt der Fokus der Fachmesse. Künstleragenturen aus Musik, Straßentheater oder Darstellende Kunst, Fachverbände oder natürlich Künstler selbst waren vor Ort.
In vielen Kurzauftritten konnte man sich informieren, was sich in diesen Sparten so tut. Etwa dem hochvirtuosen Quintett „Volosi“ aus Polen, bestehend aus fünf Streichinstrumenten, lauschen. Oder dem intimen Duo der schweizerisch-albanischen Sängerin Elina Duni mit dem britischen Gitarristen Rob Luft, die am Ende den Kulturbörsenpreis „Freiburger Leiter“ in der Sparte Musik gewannen und demnächst ins Studio gehen, um für das Münchener Label ECM eine gemeinsame Platte einzuspielen.
Auch eine Gesangsstimme aus NRW sorgte für Aufmerksamkeit: Maika Küster aus Dinslaken wusste als Sängerin der Band „Der Weise Panda“ in Freiburg sehr zu gefallen.
Text: Christoph Giese; Fotos: Blerta Kambo
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JazzLine beim Klavier-Festival Ruhr 2020
Satte 74 Veranstaltungen, darunter 66 reguläre Konzerte an 23 Veranstaltungsorten bietet das diesjährige Klavier-Festival Ruhr vom 21. April bis zum 11. Juli. Ein beachtlicher Konzert-Marathon wartet also auf die interessierten Zuhörer. Die Großen und Neuentdeckungen der Klassik-Szene greifen in die schwarz-weißen Klaviertasten.
Der deutsche Trompeten-Star Till Brönner ist auch so ein gern gesehener Festivalgast. Dieses Mal trifft er auf einen alten Recken, den mit zwei Grammys ausgezeichneten US-Pianisten Bob James, eine Legende des Smooth Jazz, unter anderem auch mit der Band „Fourplay“. Man darf gespannt sein auf das Programm, dass sich diese beiden Herren für ihr Quintett für den 6. Mai in der Essener Philharmonie ausgedacht haben.
Weitere Infos und Tickets unter www.klavierfestival.de und www.westticket.de.
Text: Christoph Giese
US-Pianist Fred Hersch, der letztes Jahr sein Festivaldebüt zusammen mit der WDR Big Band gab, kommt mit seinem Trio (MiR, Gelsenkirchen, 27. April). Das Dieter Ilg Trio serviert am 18. Mai im Oberhausener Ebertbad sein Programm „Mein Beethoven“. Beethoven steht 250 Jahre nach seiner Geburt beim diesjährigen Festival ohnehin im Fokus. Und auch das Monty Alexander Trio, Chilly Gonzales mit Special Guest Olga Scheps und die Japanerin Hiromi sorgen bei diesem einzigartigen Pianistinnen treffen für jazzige Klänge.
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Florian Hoefner Trio im „domicil“ Dortmund
Wie klingt ein traditionelles schottisches Seemannslied, gespielt von einem Jazztrio? Und wie eine Bluegrass-Ballade aus Kentucky? Oder ein Folksong aus Neufundland? Sehr interessant, das lässt sich bei all diesen Liedern sagen nach dem Auftritt des „Florian Hoefner Trio“ an diesem Wochenende im Jazzclub „domicil“.
Der in Nürnberg geborene Jazzpianist Florian Hoefner tourt gerade durch Europa um sein allererstes Album im Trio vorzustellen. Und die Songs von „First Spring“ basieren eben zumeist auf traditionellen Melodien verschiedensten Ursprungs.
Wenn der Pianist und seine beiden kanadischen Mitmusiker Andrew Downing am Kontrabass und Nick Fraser am Schlagzeug spielen, dann dürfen die folkigen Ausgangsmelodien auch schon mal swingen, dann ist Raum da für gewitzte Improvisationen, dann wird vertonte Poesie zum leidenschaftlichen Jazzerlebnis.
Oft herrlich entspannt, aber auch zupackend musiziert dieses Trio, verwöhnt mit wunderschönen Melodien, die zwischendurch auch aus der Feder des Pianisten stammen. Ein zauberhafter Konzertabend.
Hoefner, den der Job seiner kanadischen Gattin vor einigen Jahren nach St. John´s in Neufundland verschlagen hat, hat sich zuletzt vermehrt mit Americana, Folk- und Countrymusik beschäftigt, die er in Dortmund wie selbstverständlich für eine Jazzbesetzung umarrangiert hat.
Text: Christoph Giese; Fotos: Günter Maiß
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26. Jazztage Dortmund
Ryan Porter feat. The West Coast Get Down
Wer mag John Coltrane, will US-Posaunist Ryan Porter kurz nach Beginn seines Konzertes gleich mal vom Publikum wissen. Allzu viele melden sich irgendwie nicht. Vielleicht weil die im ausverkauften Saal vielfach ungewöhnlich jung sind für den normalen Altersdurchschnitt im Dortmunder Jazzclub „domicil“. Und die längst verstorbene Jazzikone gar nicht kennen?
An diesem Abend des Eröffnungswochenendes der 26. Jazztage Dortmund stehen mit Ryan Porter und seinem Projekt „The West Coast Get Down“ Künstler auf der Bühne, von denen der eine oder andere beim Meisterwerk „To Pimp A Butterfly“ von US-HipHopper Kendrick Lamar mitgewirkt haben.
So wie Saxofonist Kamasi Washington, inzwischen selbst ein Star. Also ist das „domicil“ auch mit Hipstern gefüllt. Und die hören dann eben mit „Impressions“ einen Klassiker Coltranes, aber in der Version des Ryan Porter. Das heißt viel funkiger und auf Jetztzeit getrimmt. Das Thema des Songs dabei viel lässiger gespielt. Aber wenn Kamasi Washington zu seinem minutenlangen, scheidend scharfen Saxofonsolo ansetzt, dann ist die Spiritualität, die „Trane“ einst auszeichnete, mehr als nur zu erahnen.
Text: Christoph Giese; Fotos: Kurt Rade
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Ryan Porter und seine vier Mitstreiter liefern in Dortmund mit ihrem Mix aus Souljazz, R&B, Funk, Hardbop und hiphoppiger Attitüde eine energiegeladene, mitreißende, überzeugende Musikmischung, die in nur wenigen Momenten mal ruhig durchatmen lässt.
Bis zum 1. Dezember, wenn US-Saxofonist Chris Potter die 26. Jazztage mit seinem Auftritt abschließt, warten noch zahlreiche Höhepunkte auf den neugierigen Jazzfan. Etwa ein Abend mit dem französischen Geiger Théo Ceccaldi (30.10.), Zen-Funk mit „Nik Bärtsch´s Ronin“ (7.11.), eines von nur zwei Deutschlandkonzerten der bekannten US-Sängerin und Songschreiberin Rickie Lee Jones (9.11.) oder das Duo von Trompeter Nils Wülker mit Gitarrist Arne Jansen am 29. November.
Weitere Infos und Tickets unter www.domicil-dortmund.de
Angrajazz 2019
Angra do Heroísmo, Terceira, AzorenWenn der Vergleich bei den von Lorenzo angerichteten Schäden nicht vielleicht ein wenig unpassend klingen würde, ließe sich sagen: Wie ein Wirbelsturm fegte auch das Émile Parisien „Sfumato“ Quintet am Festivaleröffnungsabend über die Inselhauptstadt Angra do Heroísmo. Im kreisrunden Kultur- und Kongresszentrum schwingt sich der französische Sopransaxofonist mit seiner international besetzten Band zu einer packenden Tour de Force voller Spielwitz auf. Mal kurz von lässigen Rockgrooves in einen Walzer einzubiegen, kein Problem. Foklore mit Jazz zu mischen, gefühlvolle Momente mit wilden Eruptionen und harmonischen und melodischen Abstraktionen von freigeistigem Jazz zu paaren, eigene Stücke mit Material des wilden Joachim Kühn, all das macht Parisiens mitreißenden Auftritt an diesem Abend aus. Vergessen, dass der vorgesehene Gast, Bassklarinettist Michel Portal, wegen Krankheit nicht dabei sein konnte.
Ein anderer Saxofonist überzeugte längst nicht so. Der Portugiese João Mortágua und sein so hoch gelobtes Sextett AXES, besetzt mit vier Saxofonisten und zwei Schlagzeugern, vermochten nie diesen Sog zu entwickeln von dem man sich gerne reinziehen lässt. Schon die elektronischen Effekte bei Saxofonen und auch einigen Schlagzeugbeats - geschmacklich hart an der Grenze. An diesem Abend war vieles bei AXES mehr Stückwerk, trotz der honoren Idee was anderes als das Übliche bieten zu wollen.
Manchmal ist aber genau das magisch. Frank Kimbrough Quartet plays Monk! So schlicht der Titel, so zauberhaft das Konzert. Hat man je eine berührendere Version von „Round Midnight“ gehört als jetzt auf Terceira? Schwierig vorzustellen. Wie US-Pianist Frank Kimbrough die Töne hintupft, Bassist Rufus Reid und Schlagzeuger Billy Drummond die Rhythmen sanft einrühren und Saxofonist Scott Robinson wahnsinnig luftig gespielt die Melodie durch sein Tenorsaxofon haucht – ohne Worte. Eine CD-Box mit sechs Silberscheiben voll mit Monks Musik hat Kimbrough Ende letzten Jahress herausgebracht; mit einem ganzen Schwung dieser Stücke verwöhnte er auf den Azoren.
Was blieb sonst noch hängen? Dass US-Sänger Allan Harris ein vorzüglicher Jazz-Crooner ist, der mit raffinierten Versionen bekannter Jazzmusik durchaus zu überraschen wusste. Der aber leider auch gnadenlos überzog und dabei auch noch ein wenig zu viel plauderte. Dass Miguel Zenóns Quartet einfach heiß ist! Dass das heimische Orquestra Angrajazz immer wieder viel Spaß macht. Und dass Angrajazz ein wirklich familiär wirkendes, sehr angenehmes Festival in einer traumhaften Umgebung ist.
Text: Christoph Giese; Fotos: Rui Caria
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Jazzfestival Leibnitz 2019
Zum Festivalausklang geht es wieder hinauf zum wundervollen Weingartenhotel Harkamp. Und wieder ist Petrus dem Festival wohlgesonnen, scheint die Sonne doch pünktlich zur Mittagszeit vom blauen Himmel beim Open Air-Auftritt in den Weinbergen. Die „Ivo Papasov Wedding Band“ aus Bulgarien mit ihrem gekonnten Mix aus bulgarischer Folklore und Jazz und ihre durch krumme Metren gejagten Hochgeschwindigkeitsrhythmen sorgt in diesem zauberhaften Ambiente für sehr lebendige Unterhaltung auf Spitzenniveau. Da denkt man sich nur: Schade, dass es nun wieder ein Jahr dauert bis zum nächsten Festival.
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40. Leverkusener Jazztage in der Vorschau
Großer, runder Geburtstag am Rhein! Die Leverkusener Jazztage feiern ihren 40. Geburtstag. Da konnte man ein beachtliches Namedropping beim Jubiläumsprogramm erwarten. Und ja, es sind wie immer klangvolle Namen eingeladen. Aber die Macher dieses bekannten Jazzfestivals setzen auch wieder auf klug zusammengestellte Themenabende. Und die versprechen allerbeste Unterhaltung.
Oder wie könnte es langweilig werden bei den „German Classics“ mit „Klaus Doldinger´s Passport“ und der musizierenden Plaudertasche Götz Alsmann? Schlagzeugfans dürften sich dagegen mehr auf die „Drum World“ freuen. Kommt doch US-Schlagzeuglegende Billy Cobham. Und US-Saxofonist Bill Evans mit seiner Band „The Spy Killers“, bei der Deutschlands Top-Drummer Wolfgang Haffner trommelt. Dazu noch Simon Phillips mit Band – mehr Rhythmus-Cracks an einem Abend geht kaum.
Alle Termine, weitere Infos und Tickets unter www.leverkusener-jazztage.de
Text & Fotos: Christoph Giese
Die WDR Big Band trifft in Leverkusen auf die US-Fusionband „Yellowjackets“. Kenny Wayne Sheppard, Kris Barras und Earmonn McCmormack bespielen nacheinander die Bühne im Forum während einer langen Bluesnacht. Das Forum haben dann Reggaesänger Gentleman und Rapper „Samy Deluxe & Das DLX Ensemble“ jeweils einen Tag für sich alleine.
Al Di Meola, an gleich zwei Abenden hintereinander, „Incognito“, Tina Dico oder „Element Of Crime“ – das diesjährige Programm ist kunterbunt. Und auch am Nebenspielort, dem Club „Scala“, warten mit der Akkordeonistin Lydie Auvray oder Soulsängerin Kimberose interessante Künstler auf das sicher wieder zahlreiche Publikum.
Ticket-Hotline: 02171-767959.
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Thomas Hufschmidt Trio & Masha Bijlsma im Katakomben-Theater Essen
Es herrschte viel Verkehr auf der Autobahn von Holland nach Essen. Und so kam Masha Bijlsma viel später als geplant im Katakomben-Theater an. Kaum Zeit also für gemeinsames Proben mit dem Trio von Pianist und Folkwang-Professor Thomas Hufschmidt. Das wäre ja vielleicht wichtig gewesen, sah man sich doch zum ersten Mal. Für das Konzert seiner Reihe „Clubdates“ hatte Hufschmidt dem Tipp eines ebenfalls Piano spielenden Kollegen vertraut und die Sängerin eingeladen. Aber soviel vorweg: Man spürte es nicht, dass diese vier Musiker nie zuvor zusammengespielt hatten.
Die Stücke waren selbstverständlich im Vorfeld abgesprochen: Material aus dem reichhaltigen Great American Songbook. Jazzstandards, die in Rüttenscheid aber keineswegs standardisiert klangen. „Softly, As In A Morning Sunrise“, ursprünglich mal für eine Operette geschrieben, verwandelte sich zu einer aufregenden, hart swingenden Nummer. Und so manch anderes Stück bekam an diesem Abend ebenfalls eine interessante andere Färbung verpasst.
Dafür sorgten natürlich Thomas Hufschmidt am Keyboard und seine beiden Kollegen an Kontrabass und Schlagzeug. Aber auch Masha Bijlsma, die mit ihrer kräftigen, so wunderbar wandelbaren Altstimme viele Nuancen in das bekannte Liedmaterial einwebte.
Röhren kann sie, singend zum Zuckerhut blicken, in Balladen die Seele streicheln, fein scatten. Und ganz am Schluss sich auch noch zu einer mitreißenden Bluesstimme aufschwingen.
Text und Fotos: Christoph Giese
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PUNKT Festival 2019
Kristiansand, Norwegen
Nein, an eine so lange Lebenszeit des Festivals habe man nie gedacht. Und jetzt stehe man hier und feiere die 15. Ausgabe von PUNKT. Nicht nur Arne Bang, der Bruder von Jan Bang, einem der beiden Festivalgründer, ist erstaunt darüber. Es sind wohl viele. Aber es hat sich in den anderthalb Jahrzehnten dieses auf Live Remixe basierten Festivals etwas Wunderschönes entwickelt: Ein Gefühl von Heimat. Von musikalischer Heimat, weil immer wieder Mitglieder des engen PUNKT-Zirkels der ersten Tage den Weg nach Kristiansand finden und mitwirken. Bei den Konzerten oder als Teile der Remixe. Nils Petter Molvær, Arve Henriksen, Sidsel Endresen, Eivind Aarset oder Bugge Wesseltoft - sie alle waren auch dieses Mal wieder da. Und dann ist da noch diese intime Atmosphäre, dieses familiäre Gefühl. Kaum ist man in der kleinen, sympathischen Hafenstadt in Südnorwegen angekommen, trifft man auch schon ein bekanntes Gesicht. Viele Fans des Festivals kommen jedes Jahr und auch viele Kollegen, die in der einen oder anderen Art dem Festival beruflich verbunden sind, finden immer wieder den Weg nach Kristiansand.
Auch das macht PUNKT aus. Natürlich in erster Linie das musikalische Konzept und die dazugehörige Musik. Die imposante Domkirken stand an einen Nachmittag dieses Jahr im Mittelpunkt. Keyboarder Ståle Størlokken startete auf der Kirchenorgel wobei er interessanterweise beide, an zwei Seiten des Kirchenschiffes angebrachten Orgelpfeifen nutzte. Das allein sorgte schon für interessante Klangvarianten, schon wie er mächtige, dumpfe Orgelsounds aus zwei Richtungen auftauchen ließ.
Warum so manch einer so von dem US-Gitarristen und Komponisten Steve Tibbets schwärmt, erschloss sich bei seinem Duoauftritt mit dem Perkussionisten Mark Anderson irgendwie nicht. Die Musik ging nicht über einen Punkt hinaus, Tibbets´ Gitarrenspiel war ganz nett, mehr nicht. Aber auch das macht PUNKT so besonders. Man kann, für sich empfunden, ein ziemlich uninteressantes Konzert hören, und dann kommt der Remix und reißt es raus. So geschehen in der Kirche wo Jan Bang, Erik Honoré, Arve Henriksen und Eivind Aarset auch Elemente vom Steve Tibbets-Konzert nutzten um daraus pure Magie zu kreieren.
Auch das Powertrio „Supersilent“ gefiel im Club Kick mit seinem Remix irgendwie besser als die Ausgangsquelle, das Konzert der Noiserockband von Gitarrist Thurston Moore. Zum Jubiläum kehrte PUNKT jetzt erstmals seit sieben Jahren wieder zurück ins Kilden Performing Arts Centre, dem 2012 direkt am Wasser erbauten Schmuckstück für Kultur. Der Abend, unter anderem mit dem Sinfonieorchester von Kristiansand welches die Weltpremiere von Dai Fujikura´s Shamisen Concerto spielte, oder mit dem dieses Mal nicht so wahnsinnig inspierenden Trio „Rymden“ wird sicher nicht zu den unvergesslichen in der Festivalhistorie zählen, auch wenn der Orchester-Remix von Jan Bang und Sidsel Endresen und der abschließende Remix von Rymden, mit den Masterminds Jan Band und Erik Honoré, Dai Fujikura, Eivind Aarset und Nils Petter Molvær wieder einige memorable Momente bereithielt.
Was bleibt noch hängen von der Jubiläumsausgabe? Jan Bang singt nach Jahrzehnten wieder. „Dark Star Safari“, sein neues, ambitioniertes ArtRock-Bandprojekt mit Festivalmitbegründer Erik Honoré, Gitarrist Eivind Aarset und dem Schweizer Schlagzeuger Samuel Rohrer kombiniert die menschliche Stimme mit Live Sampling und Elektronik in sanften Liedern. Improvisationen führen zu Songstrukturen. Das selbstbetitelte Debütalbum ist im Frühjahr erschienen. Mal sehen wohin sich dieses exquisite Quartett entwickelt. Und mit der lokalen Band Drongo und dem jungen Remixer Simen Løvgren bot das Festival auch dem Nachwuchs wieder eine Plattform. Es wird spannend sein zu verfolgen wie sich die nächste Generation von Festivalmusikern entwickeln wird und darf bei PUNKT.
www.punktfestival.no
Text: Christoph Giese; Fotos: Petter Sandell & Alf Solbakken
Ståle Størlokken betörte mit verschiedensten, auch verspielten Stimmungen auf der Kirchenorgel. Ein wunderbares Set, das vor allem etwas auszeichnete, was den danach folgenden „Trondheim Voices“ nicht gelang: rechtzeitig aufzuhören. Die neun Damen des Vokalchores verblüfften durchaus mit ihren stimmlichen Abenteuern und vokalen Ausflügen, aber sie sangen definitiv zu lang, was die Magie ihres Auftritts minderte.
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Funchal Jazz Festival 2019 auf Madeira
Terence Blanchard spielte noch bei den Jazz Messengers von Art Blakey. Mit einem Tributkonzert an den lange schon verstorbenen Meisterdrummer schaute der Trompeter aus New Orleans mit seinem E-Collective, mit Schlagzeug-As Jeff „Tain“ Watts als Special Guest, auf Madeira vorbei. Blanchard leistet sich auf der Insel den Luxus, einen Kontra- und einen E-Bassisten in der Band zu beschäftigen, die abwechselnd oder gemeinsam auf der Bühne stehen und das Geschehen in die entsprechende Richtung lenken. Blanchards Blakey-Arrangements, eingebunden in die elektro-akustischen, mitunter wuchtigen, von verzerrter E-Trompete hoch gepushten Klangwelten des E-Collective, machen Spaß. Die Mischung zwischen Blakey- und E-Collective-Material stimmt. Und wie schön als Zugabe den Jazz Messengers-Klassiker „Moanin`“ zu hören.
Text: Christoph Giese; Fotos: Renato Nunes
40. Montreal Jazz Festival 2019
Und was wollte man nach diesem Erlebnis am gleichen Abend noch hören? Erst mal nichts. Erst mal ein wenig übers Festivalgelände streifen, die frische Abendluft genießen. Und dann kommt irgendwann die Lust zurück auf mehr Musik. Denn an diesem Abend spielt ja noch Makaya McCraven, in einem intimen Amphitheater mit gut 400 Plätzen. Der Trommler und Beat-Master aus Chicago, einer der hippen Stimmen des aktuellen Jazz. Einer, der mit hypnotischen, fein konstruierten, mitreißenden Rhythmen und mit HipHop-Attitüde Jazz spielt, dabei eine Band mit Saxofon, E-Gitarre, Bass und Tasteninstrumente um sich schart, die sich von ihm pushen lässt, aber dennoch dabei immer packende melodische Stränge entwickelt.
Mindestens ebenso hip klingt die britische Saxofonistin Nubya Garcia. Eine heiße Kanne spielt die Powerfrau aus London und lässt sich dabei von ihrer Klasseband gerne nach vorne treiben. Spiritueller Jazz, Dub Reggae oder Funk, daraus entsteht bei Garcia eine Mischung, die sich im Live-Spiel immer weiter zu einem Höhepunkt führt. Und das kommt beim Publikum an, das sich immer wieder von der Saxofonistin mitnehmen lässt auf ihre aufgeputschten Reisen. Wem das gefiel der konnte tags darauf Nubya Garcia noch einmal erleben, im Trio des jungen Tubaspielers Theon Cross, ebenfalls aus London. Cross macht aus dem schwerfällig wirkenden Instrument eine leichtfüßige Groovemaschine und verblüfft dabei immer wieder auch mit überraschenden Sounds. Unermüdlich angetrieben von einem knalligen Schlagzeug ist das ein mindestens zum Kopfwippen animierendes Gebräu, was das Trio zu später Abendstunde einem enthusiastischen Publikum servierte.
Montreal bot in diesem Jahr viele Möglichkeiten viele junge neue Stimmen des Jazz zu entdecken. So wie das US-Quintett „Butcher Brown“, das rockige E-Gitarrenriffs mit Funk und Jazz kreuzt und dabei viel Spaß macht, auch wenn sich bei dieser Band noch was entwickeln kann.
Anlässlich des 20.Geburtstages seines bahnbrechenden Albums „Bending New Corners“ hatte der französische Trompeter Erik Truffaz in Montreal die Ehre, dieses mit seiner um Rapper Nya erweiterten Band und seinem atmosphärischen, groovigen HipHop-Jazz auf der größten Open Air-Bühne des Festivals zu spielen. Vor gleich vielen Tausenden von Menschen aufzutreten, das habe er zuvor erst ein weiteres Mal erleben dürfen, auf einem Festival in Korea, erzählte Truffaz am nächsten Tag.
Auch das ist Montreal, das Unerwartete bekommt seinen Platz. Und wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann abseits des Jazzfestivals ebenfalls Spannendes entdecken. Etwa einen Fadoabend in einem kleinen Saal hinten in einer alten Kirche. Dort führt die in Montreal lebende portugiesische Sängerin Suzi Silva mit einem Programm das sie „Fad´azz“ nennt, einer Fusion von Fado mit Jazz, portugiesisches Liedgut mit ihren Arrangements und begleitet von einer fadountypischen Besetzung mit E-Piano, E-Gitarre, Kontrabass und Schlagwerk zu neuen Ufern. Ein traumhaft schönes Konzert und ein lohnenswertes Fremdgehen von einem ganz besonderen Festival.
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Sakili in der Bleckkirche Gelsenkirchen 2019
Francis Proper – Rahmentrommel, Leadgesang
Ricardo Legentile – Akkordeon, Gesang
So geht es animierend und mitreißend zur Sache. Die Mischung aus afrikanischen Rhythmen und europäischen Tänzen heizt unweigerlich an. Selbst mit amerikanischem Blues lässt sich der Sega prima verbinden, wie das Trio demonstriert. Vallen Pierre Louis wird dann zum coolen Bluessänger.
Text und Fotos: Christoph Giese
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JazzNacht Zollverein 2019
Nach der Pause dann ein gewollter musikalischer Bruch. Die „Nighthawks“ mögen es weniger filigran, dafür deutlich lauter und rockiger. Gestartet Ende der 1990er Jahre zunächst als reines Studioprojekt, hat sich das deutsche Quintett um die beiden Masterminds Dal Martino (Bass) und Reiner Winterschladen (Trompete) längst als Klasse-Liveband etabliert. Die in Essen zwischen tanzbaren, loungigen Klängen und funkig-rockigem Jazz brillierte. Und mit kurzen Ausflügen, etwa in mexikanisches Mariachi-Terrain, auch eine Spur musikalischen Humor bewies.
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Rolf Kühn Quartett bei „Jazz in Essen“ im Grillo-Theater
Frank Chastenier – Piano
Lisa Wulff – Kontrabass
Tupac Mantilla – Schlagwerk, Body-Percussion
Jazzempresario Berthold Klostermann hat sich ein Jahr auf diesen Abend gefreut. Der künstlerische Leiter der Konzertreihe „Jazz in Essen“ plant sein Programm nämlich immer ein Jahr im Voraus. Und jetzt endlich stand Rolf Kühn auf der Bühne des Grillo-Theaters. Der fast 90-Jährige, der in den 1950er und 1960er Jahren in den USA im Benny Goodman-Orchester oder als Solo-Klarinettist bei Tommy Dorsey spielte.
Nach Essen hat die lebende Jazzlegende Pianist Frank Chastenier, Bassistin Lisa Wulff und Schlagwerker Tupac Mantilla mitgebracht. Mit letzterem startet er das zweite Set des Abends im Duo. Der Kolumbianer steht neben Rolf Kühn am Bühnenrand und gibt mit Body Percussion den Takt vor, während der alte Haudegen auf seiner Klarinette dazu lustvoll improvisiert.
Text: Christoph Giese, Fotos: Kurt Rade
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Da spürt man den noch immer großen Spaß bei Rolf Kühn am Entdecken, am Ausprobieren. Auch wenn so manche Nummer des Abends streng durchnotiert ist, er in alten Jazzballaden wie „Body and Soul“ wunderbar in vielen Farbschattierungen auf seiner Klarinette schwelgt. Aber dann wird es wieder frei und mutig – und man glaubt kaum, wie cool so ein 89-Jähriger aufspielt.
„Quartetoukan“ in der Neuen Synagoge Gelsenkirchen „Klangkosmos Weltmusik 2019
Maria Dolores-Gay – Cello
Baris Yavuz – Gitarre
Israel Redondo – Perkussion
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The Sephardics in der werkstatt Gelsenkirchen
Ludger Schmidt – elektrisches Cello
Martin Verborg – Geige & Saxofon
Patrick Hengst – Schlagzeug
Da wird das elektrische Cello von Ludger Schmidt zur Groovemaschine und zur brachialen, verzerrenden Rockgitarre, während Schlagzeuger Patrick Hengst nach vorne treibt und Martin Verborg auf Geige oder Saxofon wilde Girlanden produziert.
In solchen Momenten erlebt man ein ausgelassenes Rockjazzquartett auf der werkstatt-Bühne, um kurze Zeit später wieder einzutauchen in die spanisch-jüdische Musiktradition mit ihren auch berührenden Melodien und Momenten, die aber gleich wieder für expressive Kommentare der Beteiligten aufgebrochen werden. All das machte den Reiz dieses Konzertes und dieser ungewöhnlichen Band aus.
Text: Christoph Giese, Fotos: Kurt Rade
Carminho im Dortmunder „domicil“
CD-Tipp: Carminho „Maria“ (Warner)
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Snow Jazz Gastein 2019
www.jazz-im-saegewerk.org
Text : Christoph Giese; Fotos: Jazz im Sägewerk
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Jakob Bro Quartet bei „Jazz in Essen“ im Grillo-Theater
Thomas Morgan – Kontrabass
Joey Baron – Schlagzeug
Palle Mikkelborg – Trompete & Flügelhorn
Berthold Klostermann, künstlerischer Leiter der Konzertreihe „Jazz in Essen“, gibt in seiner kurzen Ansprache vor dem ersten gehörten Ton dem zahlreichen Publikum im vollbesetzten Grillo-Theater den Tipp, wie man dem Jakob Bro Quartet am besten begegnen sollte: zurücklehnen und sich in die Musik fallenlassen.
Da ist genau der richtige Ansatz für die Klänge des dänischen Gitarristen und seinem formidablen Quartett. Denn Jakob Bro ist ein Meister der Kontemplation, der Stille, des Nachhängens von Tönen. Der Däne tritt in Essen als meist sensibler Geschichtenerzähler auf, der dabei ohne einen großen Plot auskommt.
Es sind kurze melodische Einfälle in Zeitlupentempo und Pastelltönen, die er seiner elektrischen Gitarre entlockt und die dann von den anderen aufgenommen werden. Von Thomas Morgan und seinem mitunter eigenwilligen Kommentaren am Kontrabass und von den so herrlich frei schwebenden Pulsschlägen von Schlagzeuger Joey Baron.
Und dann ist da ja noch der Altmeister an Trompete und Flügelhorn auf der Bühne, der fast 78-jährige Palle Mikkelborg. Der Landsmann von Jakob Bro hat mit ihm das wunderbare Album „Returnings“ im letzten Jahr veröffentlicht und folgt im Grillo-Theater mit viel Gefühl und sanftem, luftigen Ton den Gitarrenlinien mit Miles Davis-haftem Gestus und Sound.
Wunderschön das alles. Entspannend. Entrückend. Sphärisch. Man mochte kaum aufwachen aus diesen Klang(t)räumen.
CD-Tipp: Jakob Bro „Returnings“ (ECM/Universal)
Text: Christoph Giese, Fotos: Kurt Rade
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